Reha-Ablauf und Behandlungsplan
Gesamtablauf der Reha
Unsere Interviewpartnerinnen schildern den Ablauf ihrer Reha sehr ähnlich.
- Zu Beginn eine Einführungsveranstaltung oder Führung (siehe Ankommen und Einleben in der Reha)
- Ein Aufnahmegespräch und eine Eingangsuntersuchung, meist mit dem Arzt oder der Ärztin (siehe Medizinische Betreuung) mit Festlegung der Ziele bzw. Abstimmung des Behandlungsplans (siehe Mitsprachemöglichkeiten in der Reha).
- Ein tägliches Reha-Programm nach Behandlungsplan (s.u.)
- Rücksprachen über Verlauf und Anpassung des Programms (siehe Mitsprachemöglichkeiten in der Reha) in Zwischengesprächen mit zuständigem Arzt bzw. Psychotherapeut
- ggflls. eine Verlängerung der Reha (siehe Verlängerung und Ende der Reha)
- Ein Abschlussgespräch (manchmal mit Empfehlung oder Organisation von Nachsorgeangeboten (IRENA) (siehe Nachsorgeprogramme (IRENA) und ambulante Psychotherapie)
Viele erzählen, dass sie ca. eine Woche brauchten, um richtig anzukommen und sich in die Abläufe einzufinden. Einige Tage vor Ende der Reha hatten manche bereits weniger Therapien und öfter freie Zeiten. Durch den häufig bewilligten Rahmen von drei Wochen fühlten sich einige gehetzt: hatte man sich gerade eingefunden, ging es schon aufs Ende zu. Daher nahmen einige das Angebot einer Verlängerung gerne an (siehe Verlängerung und Ende der Reha).
Tagesprogramm nach Behandlungsplan
Eine wichtige Rolle im Reha-Alltag spielt der wöchentliche Behandlungsplan, den jeder mit mehr oder minder starker Berücksichtigung seiner Wünsche (siehe Mitsprachemöglichkeiten in der Reha) bekommt. Hier sind für jeden Tag die jeweiligen Therapien, Trainings- und Essenszeiten, sonstige Termine wie Vorträge oder Schulungen und freie Zeiten (siehe Umgang mit der freien Zeit) verzeichnet.
Marina Horvat fand alle wichtigen Zettel mit ihren Terminen in ihrem eigenen Briefkasten.
Sowohl auf die Inhalte als auch auf den Umfang des täglichen Behandlungsplans konnten viele unserer Erzähler Einfluss nehmen, wenn auch manche nur in begrenztem Umfang (siehe Mitsprachemöglichkeiten in der Reha). Manchmal kam es zu Überschneidungen und ungünstig aufeinanderfolgenden Terminen oder es fehlten Termine im Behandlungsplan, was sich meist leicht klären oder ändern ließ.
Viele erwähnen die Essenszeiten als wichtige Zeiten des Austausches mit Mitpatienten, manche empfanden sie aber auch als belastend, da sie sich dort mit anderen Kranken und deren Erzählungen konfrontiert sahen. Während es für einige gut war, den eigenen Platz und die bekannten Tischnachbarn zu haben, hätten sich andere eine freie Platzwahl gewünscht, um so die Kontakte zu den Mitpatienten mehr selbst wählen und steuern zu können. Die Qualität des Essens bewerteten unsere Erzähler sehr unterschiedlich. Diejenigen, die Essen als wesentlichen Teil der Gesundung ansahen, taten sich mit schlechtem Essen oder unguten Klima im Speisesaal schwer. Bei manchen waren die Mahlzeiten als Buffet organisiert. Die individuellen Diätpläne oder Ernährungsgewohnheiten fanden in unterschiedlichem Ausmaß Berücksichtigung.
Klaus Teschner erzählt, wie das Essen organisiert war.
Der Tagesablauf in der ambulanten Reha entspricht nach den Erzählungen unserer Interviewpartner in weiten Stücken dem Tagesablauf in einer stationären Reha, mit dem Unterschied, weiterhin im gewohnten Umfeld zu wohnen und tagsüber das Reha-Programm in der ambulanten Einrichtung zu absolvieren (mindestens sechs Stunden laut Forderungen der Kostenträger). Die Anfahrt zur Einrichtung erfolgte nach Absprache selbständig oder über den Abholdienst. Das Mittagessen und auch Räumlichkeiten für Ruhezeiten wurden vor Ort geboten.
Bernd Watke erzählt den typischen Tagesablauf in der ambulanten Reha.
Wie wurde der tägliche Behandlungsplan erlebt?
Das Ausmaß, in dem unsere Interviewpartner sich von dem täglichen Programm ausgelastet fühlten, variierte enorm: während einige überrascht waren von dem straffen Programm, das sie kaum bewältigen konnten oder das ihnen Mühe machte, ihre Termine rechtzeitig anzutreten, sprechen andere von vielen Leerzeiten und Muße (siehe Umgang mit der freien Zeit).
Birgit Voigt hatte nur wenige Anwendungen, was sie manchmal sehr langweilig fand.
Einige schätzten den vorgegebenen Tagesplan, weil die klare Struktur ihnen half sich zu motivieren und sie sich keine Gedanken über den Tagesablauf machen mussten. Andere hatten Mühe mit der fremdbestimmten, manchmal eng getakteten Tagesstruktur, insbesondere wenn sie sonst mehr Freiheit gewohnt waren oder wenn sie sich von dem Programm überfordert fühlten. Aufgrund der Anwesenheitspflicht und –kontrolle fühlten sich manche vom täglichen Behandlungsplan eingeengt und getrieben.
Michael Hanter war froh, nach drei Wochen Reha wieder selbst bestimmen zu können, wann er was macht.