Wege zu Ärzt*innen
In den Interviews fragten wir unsere Interviewpartner nach ihrer Krankengeschichte als Prostatakrebspatient. Einige begannen ihre Erzählungen mit den jeweiligen Auslösern und Gründen, die sie dazu veranlassten, zum Arzt zu gehen. Männer, in deren Familie in der Vergangenheit bereits einmal Prostatakrebs aufgetreten war, schilderten uns, dass sie aufgrund der erblichen Vorbelastung regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrgenommen hätten. Andere Gesprächspartner hatten ebenfalls im engsten familiären Umfeld oder Freundeskreis Prostatakrebs oder eine andere Krebserkrankung erlebt, die sie veranlasste, selbst einen Arzt zu konsultieren.
Andere erlebten kleine körperliche Veränderungen und suchten nach Gesprächen mit Freunden oder Familienmitgliedern einen Arzt auf. Einige, wie Georg Sommer und Holger Andres, standen wegen früherer Prostata- bzw. Harnleiterprobleme schon unter urologischer Kontrolle, in deren Rahmen dann das Karzinom entdeckt wurde. Rolf Fuchs hatte Blut im Sperma, weshalb er einen Urologen aufsuchte. Manche unserer Interviewpartner berichten, dass sie Potenzprobleme oder Probleme beim Wasserlassen hatten. Wenn diese dann zunahmen und für sie nicht mehr „normal“ waren, suchten viele ihre Hausärzt*innen bzw. Urolog*innen auf, manchmal erst auf Anraten ihrer Partnerin.
Andere Männer sprechen dagegen von einer konkreten, körperlichen Veränderung, die sie veranlasste, ihre Hausärzt*innen bzw. Urolog*innen aufzusuchen. Christian Lorenz hatte beim Joggen Schmerzen in den Beinen, Alexander Huetzing bekam beim Wandern Rückenbeschwerden, die ihn stutzig machten und dazu veranlassten, einen Arzt/eine Ärztin aufzusuchen. Andere Männer schildern als Auslöser Schambeinschmerzen oder Nierenschmerzen, die sie dazu brachten, zum Arzt/zur Ärztin zu gehen.
Für andere gab es andere Anstöße, die sie aufmerksam machten, zur Untersuchung zu gehen. Dieter Bauer war bei einem Vortrag über „Männerkrankheiten“, Thomas Lange berichtet, dass er durch eine Medienkampagne animiert wurde, wieder seinen Urologen aufzusuchen.
Thomas Lange kann sich gut erinnern, wie ihn ein Zeitungsartikel über Vorsorge „total erwischte“.
Einige Männer folgten auch der Empfehlung ihrer Hausärzt*innen, sich bei Urolog*innen oder Internist*innen untersuchen zu lassen. Es gab auch Interviewpartner, die sich regelmäßig ab dem 45. oder 50 Lebensjahr durchchecken ließen und per Zufallsbefund diagnostiziert wurden. Sie schildern, dass es für sie als Mann normal gewesen sei, ab einem gewissen Alter einmal im Jahr zum Urologen/zur Urologin zu gehen. Sie hätten sich dadurch sicherer gefühlt, auch weil sie „vorsorgliche Menschen“ seien und es zum Teil ihren Partnerinnen gleichtun wollten.