Die Erfahrungen von Jens Kaiser
Jens Kaiser ist 73 Jahre alt und verheiratet. Der im Sommer 2006 diagnostizierte Prostatakrebs wurde durch eine Brachytherapie behandelt. Seitdem leidet er an starkem Harndrang und vermehrtem Stuhlgang, womit er mittlerweile durch verschiedene Strategien gut zurechtkommt.
Bei einer hausärztlichen Früherkennungsuntersuchung wurde ein erhöhter PSA-Wert festgestellt, woraufhin Jens Kaiser an einen Urologen überwiesen wurde. Eine Biopsie mündete in der Krebsdiagnose, die ihn nicht sehr „berührt“ habe, schildert Jens Kaiser: Ihm war bewusst, dass Prostatakrebs „behandelbar“ sei und daher habe er keine Angst verspürt.
Sein Urologe legte ihm zwei mögliche Behandlungsformen dar: eine Operation und die Brachytherapie. Da er letztere als die angenehmere Methode für sich bewertete, entschied sich Jens Kaiser dafür. Zur Absicherung holte er eine Zweitmeinung bei einem anderen Urologen ein.
Die Begleiterscheinungen der Seeds, die bei der Strahlentherapie eingesetzt wurden, wirken sich heute noch auf seinen Alltag aus. Er verspürt häufig starken Harndrang, der monatelang mit einem schneidenden Schmerz beim Wasserlassen einhergeht. Außerdem leidet er unter einer chronischen Entzündung des Darms, wodurch er mehrmals am Tag Stuhlgang hat. Durch die Planung, wo sich Toiletten befinden, könne er das gut „in den Griff bekommen“. Jens Kaiser hat sich außerdem mithilfe seines Selbsthilfegruppenleiters einen Generalschlüssel für barrierefreie Autobahn-WCs besorgt, der ihm schon „gute Dienste geleistet“ habe. Er habe sich damit arrangiert, fasst er zusammen.
Mit der ärztlichen Behandlungspraxis sei Jens Kaiser nicht immer zufrieden gewesen: Ein kostspieliges und, im Nachhinein betrachtet, unnötiges CT und Knochenszintigramm wurden durchgeführt und Beratungsgespräche überteuert abgerechnet, woraufhin sich Jens Kaiser an die Ärztekammer wandte. Da er auf kein Verständnis traf, wechselte er seinen Urologen. Sein Wunsch an die Ärzte ist eine empathischere Übermittlung von Diagnosen und die Weiterbildung bezüglich der Kommunikation im Patientengespräch.
Sich mit wichtigen Dingen abseits seiner Erkrankung zu beschäftigen, bietet Jens Kaiser Ablenkung: Er ist ehrenamtlich tätig, fotografiert und zeichnet gerne, hat seit seiner Kindheit den „Eisenbahnvirus“ in sich und möchte sich eine Modelleisenbahn anschaffen. Sich nicht ständig Sorgen machen zu müssen und Hoffnung in die Medizin zu setzen, ist für ihn ebenfalls hilfreich. Er wünscht sich, so lange wie möglich fit zu bleiben, um das tun zu können, was er möchte. Nicht auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, mache für ihn Lebensqualität aus. Gemeinsam mit seiner Ehefrau plant er eine kleine Reise.
Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.