Die Erfahrungen von Christian Lorenz
Zum Zeitpunkt des Interviews war Christian Lorenz 60 Jahre alt. Er ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Ende 2009 wurde ihm Prostatakrebs mit Metastasenbildung diagnostiziert. Durch seine turbulente Krankheitsgeschichte empfindet er jeden Tag als Geschenk.
Christian Lorenz ließ regelmäßig seinen PSA-Wert untersuchen, da bereits sein Vater an Prostatakrebs erkrankt war. Nachdem ein erhöhter Wert festgestellt wurde, die anschließende Biopsie jedoch keinen Befund ergab, verlor Christian Lorenz die Untersuchungen aus dem Auge. Als er dann beim Joggen starke Schmerzen in den Waden verspürte, suchte er zur Abklärung verschiedene Fachärzte auf und schließlich einen Urologen. Nachdem Christian Lorenz‘ PSA-Wert sehr stark erhöht war, wurden bildgebende Untersuchungen durchgeführt und Prostatakrebs diagnostiziert. Metastasen in der Wirbelsäule bildeten sich bereits und der Prostatakrebs hatte sich bis ins kleine Becken ausgedehnt. Christian Lorenz wurde aufgrund des schlechten Befundes lediglich eine Lebenserwartung von zwei Jahren prognostiziert. Nachdem er eine Bestrahlung und eine Hormontherapie durchführen ließ, verschwand der Tumor jedoch komplett. Nach einer beruflichen Auszeit stieg Christian Lorenz wieder voll ins Arbeitsleben ein und der Tumor trat erneut auf. Eine weitere Bestrahlung, sowie eine Chemotherapie und Hormontherapie im Rahmen einer Studie wurden initiiert. Heute geht Christian Lorenz zur Dreimonatskontrolle.
Nachdem Christian Lorenz mit der aussichtslosen Diagnose konfrontiert war, sei er zunächst komplett „durch den Wind gewesen“ und habe gedacht: Das war es jetzt. Als er dann mit der Unterstützung eines befreundeten Arztes einen weiteren Urologen aufsuchte, vermittelte dieser ihm bereits etwas mehr Hoffnung. Dennoch erlebte er ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle. Er lenkte sich zunächst mit Arbeit ab. Seine Freunde unterstützen ihn bei der Organisation anstehender Arzttermine. Dank ihnen, so Christian Lorenz, erhielt er schnell eine psychoonkologische Behandlung, die für sein Wohlbefinden sehr wichtig war.
Christian Lorenz richtete sein Leben neu aus: Er macht Tai Chi, joggt wieder, isst gesünder, versucht ausreichend zu schlafen und machte sich beruflich selbstständig. Dies gibt ihm beispielsweise die Möglichkeit häufiger zu musizieren. Die Krankheit betrachtet er daher als etwas, was neben den negativen Aspekten auch positive mit sich brachte, da sich seine familiären und freundschaftlichen Beziehungen intensivierten.
Obwohl Christian Lorenz durch die Sterbebegleitung eines Freundes mit dem Thema Tod konfrontiert war, erlebte er eine durchdringende Todesangst. Für ihn war diesbezüglich sehr wichtig von Familie und Freunden „echte Solidarität“ zu erfahren, indem er nicht bemitleidet wurde und weiterhin freie Hand über seine Entscheidungen hatte.
Das Interview wurde Ende 2012 geführt.
Alle Interviewausschnitte von Christian Lorenz
Christian Lorenz empfiehlt eine Integration der Krankheit ins Leben.
Christian Lorenz geht es im Augenblick ganz gut und auch er versucht sein Immunsystem zu stärken.
Christian Lorenz möchte über sein Tun die absolute Hoheit haben und reduziert seine Arbeitszeit.
Christian Lorenz probierte viele Dinge aus und fragte sich, was noch fehlen und ihm helfen könnte.
Christian Lorenz versuchte gerade am Anfang seiner Erkrankung jeden Strohhalm zu ergreifen.
Christian Lorenz meinte gesund zu leben, umso überraschender war für ihn die Diagnose.
Christian Lorenz findet psychologisches Geschick der Ärzt*innen wichtig.
Christian Lorenz fand unter anderem die Hypnotherapie sehr hilfreich.
Christian Lorenz versuchte weiterzuarbeiten, solange keine schweren Symptome auftraten.
Für Christian Lorenz war es entlastend, sich nur wenigen Kolleg*innen anzuvertrauen.
Christian Lorenz hat das Gefühl, eine aufrichtige, nicht-fordernde Unterstützung zu bekommen.