Austausch mit Familie, Freund*innen und Anderen
Um Sorgen und Ängste zu lindern, suchten alle unsere Interviewpartner*innen mit langanhaltenden Symptomen Gespräche und den Austausch mit anderen, sowohl in ihrem privaten, als auch im beruflichen Umfeld. Die Unterstützung der eigenen Familie bzw. der Lebenspartner*innen waren den Interviewpartner*innen besonders wichtig. Dies gab ihnen Halt in der neuen Lebenssituation. Manchen genügte bereits die Anwesenheit ihrer Liebsten, um Kraft zu schöpfen und Energie zu tanken.
Stella Paul fand in ihrer Ehefrau ihren größten Rückhalt.
Die meisten unserer Interviewpartner*innen, die langanhaltende Symptomen erlebten, gingen in ihrem privaten und beruflichen Umfeld mit diesen offen um. So sprachen sie auch mit Kolleg*innen oder Vorgesetzten über die Symptome, wenn sie bereits wieder arbeiteten oder wenn sie kurz davor waren, wieder in das Arbeitsleben zurückzukehren. Besonders die Gespräche mit Vorgesetzten halfen dem Großteil der Interviewteilnehmer*innen, wenn sie dort Verständnis erlebten.
Der Austausch mit anderen Betroffenen, vor allem in Selbsthilfegruppen und/oder im Rahmen von Reha-Maßnahmen, wurde von vielen unserer Interviewpartner*innen als besonders hilfreich beschrieben. Dort erfuhren sie Verständnis, sie wurden ernst genommen, trafen Menschen mit ähnlichen Symptomen und konnten sich dort über neueste Therapie- sowie Behandlungsmöglichkeiten von Long-/Post-COVID informieren. Mit anderen Betroffenen zu sprechen, brauchten manche unserer Interviewteilnehmer*innen so dringend, dass sie eine Selbsthilfegruppe in ihrer Region gründeten, wenn es noch keine gab. Manchmal erzählten unsere Interviewpartner*innen, dass sich auch Kontakte zu Mitgliedern der Selbsthilfegruppe außerhalb der Gruppentreffen entwickelten, um sich austauschen zu können. Vereinzelt sagten aber auch Interviewpartner*innen, dass sie beim ersten Besuch des Treffens der Selbsthilfegruppe etwas schüchtern waren, wie auch Dominique Kouri. Ihr war es zunächst auch etwas peinlich, anderen von ihrer Erkrankung zu erzählen, dies legte sich aber bald.
Dominique Kouri erfuhr im Rahmen der Treffen der Selbsthilfegruppe, dass es Gehirntraining gab.
Einige Interviewpartner*innen äußerten, dass es in Selbsthilfegruppen gelegentlich vorkam, dass sich die Mitglieder gegenseitig verunsicherten oder sich in ihrer Unsicherheit bestärkten. Daher empfahlen sie darauf zu achten, dies nicht zu tun. Die in den Gruppen geteilten Informationen zu Therapien oder anderen Behandlungen wurden teilweise von unseren Interviewpartner*innen kritisch hinterfragt. Einige schlossen mögliche Behandlungen aus, die bislang nicht durch wissenschaftliche Studien (evidenzbasiert) belegt waren. Andere probierten diese aus.