Für Holger Andres war Krebs eine Blackbox und die Todesbedrohung wurde ihm bewusst.
Ja, heute sagt man ja, so als gängigen
Begriff: "Man fällt in ein schwarzes Loch." Das kann ich
eigentlich nur so bestätigen, denn der Begriff 'Krebs'
ist ja irgendwie heute wie damals mit Tod verbunden und diese, ja,
Todesbedrohung, die wurde einem ja plötzlich bewusst, aber es war
eben doch letztlich so eine Blackbox: Wann werde ich nun sterben?
Sterben werde ich sowieso, das waren dann schon so Gedanken, die einem
dann durch den Kopf geschossen sind und: Wie lange lebt man noch? Und
wie wird das Ende sein? Das waren alles so erste Momente und ich merkte
dann schon, dass man durch die Recherche im Internet eben doch ein klein
wenig mehr in Erfahrung bekommen konnte, dahingehend, dass man nicht
das nächste Weihnachtsfest nicht überleben wird, so ist es
auch nicht. Aber es kann schlimmer sein, es kann weniger schlimm sein,
also der Begriff der Aggressivität spielt dann eine Rolle. Aber ich
konnte mit meinem Wert ja auch nicht recht etwas anfangen, zumal ich
die Werte, die ein Patient heute mit nachhause bekommt, damals gar nicht
hatte. Ich habe sie einfach nur einmal- weil ich die Krankenakte einmal
in die Hand bekommen habe, habe ich einmal reingeguckt und habe mir
dann einiges rausgeschrieben oder auch gemerkt und habe dann
recherchiert. Aber jedenfalls, ein offenes Gespräch ist da nie
darüber geführt worden, also offiziell nicht. Und ich hatte ja
auch keine Fragehaltung, was soll ich den Arzt fragen: "Wie lange
habe ich noch zu leben?" Na ja, gut, das wäre eine Frage
gewesen, aber mehr wusste ich da auch nicht, da war ich eigentlich auch
zu, ja, geschockt ist vielleicht ein falscher Ausdruck, aber zu sehr
irritiert in der
Zeit.