Auswirkungen von langanhaltenden Symptomen auf das Berufsleben

Der Großteil unserer Interviewpartner*innen war aufgrund langanhaltender Symptome (mehr dazu unter: Langanhaltende Symptome), wie z.B. Konzentrationsschwierigkeiten oder Erschöpfung, nicht mehr in der Lage, den Beruf wie vor ihrer COVID-19-Erkrankung auszuüben. Dennoch versuchten viele, wieder zu arbeiten, und schilderten, wie sie sich von Urlaub zu Urlaub oder von Krankschreibung zu Krankschreibung hangelten. Oft vergingen Monate, bis ihnen bewusst wurde, dass dies auf Dauer nicht tragbar war. Einige reduzierten ihre Arbeitsstunden, bemühten sich um eine Rehamaßnahme oder wurden zunächst für längere Zeit krankgeschrieben. Andere hatten bereits eine Bescheinigung ihrer Arbeitsunfähigkeit erhalten.

Theresa von Gollberg war seit ihrer COVID-19-Infektion arbeitsunfähig. 

Andrej Schwenke- Korac war abwechselnd krankgeschrieben oder ging arbeiten.

Anna Schwenke- Korac schleppte sich zuerst von Urlaub zu Urlaub bis sie dann mit ihrem Ehemann gemeinsam entschied, ihre Arbeitsstunden zu kürzen.

Marion Klausmann erzählte, dass sie sich nach der Arbeit oft wieder ausruhen musste und manchmal Phasen erlebte, in denen sie auch in ihrer Freizeit wenig unternahm.

Von ihren Vorgesetzten und ihren Kolleg*innen erlebte die Mehrheit unserer Interviewpartner*innen viel Unterstützung und Verständnis. Nur vereinzelt berichteten Interviewpartner*innen über Unverständnis ihrer Kolleg*innen oder Vorgesetzen. Ruth Großer erzählte, dass ihr während der Arbeit aufgrund ihrer Konzentrationsschwäche Fehler unterliefen und ihre Kolleg*innen sie bei ihrem Vorgesetzten meldeten. Dies war sehr belastend für sie. Ihr Chef reagierte aber sehr verständnisvoll und hielt ihr den Rücken frei, so dass sie bis zu ihrer Reha weiterarbeiten konnte und sich nicht krankmelden musste. Später unterstützte er sie auch bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe.

Ruth Großer war es immer wichtig, ihre Aufgaben perfekt zu machen 

Der Arbeitgeber von Julia Unruh war sauer, da sie schon seit Monaten krankgeschrieben war.

Der Chef von Lena Eichner war sehr besorgt um sie. 

Der Arbeitgeber von Melanie Tietz war zu Beginn noch sehr verständnisvoll, das änderte sich aber nach einiger Zeit und er hat sie entlassen.

Nachdem sie längerer Zeit krankgeschrieben waren, versuchten viele unserer Interviewpartner*innen mit einer Wiedereingliederungsmaßnahme zurück in ihren Arbeitsalltag zu finden. Manchen Interviewpartner*innen half die Wiedereingliederung, wieder in das alltägliche Leben und in den Beruf zurückzufinden. Andere jedoch mussten die Wiedereingliederungsmaßnahme aufgrund der hohen Belastung abbrechen. Vereinzelt unternahmen einige nach etwas Zeit einen erneuten Versuch mit einer Wiedereingliederungsmaßnahme.

Tobias Egger hat etwas Angst vor der Wiedereingliederung.  

Lars Enders wollte nicht zwei Monate krank sein und war sehr froh, dass in seinem Fall einer stufenweisen Wiedereingliederung zugestimmt wurde und er so wieder ins Berufsleben zurückfand.

Sina Steltner schaffte es, mit dem zweiten Versuch einer Wiedereingliederungsmaßnahme in ihr Arbeitsleben zurückzukehren.

Dominique Kouri beschrieb, wie anstrengend sie es fand auch wieder nur ein paar Stunden zu arbeiten und sie diese wieder abbrechen musste. 

Nicole Dachner war froh, wieder zu arbeiten und unter Menschen zu sein, musste aber die Wiedereingliederung aufgrund von Erschöpfung abbrechen.

Nicht mehr arbeiten zu können, war für viele Interviewpartner*innen besonders beängstigend. So wussten sie oftmals nicht, wie es mit ihnen und ihren Familien finanziell weitergehen sollte. Einige Interviewpartner*innen befanden sich kurz vor der Aussteuerung (nach etwa 78 Wochen), mussten Arbeitslosengeld oder Erwerbsminderungsrente beantragen. Für Ruth Großer fühlte sich die Aussteuerung so an, als ob sie wertlos war und das System nichts mehr für sie übrighatte. Viele beschrieben auch, wie anstrengend es für sie war, die Anträge auszufüllen. Nicole Dachner erzählte, dass sie sich für das Ausfüllen der Anträge extra Hilfe gesucht hatte und dies sie sehr entlastete.

Ruth Großer bekam durch die Aussteuerung weniger Geld und fühlte sich wertlos.

Nicole Dachner suchte sich Hilfe beim Ausfüllen der Unterlagen.

Ruth Mahler erhielt eine Erwerbsminderungsrente.

Vor allem die Unterstützung und das Verständnis ihrer Familien, Ehe-/Lebenspartner*innen und ihres Freundeskreises half vielen unserer Interviewpartner*innen, die langanhaltenden Symptome und deren Auswirkungen besser zu bewältigen. Mehr dazu unter Umgang mit langanhaltenden Symptomen.

Das soziale Umfeld von Regina Kopp gab ihr viel Kraft.