Rüdiger Schnelte blickt dem Tod realistisch entgegen.
Heute ist, wie gesagt, ich mache mir ja immer das/ habe das früh genug bei der [Einrichtung A] damals gelernt, Maßband, ein Meter, 100 Zentimeter. Das sind die letzten 100 Tage. Das lege ich mir hier hin, dann sage ich 100. 73 hast du weg, 100 wirst du nicht, wirst nur 86 oder 85. Dann weiß ich doch, was noch aussieht. Dann habe ich noch den Bereich von dem. So. Realist bleiben. Und das bin ich. Ein Realist. Und ich sage mir immer, jetzt haben wir noch 10, 12, 14 Jahre, vielleicht auch noch ein bisschen mehr, aber da denke ich gar nicht drüber nach, was dann kommt. Aber erstmal so die Ausrichtung, ja, und dann ist es das. So, und dann muss man im Kopf sich darauf freimachen und nicht am Leben klammern. Da gehöre ich nicht zu. Ich bin nicht so ein Klammerer, der meint, er müsste jetzt das Leben noch bis 102 oder 105 oder so/ Nein. Das Leben spielt anders. Da fällt man tot um, wenn man Glück hat, dann ist das Thema durch. Oder man wird schwer krank. Das wäre die schlechtere Variante. Und ich kann immer nur wieder sagen, ich bin ein harter Mensch, und ich bin ein ganz weicher Mensch. Und ich bin am weichesten, wenn ich andere Leute sehe. Ich kann nicht auf den Friedhof gehen. Wenn die weinen, weine ich mit. Ja, wenn ich Leute höre, denen es so schlecht geht, das kann ich nicht gut. Da habe ich ein unheimliches Problem mit. Deswegen, ich selber muss klarkommen und ich will mich nicht mit anderen Problemen zu sehr beschäftigen. Jetzt muss ich auch dazu sagen, so in unserem Freundes- und Familienkreis, ja, wenn sie gestorben sind, sind sie relativ schnell gestorben. Nicht lange im Krankenhaus oder in irgendwelchen Heimen gewesen. Und das finde ich dann gut. Es ist immer tragisch, wenn einer direkt stirbt, den man nicht auf der Liste hat, sage ich mal jetzt, auch wenn er schon älter ist. Aber dann ist das eine Momentgeschichte und da muss man mit der Sache fertig werden. Schlimmer ist, wenn die dann ins Krankenhaus kommen und noch zehn Jahre da oder im Altenheim rumvegetieren. Und fangen Spielchen an, die wir als Kleinkinder gemacht haben. Es ist doch so. Ball greifen, weitergeben. Diese ganzen Sachen, wenn ich so alte Leute in so einem Altenheim sehe, dass sie überhaupt beschäftigt sind, dann denke ich immer, Gottes Willen, da willst du nicht hin, weil das ist so das Schlechteste und Schlimmste, finde ich. Dann lieber vorher abtreten.