Die Erfahrungen von Katja Scholz
Katja Scholz ist zum Zeitpunkt des Interviews 44 Jahre alt. Sie ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder (16 und 18 Jahre alt). Als ausgebildete Krankenschwester arbeitet sie in der Stomaberatung im Außendienst. Eine lange Phase hoher Belastungen führte zu einer Depression und Burnout. Auf eine lange Zeit der Krankschreibung folgte eine ambulante psychosomatische Rehabilitation. Die Beantragung dieser Reha gestaltete sich jedoch schwierig.
Die Idee zur Beantragung der Reha hatte Katja Scholz‘ Hausarzt, da sie schon seit langem mit großen Belastungen am Arbeitsplatz und im familiären Bereich zu tun hatte. Den Beantragungsvorgang, der sich über ein halbes Jahr hinstreckte, beschreibt sie als ein zähes Unterfangen, bei dem mitunter die Zuständigkeit der Kostenträger unklar war und sie einmal Widerspruch einlegen musste. In diesem Prozess des Wartens habe sie sich allein gelassen gefühlt. Auch bei der anschließenden Wiedereingliederung beschreibt sie Probleme mit der Rentenversicherung. Die lange Wartezeit bis zur Behandlung überbrückte sie mit der Suche nach einer ambulanten Psychotherapie und einem Online-Coaching-Programm. Nach der Bewilligung sollte sie die Reha bereits fünf Tage später antreten. Das überrumpelte Katja Scholz zunächst, im Nachhinein war sie aber froh über den Zeitpunkt, weil aufgrund der Sommerferien die Klinik angenehm leer war.
Den Entschluss zu einer ambulanten Reha traf Katja Scholz, weil sie sich weiterhin um ihre beiden Kinder kümmern wollte. Auch im Nachhinein beschreibt sie die Vorteile des Eingebundenseins in das gewohnte Umfeld.
Um von der Reha zu profitieren, erzählt sie, habe es Mut gebraucht, sich auf die Therapien einzulassen. Als besonders hilfreich empfand sie die Gespräche mit ihrer Psychotherapeutin sowie die Kunsttherapie und die körperorientierte Therapie. An der körperorientierten Gruppentherapie habe sie zunächst nicht teilnehmen wollen, konnte dann aber viel für sich und ihren Alltag profitieren. Auch in der Depressionsgruppe konnte sie viel von den anderen und viel über sich selbst lernen. Auch wenn sie zu Beginn für kurze Zeit einen komischen Eindruck von den Mitpatienten hatte, war Katja Scholz beeindruckt und dankbar für die große Offenheit, die sie bei den Mitpatienten erleben durfte. Sie erzählt auch, dass es die Möglichkeit gab, sich von einem Berufs-Coach beraten zu lassen und mögliche berufliche Perspektiven auszuloten.
Die Atmosphäre in der Klinik beschreibt Katja Scholz als positiv: sie habe sich gut aufgehoben und ernst genommen gefühlt. Die Behandelnden seien am Individuum interessiert gewesen und hätten sich eng untereinander abgesprochen. Den Erfolg ihrer Reha-Maßnahme sieht Katja Scholz darin, dass sie heute leichter Wünsche, die an sie herangetragen werden, zurückweisen und „Nein“ sagen kann. Gewisse Situationen, wie beispielsweise ein Gespräch mit ihrem Chef, konnte sie in der Reha üben und sich vorbereiten, so dass sie in der späteren Situation gelassen bleiben konnte. Auch merkt sie, dass sie insgesamt gelassener geworden ist und sich eher mit den Dingen beschäftigen kann, die wirklich wesentlich sind, statt mit „ungelegten Eiern“.
Anderen Reha-Patienten empfiehlt Katja Scholz, die Reha ohne Vorurteile und mit genügend Mut anzutreten und sich darauf einzulassen. Sie empfindet, dass man so am meisten von der Reha profitieren kann.
Das Interview wurde im Herbst 2014 geführt.
Katja Scholz profitiert Zuhause und im Beruf davon, dass sie in der Reha gelassener geworden ist.
Gerade am Anfang musste Katja Scholz Mut aufbringen, sich auf die Reha einzulassen.
Katja Scholz warf vor der Reha alle Arbeitskollegen aus ihren Facebook-Kontakten.
Katja Scholz erlebte es als sehr befreiend, ohne Leistungsdruck in der Reha zu malen.