Die Erfahrungen von Birgit Voigt
Birgit Voigt ist zum Zeitpunkt des Interviews 43 Jahre alt. Sie ist alleinstehend und wurde auf Grund ihres Morbus Crohn bereits frühzeitig berentet, sodass sie nun nicht mehr als Bankkauffrau arbeitet. Durch die Erkrankung trägt sie ein Stoma. Soweit es ihr gesundheitlich möglich ist, engagiert sie sich jedoch u.a. ehrenamtlich in der Selbsthilfe für Darmerkrankte und macht Besuchsdienst für neue Stomaträger in Reha-Kliniken. Die letzte Reha besuchte Birgit Voigt, um ihre Medikation umzustellen.
Birgit Voigt hatte im Verlauf ihrer Erkrankung bereits mehrere Reha-Aufenthalte. Die letzte Reha beantragte sie zusammen mit ihrem Hausarzt, um während einer Reduktion der Cortison-Einnahme begleitet zu werden. Die Beantragung bei der Krankenkasse beschreibt sie als reibungslos.
Birgit Voigt wählte für ihre jüngste Reha bewusst eine Klinik, die sich auf Darmerkrankungen spezialisiert hat. Beispielsweise gab es besondere Angebote für Stomaträger wie separate Saunagänge und Schwimmzeiten sowie eine Gesprächsgruppe. Sie berichtet, dass diese Angebote vor allem neuen Stomapatienten die Möglichkeit bieten, diese Situationen zunächst in geschütztem Rahmen aufzusuchen und von erfahreneren Patienten zu lernen.
Wie Birgit Voigt erzählt, wurde trotz der Spezialisierung der Klinik beim Essen wenig auf die besonderen Bedürfnisse Darmerkrankter eingegangen. So gab es zum Beispiel Suppen mit Glutamat, die jedoch nicht gekennzeichnet waren. Diese vertrug sie nicht und fand erst hinterher heraus, dass es auch eine andere Suppe ohne Glutamat gegeben hätte.
Die Betreuungssituation in der Klinik beschreibt Birgit Voigt als nicht ausreichend. Es habe vor allem an Therapeuten und Pflegekräften gemangelt. Dies machte sich daran bemerkbar, dass es wenige Möglichkeiten zum Gespräch gab, Zeitmangel bei der Behandlung herrschte und auch ihr Therapieplan nur ein bis zwei Anwendungen pro Tag enthielt. Auch hatte sie den Eindruck, dass ihr behandelnder Arzt nicht so recht wusste, was er therapeutisch mit ihr anfangen sollte. So steuerte sie selbst Ideen für den Therapieplan bei.
Die freie Zeit nutzte Birgit Voigt, um sich zu erholen, in den Ort zu gehen oder sich mit ihren neu gewonnenen Freunden unter den Mitpatienten auszutauschen. Besonders die Kontakte zu ihren Mitpatienten beschreibt Birgit Voigt als hilfreich. Sie schildert, dass sie durch den Abstand zum Alltag Kraft tanken und insbesondere viel schlafen konnte, sodass sie die Reha insgesamt ausgeglichener und mit mehr Energie verlassen konnte. In der Reha gelang es ihr, die Cortisoneinnahme so weit zu reduzieren, dass sie das Medikament später eine Zeit lang absetzen konnte. Dies beschreibt sie als großen Erfolg der Rehabilitation.
Betroffenen rät Birgit Voigt vor allem, die Gelegenheit zu einer Reha zu nutzen. Zudem empfiehlt sie, sich über Rehakliniken zu informieren und gegebenenfalls eine Einrichtung mit Spezialisierung für die eigene Erkrankung zu wählen.
Das Interview wurde im Herbst 2014 geführt.
Birgit Voigt fand die Gespräche mit Mitpatienten oft hilfreicher als die mit dem Arzt.
Birgit Voigt hatte nur wenige Anwendungen, was sie manchmal sehr langweilig fand.
Birgit Voigt wurde von ihrem Umfeld bekräftigt, für sich zu sorgen.
Birgit Voigt war sehr glücklich, dass sie in der Reha nach 18 Jahren das Cortison reduzieren konnte.
Birgit Voigt fand die Visiten sehr gehetzt und unangenehm.
Birgit Voigt hatte Mühe, sich einzugestehen, dass sie am Ende war und eine Reha brauchte.