Die Erfahrungen von Alexander Huetzing

Portrait Alexander Huetzing war 56 Jahre alt, als bei ihm Prostatakrebs mit Metastasen in der Wirbelsäule diagnostiziert wird. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Kurz nach seiner Diagnose ging er in Frühpension. Im Laufe seiner Krebserkrankung kam Alexander Huetzing das erste Mal mit einer Selbsthilfegruppe in Kontakt, deren Leitung er später übernommen hat.

Als er 2005 mit seiner Ehefrau auf einem Pilgerweg wanderte, litt er unter verstärktem Harndrang und Rückenschmerzen, die er jedoch als Folge des Rucksack Tragens vermutete. Als er anschließend beim Urologen war, wurde ihm ein metastasierter Prostatakrebs diagnostiziert. Sein Urologe riet ihm, seinen Harnleiter zu ersetzen und eine Niere entfernen zu lassen. Nachdem er sich im Internet informierte, entschied er sich für eine kurative Hormonbehandlung und wurde an der Wirbelsäulenmetastase bestrahlt. Er ist glücklich, dass seine Hormonbehandlung bereits seit acht Jahren erfolgreich verläuft, trotz der damals prognostizierten Hormonresistenz nach maximal zweieinhalb Jahren.

Alexander Huetzing berichtet, dass er aufgrund einer Unzufriedenheit mit seinem damaligen Urologen entschied, eine Zweitmeinung einzuholen. Dieser Arzt empfahl ihm, seinen Lebensplan zu überdenken, was Alexander Huetzing dazu bewegte, seinen Job aufzugeben. Um nicht in ein Loch zu fallen, suchte er eine Selbsthilfegruppe auf und engagiert sich sehr. Einige Männer innerhalb der Selbsthilfegruppe stellen für ihn Vorbilder dar, da sie selbst nach einer 20 jährigen Hormontherapie noch humorvoll, munter und geschäftig sind.

Seine alten Freunde und Kollegen spielen in Alexander Huetzings Leben keine große Rolle mehr. Als er damals das Gespräch mit ihnen suchte, hatte er das Gefühl, dass sie mit seiner Erkrankung nicht zu Recht kamen. Für ihn begann ein neues Kapitel in seinem Leben – mit neuen Bekannten. Zu seiner Familie hat er nun ein noch herzlicheres Verhältnis. Alexander Huetzing erzählt, dass es für ihn damals schwierig gewesen sei mit seinen Eltern über die Erkrankung zu sprechen, da sein Vater mehr darunter litt als er selbst.

Alexander Huetzing gefällt es nicht, sich immer schwächer zu fühlen. Mit seiner Ehefrau nahm er dennoch an einem Marathon teil, denn sowohl ein körperlicher als auch ein psychischer Ausgleich spielen für Alexander Huetzing eine wichtige Rolle. Zudem integriert er Achtsamkeits- und Meditationsübungen, Malerei und Musik in sein Leben.

Der Krebs löste in ihm zunächst „Urängste“ aus. So fürchtete er in den ersten beiden Jahren der Erkrankung, er würde bald sterben. Im Umgang mit der Erkrankung helfen Alexander Huetzing seine Offenheit und Gelassenheit. Heute nehme er den Krebs als seinen Begleiter wahr.

Das Interview wurde Ende 2013 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Alexander Huetzing