Die Erfahrungen von Martin Pels

Portrait Martin Pels ist zum Zeitpunkt des Interviews 68 Jahre alt. Er lebt gemeinsam mit seiner Frau und ist in Rente. 2016 wurde bei ihm ein Prostatakarzinom diagnostiziert. Martin Pels ist seitdem in der aktiven Überwachung, im Rahmen derer regelmäßige Kontrolluntersuchungen stattfinden. Sein Engagement in der Selbsthilfe und der Austausch mit anderen Betroffenen sind für ihn eine zentrale Säule der Krankheitsbewältigung.

Martin Pels hatte keine Beschwerden, als sein PSA-Wert bei der Vorsorge als erhöht festgestellt wurde. Im Nachhinein wurde ihm bewusst, dass er nachts häufiger zur Toilette musste. Bei Martin Pels wurden ein MRT und eine Stanzbiopsie gemacht, sodass sich der Verdacht eines Prostatakarzinoms bestätigte. Dies bereitete ihm zunächst Angst und Überforderung, zumal die Prostata komplett entfernt werden sollte. Er suchte sich in dem Sinne selbst viele Informationen und ging z. B. zu dem Vortrag einer Selbsthilfegruppe. Hier fühlte er sich unter anderen Betroffenen gut aufgefangen und sprach dort mit einem Professor, um sich eine Zweitmeinung hinsichtlich der Prostataentfernung einzuholen. Dieser empfahl Martin Pels die aktive Überwachung, bei der regelmäßig der PSA-Wert kontrolliert wurde, Ultraschall- und Tastuntersuchungen gemacht werden und eine Urinprobe erfolgt.

Der Vortrag und die Veranstaltung der Selbsthilfe waren für Martin Pels ein Anreiz, sich selbst zu engagieren. Seitdem hat die Selbsthilfe für ihn eine große Bedeutung für seine Krankheitsbewältigung. Im Austausch mit anderen Betroffenen erfährt Martin Pels viel Verständnis und man lernt voneinander, sagt er. So weiß er Informationen über die Prostata allgemein durch seine Krankheit viel mehr zu schätzen und ist umfassend über das Themenfeld informiert. Sein Gesundheitsbewusstsein ist gestiegen, sagt Martin Pels, sodass er auch die Bedeutsamkeit von Früherkennung betont.

Zum Zeitpunkt der Diagnose war Martin Pels 61 Jahre alt. Da er schon zuvor mit weiteren gesundheitlichen Problemen wie Migräne zu tun hatte, entschied er sich für den Weg der Erwerbsminderungsrente. Dies war zwar ein finanzieller Einschnitt. Aber die Gesundheit ist wichtig und ein wesentliches Merkmal hoher Lebensqualität, sagt Martin Pels. Daher hat er sich ebenso dem Thema Bewegung und Ernährung gewidmet und ernährt sich zum Zeitpunkt des Interviews sehr ausgewogen und baut regelmäßige Bewegung in seinen Alltag ein. In diesem Kontext nimmt Martin Pels auch an klinischen Studien teil, beispielsweise über Apps zur Bewertung der Lebensqualität.

Bei seiner Frau erfährt Martin Pels sehr viel Verständnis und Rückhalt. Er sagt, dafür sei aber auch seine offene Kommunikation eine wesentliche Voraussetzung. Martin Pels ist mit seinem eigenen Körper sensibler geworden. Wenn er beispielsweise auf die Ergebnisse der Blutabnahme wartet, macht er sich zwar Sorgen. Er hat sich aber mit Achtsamkeit und Atemübungen beschäftigt, die ihm in solchen und ähnlichen Situationen, wie z. B. vor einem Arztgespräch, beruhigen können. Im Zuge von Achtsamkeit und Dankbarkeit sagt Martin Pels weiterhin, dass er kleine schöne Momente heute sehr genießen kann und bewusster lebt.

Er kümmert sich zwar gerne um andere Menschen und ist durch seine Aktivität in der Selbsthilfe und die zugehörige Öffentlichkeitsarbeit häufig beschäftigt. Hobbys und etwas zu tun zu haben sind jedoch ebenso Zeichen des Umgangs mit der Krebserkrankung, sagt Martin Pels. Zugleich achtet er auf sich selbst und seine Gesundheit, da diese auch entscheidend dafür ist, dass er in Zukunft weiterhin Selbstständigkeit, Lebensfreude und Seelenfrieden empfinden kann. 

Das Interview wurde im Juli 2023 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Martin Pels