Die Erfahrungen von Michael Albrecht

Portrait Michael Albrecht war 63 Jahre alt, als ihm Prostatakrebs diagnostiziert wurde. Er ist verheiratet, hat einen erwachsenen Sohn und ist Beamter. Die Operation ist zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht lange her. Seine derzeitige Impotenz ist für ihn schwierig.

Im Sommer 2012 musste Michael Albrecht vier bis fünf Mal in der Nacht auf die Toilette gehen, was er ungewöhnlich fand. Auf den Rat seines Sohnes, der Medizin studiert, konsultierte er einen Urologen. Es wurde eine Tastuntersuchung durchgeführt und der PSA-Wert gemessen, woraufhin eine Biopsie mit zwölf Stanzen folgte, die als Resultat Prostatakrebs ergab. Michael Albrecht entschied sich für eine Operation. Und ihm wurde ein Katheter durch die Harnröhre gelegt. Nach der Operation nahm er eine Reha-Maßnahme in Anspruch. Zum Zeitpunkt des Interviews nimmt er keine Medikamente mehr.

Da er bereits vor vielen Jahren vasektomiert wurde, habe er die Totaloperation nicht mit dem Verlust von Männlichkeit assoziiert. Den Katheter habe er jedoch als entwürdigend empfunden. Während seines Krankenhausaufenthaltes wollte er auch aufgrund seines körperlichen Zustandes außer seiner Ehefrau keinen Besuch empfangen. Psychisch und körperlich fühle er sich heute gut und er ist kontinent. Dass seine Erektion noch nicht wieder einsetzte, sei jedoch ein wirklich großes Problem für ihn.

Michael Albrecht arbeitete bis zum letzten Tag vor seiner Operation, um sich gedanklich abzulenken. Auch seinen Kollegen berichtete er offen von der Krankheit. Die wahrgenommene Anteilnahme empfand er als sehr heilsam. Dass er bereits vier Monaten nach seiner Operation wieder voll im Berufsleben steht, überrasche ihn selbst. Michael Albrecht hat einen Schwerbehindertenausweis mit einer Einstufung von 50 Prozent. Da er zudem verbeamtet ist, hat er die Möglichkeit, frühzeitig in Pension zu gehen, wovon er auch gebraucht machen will.

Während des Reha-Aufenthalts sah Michael Albrecht seine Ehefrau nicht. Er habe sich in dieser Zeit auf sich konzentrieren wollen, um wieder gesund zu werden. Er nutzte dort die vielfältigen Angebote, trieb viel Sport und ging in die Therme. In der Zeit danach, als er noch krankgeschrieben und zuhause war, sei er mit seiner Frau ganz eng zusammen gewesen. Seine Frau begleitete ihn zu den Untersuchungen. Sie entschieden gemeinsam über Behandlungsoptionen und seien auch zu zweit durch die Krankheit gegangen.

Das Interview wurde Anfang 2013 geführt.


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