Die Erfahrungen von Brigitte Lenz
Brigitte Lenz ist zum Zeitpunkt des Interviews 54 Jahre alt. Sie ist verheiratet und arbeitet als Verwaltungsbeamtin in der Kommunalverwaltung. Im Juli 2011 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Es folgten eine brusterhaltende OP, Chemotherapie, Strahlentherapie, Antikörpertherapie und eine noch laufende Antihormontherapie. Nach der Strahlentherapie war sie zu einer vierwöchigen Reha (AHB) an der Ostseeküste.
Brigitte Lenz erzählt, dass sie von ihrem Anspruch auf eine Reha erst innerhalb ihrer Frauenselbsthilfegruppe erfuhr. In Gesprächen mit Ärzten hatte sie zuvor keine Reha-Empfehlung erhalten. Sie recherchierte daraufhin eigenständig im Internet und bat innerhalb der behandelnden Uniklinik um Unterstützung durch den Sozialdienst bei der Beantragung. Sie schildert, dass sie unbedingt in eine Klinik ans Meer gehen wollte, da dies eine Landschaft sei, wo sie sich auch alleine wohlfühlen könnte und keine Angst haben würde, alleine unterwegs zu sein. Außerdem suchte sie bewusst Abstand von Zuhause, um Zeit für sich alleine zu haben. Mit viel Eigeninitiative klappte es dann, dass ihre private Krankenkasse den Aufenthalt dort bewilligte.
Brigitte Lenz erzählt, dass sie den Reha-Aufenthalt nutzte, um mit sich und ihrem Körper wieder in Einklang zu kommen, wieder fit zu werden und zu ihrem Optimismus zurückzufinden. Neben den Therapien und Anwendungen verbrachte sie viel Zeit alleine, las, unternahm Ausflüge und machte Strandspaziergänge in den Abendstunden. Sie schildert, dass der Sport und die Natur ihr die Möglichkeit gaben, Kraft zu schöpfen und wieder in die Zukunft blicken zu können. Gerne nahm sie auch an weiteren Angeboten in der Reha teil, wie z.B. Walken oder Fahrradtouren. Auch hörte sie einige Vorträge, die für sie sehr hilfreich waren.
Zu einigen wenigen Mitpatienten knüpfte Brigitte Lenz Kontakt. Die Begegnung mit anders erkrankten Personen erlebte sie als positiv. Sie berichtet, dass es für sie aber auch eine große Freiheit und Erholung war, sich nicht um andere zu kümmern oder sich fest zu verabreden, sondern die Zeit ganz nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Sie telefonierte täglich mit ihrem Mann, der anschließend zu einer gemeinsamen Ferienwoche an die Ostsee kam. Sie erzählt auch, dass sie stolz darauf war, dass sie die Reha-Zeit so positiv für sich nutzen konnte, da weder sie selbst noch ihre Freunde ihr zugetraut hätten, die 4 Wochen so weit entfernt von zuhause alleine zu überstehen.
Neben den vielen positiven Eindrücken gab es für Brigitte Lenz aber auch gewisse Reibungspunkte während des Aufenthalts. Sie schildert, dass sie sich nicht nur aufgrund ihres Privatversicherungsstatus um viel mehr selbst kümmern musste. Insgesamt erlebte sie es so, dass man sehr für sich selbst kämpfen und einstehen musste in einer solchen Institution. Auch die Chefarztbehandlung empfand sie nicht als Gewinn. Zu den Oberärzten hatte sie ein gutes Verhältnis. Des Weiteren bemängelt Brigitte Lenz die fehlende Beratung, wie es nach dem Reha-Aufenthalt weitergehen könnte.
Brigitte Lenz berichtet, dass sie von ihrem Reha-Aufenthalt viele praktische Tipps mitnehmen konnte. Außerdem fiel ihr auf, dass sie nach der Reha nur noch in der Vergangenheitsform vom Brustkrebs sprach, denn sie konnte durch die vier Wochen der Reha einen großen Schritt in Richtung Gesundheit gehen. Sie würde gerne bald einen weiteren Reha-Aufenthalt antreten und empfiehlt allen künftigen Reha-Patienten auf ihre innere Stimme zu hören und in der Reha die Dinge zu tun, die einem gut tun.
Das Interview wurde im Frühjahr 2014 geführt.
Brigitte Lenz weinte vor Freude, als sie bei 15°C in der Ostsee badete.
Brigitte Lenz vermisste eine Begleitung für berufliche Angelegenheiten in der Reha.
Brigitte Lenz hat sich vorher überlegt, wie sie die Reha angehen will, und für sich gesorgt.
Gerade die Verlängerungswoche hat Brigitte Lenz einen positiven Schub gegeben.