Die Erfahrungen von Josef Mayer
Der 66-jährige Josef Mayer ist verheiratet und hat zwei Töchter. Als er im Jahr 2007 die Diagnose Prostatakrebs erhielt, war er bereits in Rente. Er erlebte den Krebs nicht als Leidenserfahrung, was ihm eine nüchterne und sachliche Perspektive auf sein persönliches Krankheitserleben gibt.
Josef Mayer war bei der jährlichen Früherkennung, als ein Anstieg des PSA-Wertes festgestellt wurde. Sein Urologe klärte ihn umfassend über mögliche Gründe dafür und die verschiedenen Behandlungswege auf und empfahl, eine Stanzbiopsie anzuschließen. Nachdem durch diese Prostatakrebs festgestellt wurde, entschloss sich Josef Mayer im erneuten Gespräch mit seinem Urologen für eine Operation.
Der Krebs habe sich für ihn sehr theoretisch dargestellt, beschreibt Josef Mayer. Ängste habe er keine gehabt und die bevorstehende Operation habe ihn gedanklich stärker beschäftigt, als der Prostatakrebs selbst. Er führt dies darauf zurück, dass er familiär bereits zwei Mal mit Krebs konfrontiert wurde: Seine Mutter verstarb infolge einer Krebserkrankung und auch seine Ehefrau erkrankte an Krebs. Durch diese Erfahrungen habe er gelernt, dass ihm ein optimistischer Blick in die Zukunft mehr hilft, als sich dem Leiden hinzugeben. Nach der Prostatakrebsdiagnose seien er und seine Ehefrau daher rational geblieben und hätten sich zunächst mit den Fakten vertraut gemacht. Generell mache sich Josef Mayer erst dann Sorgen, wenn sich die Umstände als unabwendbar herausstellen würden.
Sein Reha-Aufenthalt sei die negativste Phase innerhalb seiner Krebserkrankung gewesen, fasst Josef Mayer zusammen: Seine Mitpatienten litten viel stärker als er, wohingegen er sich gesund fühlte und weder durch Inkontinenz, noch durch Impotenz beeinträchtigt war. Diese Zeit sei schrecklich unangenehm gewesen, weil er sich unwohl inmitten der Leidenden fühlte. Da er gerne tanzt, versuchte er durch das Anbieten eines Tanzkurses, die anderen Patienten an seinem Optimismus teilhabenlassen zu können.
Sich selbst beschreibt Josef Mayer als nüchternen und rational denkenden Menschen. Diese Eigenschaften schätzt er für seine persönliche Krankheitsbewältigung als sehr hilfreich ein. Er ist der Meinung, dass er durch seine Prostatakrebserfahrungen viele andere Erkrankte beruhigen könne und wünscht sich, dass Krebs enttabuisiert wird: Er sieht Krebs nicht als Todesurteil, sondern als Krankheit, die Handeln erfordert.
Josef Mayer wünscht sich, dass alles so bleibt wie es ist. Für ihn ist es wichtig, das hinzunehmen, was nicht zu ändern ist und all das zu bekämpfen, von dem er glaubt, es ändern zu können. Er hofft, dass er die Fähigkeit besitzt diesen Unterschied zu erkennen.
Das Interview wurde Anfang 2013 geführt.