Jörg Runde muss seinen Alltag stark nach seiner Inkontinenz richten.
Weil wie gesagt, den Krebs habe ich auf der Rechnung. Da habe ich gar keine Angst vor. Da weiß ich ungefähr, wo es rausgeht. Irgendwann ist Schluss. Das habe ich auf dem Schirm, das kann ich so ein bisschen planen, so gut ich kann. Aber die Probleme, die man hat, gerade bei mir mit Inkontinenz, das sind meine großen Probleme. Weil man kann gar nichts mehr vernünftig machen. Ja, bei mir ist es so, wie soll ich denn das sagen? Das taucht plötzlich auf. Wie bei den Rollstuhlfahrern, so eine Art Spastik. Es krampft oder entkrampft den Muskel und dann, naja, dann passiert es. Wenn man dann schon lange gesessen hat und die Vorlage ist ziemlich voll, dann ist die Hose auch nass. So. Das an verschiedenen Punkten, das belastet mich. Weil es sollte doch nicht jeder sehen, dass man eine nasse Hose hat. Und das ist das Schlimme, finde ich. Deshalb bin ich auch da hinterher. Man hat mir ja schon angeboten, dass ich für diese Fälle einen künstlichen Schließmuskel einbauen lasse. Aber dafür bin ich eigentlich zu jung. Der hält nur 10 Jahre und ich wollte eigentlich noch länger leben. Und man hat mir auch, in der Klinik, wo ich war, wo die das machen wollten/ weil ich ein bisschen Nachfrager bin, warum, weshalb, wieso. Der Professor hat mich an dem Tag untersucht, hat mir eine Blasenspiegelung verpasst und auch da alles machbar, alles gut, kann man machen. Dann wollte ich noch ein paar Fragen stellen, dann klingelt sein Telefon, er hat jetzt keine Zeit mehr. "Tut mir leid, lassen Sie sich einen Termin geben, das können wir machen." Ich habe mir gedacht, wenn 20 Prozent Komplikationen sind, ich werde bestimmt dabei sein, dann hast du niemanden, den du nachfragen kannst. Also habe ich das gelassen. Weil ich meine, nach Murphys Gesetz bin ich ja niemand, den es erwischt. Und deswegen habe ich das gelassen. Und ja, und das, wie gesagt, alltäglich ist das das große Problem. Man muss immer gucken, wenn man irgendwo hinfährt, man guckt halt. Man guckt, wenn man irgendwo hinfährt, wo ist denn die nächste Toilette? Wo kann ich denn mal schnell hingehen, wenn es passiert? Wenn ich mit dem Auto wegfahre, ich fahre lieber selbst. Am liebsten fahre ich selbst oder mit Leuten, die wirklich wissen, was ich habe. Wenn ich sage, ich möchte gerne auf die Toilette, dann gibt es Leute, die sagen: "Oh, halbe Stunde noch." Das geht nicht. Und das ist dann auch peinlich für mich. Das sind so die Alltagsprobleme. Auch wenn wir einkaufen fahren, samstags oder so, wir haben bestimmte Geschäfte, wo ich genau weiß, da kann ich hingehen. Bei mir ist so samstags einkaufen/ Einkaufen ist so eine Geschichte, alle anderthalb, zwei Stunden muss ich mal irgendwo hin. Ja, dann muss man wissen, wo es ist. Auch auf der Autobahn, wenn man mit dem Auto fährt, gibt es diesen Schlüssel/ jetzt habe ich den Namen vergessen, wie der heißt. Gibt es einen Schlüssel für Behinderte. Da kann man die Behindertentoilette benutzen. Die ist überall gleich. Das ist eine super Sache. Das ist eine super Sache. Wenn irgendwo eine Schlange steht, kann man da hingehen, wenn die noch frei ist. Finde ich klasse. Also das ist das Hauptproblem, das ich habe. Also der Kopf dreht sich ganz oft darum, verpasse ich es nicht. Warte ich nicht zu lange. Die Ärzte sagen, das ist verkehrt. Okay, aber die Ärzte haben auch das Problem nicht.