Die Erfahrungen von Andrea Schäfer
Andrea Schäfer ist zum Zeitpunkt des Interviews 46 Jahre alt. Sie leidet unter Psoriasis Arthritis, einer rheumatischen Erkrankung, die mit Bewegungseinschränkungen einhergeht. Seit fünf Jahren ist sie erwerbsunfähig. Aufgrund des Verlustes ihres Arbeitsplatzes kam eine psychische Belastung hinzu, außerdem eine Colitis Ulcerosa. Als die Bewegungseinschränkungen, vor allem in den Händen, immer unerträglicher wurden, ermutigte ihr Rheumatologe sie dazu, nach etlichen Jahren wieder eine Reha zu machen, diesmal in einer speziellen Rheumaklinik. Gemeinsam stellten sie den Antrag bei der Rentenversicherung.
Die Antragstellung und Bewilligung der Reha verlief bei Andrea Schäfer mit Unterstützung ihres Neurologen unproblematisch. Im Vorfeld der Rehabilitation machte sich Andrea Schäfer viele Sorgen darüber, wie ihre Familie ohne sie zurechtkommen würde und wie ihr Hund versorgt werde. Sie beschreibt aber, dass die Familie sie in ihrem Anliegen unterstützte und dass auch ohne sie zu Hause alles gut funktionierte. Auch die Fahrt zur Reha-Klinik allein mit dem Zug verlief besser als sie erwartet hatte. Ihr Gepäck wurde vorher zu Hause abgeholt und direkt an die Klinik geliefert.
Andrea Schäfer schildert, dass sie sehr froh über ein Einzelzimmer war. Allerdings war das Gebäude sehr hellhörig und sie ärgerte sich darüber, dass das Personal ihr Zimmer ohne Vorankündigung zum Wechseln der Bettwäsche betrat. Auch war die Atmosphäre kälter als in anderen Einrichtungen, die sie kannte, weil es keine Sofaecken in den Gängen gab. Außerdem waren die Wege innerhalb der Klinik sehr weit, was eine zeitliche und körperliche Belastung für sie darstellte. Sie erzählt, dass sie am Abend auch den weiten Weg in die Gemeinschaftsräume nicht mehr auf sich nahm und es schade findet, dass sie deshalb nicht mehr Kontakt zu ihren Mitpatienten hatte. Sie war aber froh über den Fernseher in ihrem Zimmer, um sich abends nach den anstrengenden Anwendungen abzulenken.
Wie Andrea Schäfer erzählt, hatte sie kein Mitspracherecht bei der Erstellung des Behandlungsplans. Sie hatte den Eindruck, dass der Arzt ihr nicht richtig zuhörte und sie ein eingefahrenes System aus Behandlungen verschrieben bekam. So bekam sie statt Kältebehandlungen zuerst Wärmebehandlungen verordnet, die ihr nicht gut taten, außerdem musste sie an einem Kochkurs teilnehmen, bei dem sie während des Schneidens starke Schmerzen in den Händen hatte und anschließend die Gerichte aufgrund ihrer Colitis Ulcerosa nicht essen konnte.
Mit der Physiotherapie war sie aber sehr zufrieden und fühlte sich dort gut aufgehoben. Auch die Vorträge empfand sie als Bereicherung. Besonders hilfreich für Andrea Schäfer war die Ergotherapie, aus der sie viele Ideen für Küchengeräte und Haushaltsgegenstände bekam, die sie trotz ihrer Schmerzen in den Händen gut bedienen kann. Einige dieser kleinen Helfer im Haushalt benutzt sie nun zu Hause.
Andrea Schäfer beschreibt, dass sie nicht viel Kontakt zu Mitpatienten suchte, sondern eher die Ruhe genoss. Sie lernte aber manche Mitpatienten kennen, die sie überraschten und mit denen sie gute Gespräche hatte. Besonders genoss sie die Möglichkeit, bei gutem Wetter auf der Terrasse zu frühstücken. Ein Mitpatient half ihr, indem er sich dafür einsetzte, dass sie ein zusätzliches Arztgespräch in Anspruch nehmen konnte.
Andrea Schäfer schildert auch, dass sie weitere psychologische Gespräche erst einfordern musste, da während des dreiwöchigen Aufenthalts nur ein Gespräch vorgesehen war. Es tat ihr gut, dort über ihre Belastung durch die Erwerbsunfähigkeit sprechen zu können.
In der Reha genoss Andrea Schäfer es, keine tägliche Hausarbeit machen zu müssen und weniger Stress und Anstrengung haben. Sie sagt, dass es deshalb ein bisschen wie Urlaub für sie war und sie sich insgesamt leichter fühlte als zu Hause.
Das Interview wurde im Herbst 2014 geführt.
Andrea Schäfer war froh, dass der Arzt ihr die Entscheidung für die Reha abnahm.
Andrea Schäfers Arzt war sehr engagiert und unterstützte sie bei der Beantragung der Reha.
Andrea Schäfer beschreibt, dass sie sich vor der Reha zu viele Sorgen machte.
Andrea Schäfer wünscht sich, dass man nicht den Blick für den einzelnen Patienten verliert.