Empfehlungen an künftige Rehabilitanden

Wir haben unsere Interviewpartner nach Botschaften oder Ratschlägen für Menschen gefragt, die eine Reha vor sich haben oder überlegen, ob sie eine Reha machen wollen. Hier teilten natürlich alle ihre ganz persönlichen Erfahrungen vor dem Hintergrund ihrer Krankheits- und Reha-Geschichte mit. Einige Interviewte raten daher, bei Entscheidungen bezüglich einer Reha und auch während der Reha am besten auf das eigene Gefühl zu vertrauen.

Viele Erzähler würden sofort wieder eine Reha machen. Sie empfehlen auch anderen klar, wenn möglich und nötig, unbedingt eine Reha-Maßnahme zu machen, z.B. mit folgenden Argumenten: Eine Reha tut gut. Nach einer Erkrankung braucht man sowohl körperlich als auch psychisch eine Phase der Reha. Eine Reha kann in kleinen Schritten in den Alltag zurückführen.

Julia Bach findet, dass die Reha eine Investition ist, die sich auszahlt.

Nur einzelne Erzähler klagen über den hohen Verwaltungsaufwand und die spürbaren Konsequenzen von Kosteneinsparungen (siehe Herausforderungen und Schwierigkeiten), würden aus diesem Grund eine Reha zukünftig für sich ausschließen und können sie anderen nur bedingt empfehlen.

Vorüberlegungen vor einer Reha

Die Interviewpartner empfehlen einige Vorüberlegungen bei der Entscheidung für eine Reha:

  • Abwägen, ob man (insbesondere nach vorausgehenden Krankenhausaufenthalten) noch einmal weg von zuhause möchte: Hier sagen einige, dass eine Reha viel freier sei als ein Krankenhausaufenthalt. Andere dagegen betonen, dass auch eine (stationäre) Reha ein Klinikaufenthalt und kein Urlaub sei.

  • Die in der Reha zu erwartende Begegnung mit möglicherweise schwer(st)kranken Mitpatienten bedenken: zieht mich die Begegnung mit anderen Kranken momentan eher herunter oder nicht? Traue ich mir zu, mich bei Themen abzugrenzen, über die ich nicht sprechen will? Viele nennen aber gerade die Begegnung mit Mitpatienten als wesentliches Argument für eine Reha: andere Betroffene können einen viel besser verstehen und man bekommt viele nützliche Informationen (siehe Erfahrungen mit Mitpatienten).

  • Sich über das eigene Ziel klar werden.

  • Mit einer Reha-Maßnahme nicht zu lange warten, sondern gegebenenfalls selbst den Arzt auf eine solche Möglichkeit hin anzusprechen.

Marianne Seiler sagt, dass man selbst steuern kann, ob man in der Reha über das Thema Krankheit sprechen möchte.

Michael Hanter empfiehlt, nicht zu lange mit einer Reha-Maßnahme zu warten.

Reha mit Partner und Familie abstimmen!

Da eine Reha immer Auswirkungen auf Partner und Kinder hat und man selbst die Angehörigen während der Reha vielleicht auch vermissen wird, ist es sinnvoll, dass die Familie die Entscheidung für die Reha und den Ort der Einrichtung mittragen kann. Daher raten Einzelne, das Ganze offen miteinander zu besprechen. Einige fanden auch, dass eine Reha eine Chance für die Partnerschaft sein kann.

Brigitte Lenz empfiehlt, mit dem Partner offen zu besprechen, wieviel Kontakt man während der Reha möchte.

Interviewpartner mit kleineren Kindern haben sich mit der Frage beschäftigt, statt einer stationären eine ambulante Reha zu machen (siehe Bedeutung der Reha für die Familie). Einige waren froh, sich für eine ambulante Reha entschieden zu haben. Als Empfehlung für eine stationäre Reha in einer solchen Situation wurden aber auch folgende Überlegungen genannt: Wenn man zögert, ob man die Familie alleine lassen kann oder will, kann man auch überdenken, ob man in krankem Zustand für die Familie wirklich eine Hilfe ist. Der Abstand zur Familie kann natürlich schwierig sein, aber man kann dafür viel konzentrierter trainieren und ist gedanklich voll dabei.

Oliver Schmittke empfielt eine stationäre Reha, da man dort richtig aus dem Alltagsstress herauskommt.

Für Empfehlungen zum Thema Partner oder Kinder als Begleitpersonen in der Reha (siehe Reha mit Angehörigen).

Bei der Beantragung: dranbleiben und sich helfen lassen!

Die Beantragung einer Reha kann sich hinziehen und mit Hindernissen verbunden sein (siehe Beantragung der Reha). Einige Erzähler haben den Kontakt mit den Kostenträgern als zermürbend und anstrengend erlebt. Sie empfehlen:

  • Dranbleiben, ruhig wiederholt nachfragen, sich nicht entmutigen oder abwimmeln lassen!

  • Sich von unterschiedlichen Auskünften, „Papierkrieg“ oder „Scheinargumenten“ nicht einschüchtern lassen.

  • Eine Ablehnung nicht persönlich nehmen, aber unbedingt Widerspruch einlegen. Einige argumentieren, es gehöre zum System, dass Kosten gespart werden sollen und daher Ablehnungen üblich seien.

  • Sich bei der Beantragung vom Sozialdienst (bei Anschlussrehabilitationen), Angehörigen, dem Hausarzt oder Beratungsstellen (z.B. den Gemeinsamen Reha-Servicestellen für Rehabilitation) helfen lassen (siehe Infos und Links).

Die passende Reha-Einrichtung finden!

Mit Nachdruck weisen die Interviewpartner darauf hin, wie wichtig es sei, für sich die passende Klinik zu finden. Je nach Krankheitsbild sollte man sich informieren (z.B. bei Selbsthilfegruppen, Ärzten oder im Internet auf unabhängigen - also nicht klinikeigenen - Seiten), welche Einrichtungen speziell für das eigene Krankheitsbild geeignet und empfehlenswert sind. Wenn man mit einer Klinik zufrieden war, wird empfohlen, künftig wieder dorthin zu gehen, da man sich dann nicht jedes Mal neu einleben müsse (siehe Wahl der Reha-Einrichtung und des Zeitpunkts).

Birgit Voigt empfiehlt, sich eventuell eine Reha-Einrichtung zu suchen, die auf das eigene Krankheitsbild spezialisiert ist.

Für Tipps zur Frage „Was soll ich mitnehmen?“ siehe Bevor es losgeht.

Welche innere Haltung ist förderlich für die Reha?

Die Interviewpartner berichten auch von einer empfehlenswerten inneren Haltung, die sie selbst im Hinblick auf die Reha als hilfreich erfahren haben. Wenn man sich für eine Reha entscheidet sollte man:

  • Sich auf die Reha einlassen und das Beste für sich rausholen!

  • Keine Angst vor der Reha haben! Erkennen, dass man nur Vorteile daraus ziehen kann.

  • Die Reha mit Freuden angehen und genießen.

  • Dankbar sein (für Unterstützung, Vollverpflegung, „bezahlte Auszeit“) und nicht an Kleinigkeiten herummäkeln!

  • Unvoreingenommen und offen hingehen. Auf die Mitpatienten zugehen und nicht abwarten oder „sich hinter einem Buch verkriechen“.

  • Erkennen, dass die Gesundung in einem selbst passiert und nicht in irgendeiner Institution.

  • Einerseits diszipliniert trainieren und zugleich Frieden schließen mit den körperlichen Einschränkungen.

Ana Schulze sagt, dass man positiv in die Reha gehen sollte und selbst aktiv sein muss.

Mara Schnaiter wünscht anderen, dass sie sich auf die Reha einlassen können.

Einen guten Umgang mit dem Therapieprogramm und den Ärzten finden!

Um sich im Reha-System mit dem Therapieprogramm zurechtzufinden oder auch bei Schwierigkeiten mit Ärzten und Therapeuten empfehlen die Interviewpartner folgende Strategien:

  • Mitmachen und so viele Anregungen wie möglich für sich rausziehen! Sich an den Therapien wirklich aktiv beteiligen.

  • Sich noch vor dem ersten Arztgespräch über das Programm der Einrichtung informieren, sonst vergeht zu viel Zeit für die Änderung des Plans.

  • Fragen, fragen, fragen! Die Organisation trägt einem nichts hinterher und man wird nicht angeleitet.

  • Dem Arzt rückmelden, was einem (nicht) gefällt oder wenn man überfordert ist. Gerade in einer großen Einrichtung sei es wichtig, sich Gehör zu verschaffen und diplomatisch zu sagen, wenn etwas nicht stimme.

  • Sich nicht einschränken lassen oder abhängig machen von der Prognose und Diagnose der Ärzte.

  • Sich zeigen lassen, wie man die Übungen machen soll und Korrekturen durch Therapeuten nicht als persönliche Kritik auffassen.

  • Herausfinden, was wirklich wichtig ist und Vorschriften nicht zu ernst nehmen. „Es reißt einem keiner den Kopf ab.“

  • Beim körperlichen Trainieren keinen falschen Ehrgeiz haben und die eigenen Grenzen wahrnehmen.

  • Einzelne konkrete Empfehlungen lauten: Regelmäßig teilnehmen! Alle Vorträge nutzen. Psychologische Hilfe in Anspruch nehmen zur Unterstützung.

Britta Eyfried sagt, dass man den Ärzten unbedingt rückmelden soll, welche Therapie einem etwas bringt und welche nicht.

Pauline Blume rät, zur Krankheitsbewältigung psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Einige Interviewpartnerhaben gute Erfahrungen damit gemacht, (auch trotz möglicher Vorbehalte) alles mitzumachen, auf das zu hören, was die Ärzte und Therapeuten ihnen raten und auf das Programm der Einrichtung zu vertrauen. Für andere war es die bessere Strategie, genau auf sich und die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten, auf das eigene Gefühl zu vertrauen und Mitsprache bei dem Programm einzufordern.

Nach der Reha: Dranbleiben!

Dass es wichtig sei, nach der Reha das Training weiterzuführen oder neues Verhalten in den Alltag übertragen zu lernen, darin sind sich die Erzähler einig (siehe Nachsorgeprogramme (IRENA) und ambulante Psychotherapie). Dieses Am-Ball-Bleiben kann auch davor bewahren, zu viel von den wenigen Wochen der Reha zu erwarten. Ein Erzähler empfiehlt, die Zeit während der Reha zu nutzen, um eine Trainingsroutine zu entwickeln, die dann auch zuhause trägt.

Bernd Watke sagt, dass man auch nach der Reha mit dem Training weitermachen muss.