Die Erfahrungen von Reinhard Stockmann
Reinhard Stockmann ist zum Zeitpunkt des Interviews 74 Jahre alt und verheiratet. Er lebt gemeinsam mit seiner Frau und hat keine Kinder. Im Frühjahr 2018 bekam Reinhard Stockmann die Diagnose eines Prostatakarzinoms. Zu dieser Zeit war er bereits in Rente. Nach einer Seed-Brachytherapie spielt der Krebs für ihn heute kaum noch eine Rolle. Reinhard Stockmann hat im Laufe seiner Krankheitsgeschichte viel Wissen aufgebaut und ist dankbar, wenn er insbesondere jungen Männern die Bedeutung von Vorsorge vermitteln kann.
Reinhard Stockmann hat keine Anzeichen verspürt, bevor sein PSA-Wert bei einer Routine-Untersuchung bei seinem Hausarzt auffällig erschien. Daraufhin war er beim Urologen, der eine Biopsie machte. Diese empfand er als sehr schmerzhaft, da er keine Betäubung hatte. Insgesamt war Reinhard Stockmann bei seinem Urologen unzufrieden und wechselte daher. Sein jetziger Urologe nimmt sich Zeit und Reinhard Stockmann fühlt sich bei diesem deutlich wohler. Hinsichtlich einer Behandlung hat er sich umfangreich informiert und von einem Bekannten im Rahmen der Selbsthilfe beraten lassen. Seine Entscheidung war schließlich eine Bestrahlung von innen durch Seeds. Dies sind kleine radioaktive Metallstifte. Das Einsetzen dieser nahm Reinhard Stockmann sehr mit. Er hatte im Anschluss starke Schmerzen, insbesondere beim Wasserlassen.
Heute geht es Reinhard Stockmann gut. Er weiß, dass der Krebs nicht besiegt ist. Die Bestrahlung über zwei Jahre führte insgesamt dennoch dazu, dass der PSA-Wert kontinuierlich sank und er sucht regelmäßig seinen Urologen zur Nachsorge auf. Reinhard Stockmann hat kaum Probleme mit Inkontinenz und der Krebs spielt in seinem Alltag keine Rolle mehr, sagt er. Dadurch, dass er den festen Glauben daran hatte, dass die Geschichte für ihn gut ausgeht, hat Reinhard Stockmann die Erkrankung verarbeitet und keine Angst verspürt.
Durch Selbsthilfe und Schulungen hat Reinhard Stockmann sich intensiv mit dem Thema Krebs auseinandergesetzt. Er ist als Patient sehr eigeninitiativ und versucht, dies auch Männern in seinem Umfeld zu vermitteln. Da sein Bruder ebenfalls Prostatakrebs und Reinhard Stockmann keine eigenen Kinder hat, achtet er bei seinen Neffen besonders darauf, dass diese regelmäßig ihren PSA-Wert testen. Auch in den onkologischen Rehas hat es Reinhard Stockmann sehr erfüllt, anderen jüngeren Betroffenen sein Wissen mit auf den Weg zu geben. Er hat ihnen vermittelt, dass das Leben weitergeht und selbst einige Übungen gelernt, die er noch heute in seinen Alltag einbaut. Insgesamt ist Reinhard Stockmann sportlich und geht regelmäßig ins Fitnessstudio. Beides trägt zum Umgang mit der einzigen Folgewirkung des leichten Urindrangs bei.
Neben der Bewegung ist eine ausgewogene Ernährung Teil des gesunden Lebensstils im Leben von Reinhard Stockmann. Seine Frau und er kochen frisch mit Gemüse aus dem eigenen Garten. Der Anbau trägt zu seiner Lebensqualität bei, sagt Reinhard Stockmann. Zudem gönnt er sich heute eher Dinge, die er gerne haben möchte und hat im Zuge der Krebserkrankung gelernt, deutlicher seine Meinung zu sagen. Nach psychischer, emotionaler Betreuung hatte Reinhard Stockmann kein Bedarf. Er sagt, er habe das Thema Krebs immer offen kommuniziert und die Unterstützung sowie Fürsorge seiner Frau, insbesondere nach dem Einsetzen der Seeds, sehr geschätzt. Wichtig ist Reinhard Stockmann, in einer solchen Situation dennoch etwas für sich und seinen Körper zu tun und nicht aufzugeben. Für die Zukunft wünscht sich Reinhard Stockmann, etwas auszuprobieren, was er noch nie oder lange nicht mehr gemacht hat, beispielsweise eine Ballonfahrt.
Das Interview wurde im Juli 2023 geführt.
Alle Interviewausschnitte von Reinhard Stockmann
Reinhard Stockmann fand es schön, dass er jüngeren Patienten etwas mit auf den Weg geben konnte.
Reinhard Stockmann hat Verständnis, wenn die Selbsthilfe nicht für alle der richtige Weg ist.
Für Reinhard Stockmann ist die emotionale Nähe und die Stabilität in seiner Ehe im Fokus.
Reinhard Stockmann ist aufgrund der Krebserkrankung offener und direkter geworden.
Reinhard Stockmann betont die Relevanz von Mimik und Gestik im Gespräch mit Ärzt*innen.