Die Erfahrungen von Wolf Jung

Portrait Wolf Jung ist 68 Jahre alt und verheiratet. Im April 2006 wurde Prostatakrebs festgestellt. Nach der nervenschonenden Prostatektomie war er sehr schwach und unternahm trotz dessen eine Weltreise mit seiner Frau, die er als Phase der Erholung beschreibt. Er engagiert sich in der Selbsthilfe.

Als bei einem grundsätzlichen „Check“ beim Arzt ein erhöhter PSA-Wert festgestellt wurde und eine nachfolgende Biopsie zur Diagnose Prostatakrebs führte, sei Wolf Jung nicht überrascht gewesen, da mehrere Familienmitglieder bereits vor ihm an Prostatakrebs erkrankt war. Eine Zweitmeinung brachte den gleichen Befund.

Als Optimist sei für ihn von Anfang an klar gewesen, dass die Krankheit gut verlaufen würde. Da er bei den Arztgesprächen meist aufgeregt war, erlebte er es als sehr hilfreich, dass seine Frau ihn immer begleitete und von den Gesprächen mehr mitbekam.

Wolf Jung erfuhr von seinem Arzt von den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und informierte sich daraufhin unter anderem bei einer Selbsthilfegruppe, wo er hilfreiche Ratschläge bekam. Gemeinsam mit seiner Frau entschied er sich letztendlich für eine Prostatektomie, in der Hoffnung, dass der Krebs dadurch vollständig entfernt werde.

Geschwächt durch die Operation fühlte er sich in den ersten Wochen nach der Operation sehr schlecht. Mit der anfangs starken Inkontinenz kam er nicht gut zurecht und benötigte viel Hilfe von seiner Frau. Trotz seines körperlichen Zustandes unternahm Wolf Jung mit seiner Frau eine Weltreise und konnte sich durch den Aufenthalt auf einem Schiff allmählich erholen. Er vermutet, dass das Tischtennisspielen während der Reise seinen Beckenboden stärkte und auch das gute Essen dazu beitrug, dass er wieder auf die Beine kam.

Bis heute hat es keinen PSA-Wertanstieg gegeben, der Wert liegt bei null. Er fühlt sich relativ gut, es gibt nach wie vor leichte Probleme mit Inkontinenz und seine Potenz ist sehr stark eingeschränkt. Ihre Sexualität richteten Wolf Jung und seine Frau in einem offenen Gespräch gemeinsam neu aus.

Wolf Jung engagiert sich heute in leitender Funktion in der Selbsthilfe, da er seinen damaligen Besuch als wertvoll empfand und nun selbst anderen Betroffenen etwas zurückgeben wolle. Hilfreich sei für ihn, dass er trotz der langen Zeit seit der Erkrankung weiterhin jedes viertel Jahr zur Nachsorge gehe und seine Frau das Ergebnis vom Arzt erfährt, bevor sie es ihm mitteilt.

Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.

 

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