Verlust des Körpervertrauens

Das Erleben der langanhaltenden Symptome (mehr dazu: hier) hatte erhebliche Auswirkungen auf das Leben unserer Interviewpartner*innen. In ihren Erzählungen schilderten sie eindrücklich, wie ihr Alltag und Berufsleben dadurch beeinträchtigt wurden (mehr dazu unter: Alltag, Familienleben, Partner- und Freundschaften und Auswirkungen auf das Berufsleben).

Viele Interviewpartner*innen berichteten, dass ihr Körpergefühl und ihr Selbstvertrauen durch die langanhaltenden Beschwerden beeinträchtigt war. Sie nahmen sich nicht mehr als die Person wahr, die sie vor der Erkrankung waren. Aktivitäten, die früher selbstverständlich waren – wie etwa das Duschen oder Zeit mit den Kindern zu verbringen – wurden zu herausfordernden Aufgaben. Der Wunsch, das Leben wie vor der Erkrankung weiterzuführen, stand im Gegensatz zu den Einschränkungen durch die langanhaltenden Symptome, die das Alltags- und Berufsleben erheblich beeinträchtigten. (mehr dazu unter: Leben mit langanhaltenden Symptomen – Auswirkungen auf den Alltag und das Berufsleben). Viele erzählten, dass sie sich in ihrem eigenen Körper gefangen fühlten oder das Vertrauen in ihn verloren hatten – eine Erfahrung, die sie emotional sehr belastete.

Melanie Tietz erlebte starke Schmerzen und fühlte sich in ihrem Körper gefangen. Dies empfand sie als körperliche Depression.

Sina Steltner hatte das Gefühl, durch ihre langanhaltenden Symptome erheblich gealtert zu sein und nicht mehr dieselbe Person zu sein. 

Lars Enders hatte keine Gewalt mehr über seinen Körper und fühlte sich wie im Gefängnis.

Vereinzelt schilderten Interviewpartner*innen, dass sie sich auch durch ihre körperlichen Beschwerden verändert hatten. So beschrieb Monika Steiner, dass sie bei sich Wesensveränderungen feststellte. Ihr fiel es sehr schwer, geschäftlich „nett“ zu sein. Damit konnte ihr Umfeld auch nur schwer umgehen. Auch Regina Kopp meinte, durch die Beschwerden dünnhäutiger geworden zu sein.

Monika Steiner konnte nicht mehr „nett sein“, ging aber sonst sehr offen mit ihren Beschwerden im Alltag um.

Regina Kopp empfand sich als dünnhäutiger als früher, besonders bei der Frage, ob es ihr immer noch nicht bessergehen würde.