Bewegung, Sport- und physiotherapeutische Angebote
Bewegung, sport- und physiotherapeutische Maßnahmen stehen bei der orthopädischen Reha im Mittelpunkt. Aber auch alle unsere Gesprächspartner, die aufgrund anderer körperlicher und psychischer Erkrankungen in der Reha waren, erzählen von solchen Maßnahmen als festem Bestandteil des Behandlungsplans. Manche waren zunächst irritiert, warum sie z.B. nach einem Schlaganfall Massagen bekamen, machten dann aber die Erfahrung, dass eine ganzheitliche Herangehensweise gut für sie war.
Endlich wieder in Bewegung kommen
Viele erzählen, dass die Angebote ihnen Spaß gemacht oder gut getan hätten. Sie konnten Neues ausprobieren oder bestimmte Methoden wie Nordic-Walking endlich richtig lernen. Viele sind dankbar, wieder mehr in Bewegung gekommen zu sein und eine Trainingsroutine gefunden zu haben. Bei einigen wurden die Beschwerden mit der Zeit besser oder sie erlebten eine deutliche Entlastung durch bestimmte Anwendungen. Viele erzählen, dass sie konkrete Übungen in ihren Alltag mitgenommen haben. Für manche unserer Gesprächspartner waren die wiedergewonnene Mobilität und Aktivität nach Zeiten der Lebensbedrohung oder des Rückzugs ermutigend und stärkend. Einige erlebten zunächst, dass sie erst bei den Therapien ihren Muskelabbau oder ihre bisherige Inaktivität merkten. Es kam zu anfänglichem Muskelkater. Margot Kirsch schlief nach den vielen Therapien „wie ein Gott“.
Die von unseren Erzählern berichteten Anwendungen reichen von Physiotherapie, Gymnastik, Training an Geräten, Massagen, Wärme-, Wasser- und Elektrobehandlungen über Nordic-Walking und Qi-Gong bis hin zu Fahrradfahren und Schwimmen, alles jeweils als Angebote in Gruppen oder in Einzelbetreuung. Dies stellt natürlich nur eine Auswahl dessen dar, was an Physiotherapie im Reha-Bereich angeboten wird, da jede Klinik ihr eigenes Angebot hat und die Zahl möglicher Maßnahmen sehr groß ist.
Torsten Brandt hat in der Reha am meisten von der Einzelkrankengymnastik profitiert.
Ali Kaya konnte im Gehtraining seine Leistungssteigerung und die Belastungsgrenzen erleben.
Heike Tschirner erlebte die gute Stimmung in der Frauengymnastikgruppe.
Manche erlebten die Angebote in Gruppen als Ansporn, der herausforderte, die eigenen Leistungsgrenzen auszutesten und sich zu messen oder auf einen Wechsel in die nächsthöhere Gruppe hin zu trainieren. Andere hatten den Eindruck, in der Gruppe unterzugehen, weil sie dort nicht mehr auf die eigenen Grenzen achten konnten.
Für jeden die richtige Übung?
Ein häufiges Thema für unsere Interviewpartner war die Frage, inwieweit die Angebote passgenau für die Behandlung der eigenen Beschwerden waren und wie sehr die eigenen Möglichkeiten und Grenzen dabei berücksichtigt wurden. Manche erzählen, dass Patienten spezifisch auf ihr Krankheitsbild hin behandelt wurden und auch die Therapeuten individuell auf sie eingingen.
Viele beklagen, dass Übungen und Gruppenangebote zu unspezifisch waren und daher am eigenen Trainingsbedarf vorbeigingen, z.B. wenn sie in Großgruppen für Patienten mit viel zu unterschiedlichen Einschränkungen angeboten wurden. So erlebten einige Überforderung, Fehlbelastungen oder Unterforderung oder fanden die Behandlungen nicht effektiv genug. Manche konnten die gute Erfahrung machen, dass ihre Rückmeldungen gehört wurden und das Training angepasst wurde (siehe Mitsprachemöglichkeiten in der Reha). Manche brachen die Übungen aber auch ab oder versuchten nur noch, sie hinter sich zu bringen.
Nadine Baumann konnte viele Anwendungen aufgrund ihrer Beschwerden nicht mehr mitmachen.
Für einen Teil unserer Gesprächspartner war es wichtig, stärker der eigenen Wahrnehmung zu trauen und bestimmte Übungen und Angebote nicht mitzumachen, selbst wenn sie ihnen empfohlen wurden. Manche erzählen von veralteten Herangehensweisen in ihrer Einrichtung oder von unmotivierten, häufig wechselnden oder fehlenden Mitarbeitern. Es konnte auch hilfreich sein, jenseits der Empfehlungen der Therapeuten herauszufinden, was ihnen in diesem Bereich gut tat. Beispielsweise besorgte sich Hans Guckt ein eigenes Trainingsgerät und setzte dieses Training gegen den Widerstand der Klinik durch.
Unter kompetenter Anleitung auf die eigenen Grenzen achten
Das Trainieren unter fachlicher Aufsicht erlebten besonders diejenigen als Sicherheit, die aufgrund einer OP oder Verletzung nicht einschätzen konnten, was sie sich zutrauen konnten. Es war für sie entlastend zu hören, dass sie mit dem Training nichts „kaputt“ machen könnten. Manche wurden auch in ihrem (Über)Eifer gebremst oder aufgeklärt, bestimmte Bewegungen noch zu unterlassen. Positiv erlebten manche, dass einzelne Therapeuten offenbar ganz genau wahrnehmen konnten, wo sie gerade standen und was der nächste gute Schritt sein würde. Manche wurden auch ermutigt, ohne Druck zu üben und die eigenen Grenzen selbst auszuloten.
Für Michael Ruf war das Wichtigste in der Klinik zu erfahren, was er sich zutrauen kann.
Claudia Gross fand die Mischung aus Beruhigung und Ansporn bei ihren Therapeuten genau richtig.
Einige unserer Gesprächspartner erzählen von bestimmten Therapeuten, die sie als kompetent, engagiert und psychologisch geschult erlebten, und die ihnen halfen, sich zu motivieren und Ängste abzulegen. Manche hätten sich von einzelnen Therapeuten jedoch mehr Gespür bei den Rückmeldungen gewünscht.