Die Erfahrungen von Ruth Mahler

Portrait Ruth Mahler war zum Zeitpunkt des Interviews im April 2024 59 Jahre alt und lebte mit ihrem Ehemann in einem Haus auf dem Land. Vor ihrer ersten COVID-19-Infektion im November 2021 war sie bereits einmal gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft. Während dieser Infektion litt sie unter verschiedenen Symptomen wie Fieber und Kopfschmerzen. Einige Beschwerden wie Muskel- und Nervenschmerzen blieben bestehen, und 2022 wurde bei ihr Post-COVID von einem Neurologen diagnostiziert. Sie war auch nicht mehr arbeitsfähig. Im Januar 2024 infizierte sie sich erneut mit dem Coronavirus SARS-CoV-2.

Ruth Mahler erhielt im Jahr 2021 eine einmalige Impfung mit einem COVID-Impfstoff, der ursprünglich als Einmalimpfung vorgesehen war.

Im November 2021, nach einem gemeinsamen Urlaub, hatten Ruth Mahler und ihr Mann bereits mehrere Antigen-Schnelltests gemacht, da ihr Mann Halskratzen verspürte und auch aufgrund von Schwäche nicht mehr die ganze Strecke mit dem Auto fahren konnte. Am nächsten Tag fühlte er sich sehr krank, worauf er via PCR-COVID-Test positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet wurde. Ruth Mahlers Test fiel zu diesem Zeitpunkt noch negativ aus, auch wenn sie ein leichtes Halskratzen bemerkte. Die Hausärztin von Ruth Mahler wies sie daraufhin an, zuhause zu bleiben. Daher begab sich Ruth Mahler gemäß den damals geltenden Schutz- und Hygienemaßnahmen in Quarantäne.

Einige Tage später erwachte Ruth Mahler mit Übelkeit, Geschmacks- und Geruchsverlust, Fieber, Kopfschmerzen, Halskratzen, Husten und Konzentrationsschwierigkeiten. Ein Antigen-Schnelltest bestätigte die Infektion. Sie ruhte sich viel aus und probierte verschiedene Medikamente gegen die Kopfschmerzen aus, die jedoch nicht halfen. Stattdessen setzte sie auf natürliche Mittel wie Vitamine, Ingwertee und Orangen-Ingwer-Shakes, die sie weiterhin regelmäßig zu sich nahm. Nach etwa viereinhalb Tagen fühlte sie sich besser, aber der Geruchs- und Geschmacksverlust dauerte etwa vier Monate; eine vollständige Wiederherstellung war zum Zeitpunkt des Interviews im April 2024 noch nicht erreicht.

Während der Quarantäne genoss sie es besonders, im Garten frische Luft zu schnappen. Nach etwa 14 Tagen war ihr Antigen-Schnelltest negativ, und einige Tage später war auch der Test ihres Mannes negativ, so dass sie die Quarantäne beenden konnten.

Etwa fünf Wochen später entwickelte sie Kopf-, Glieder-, Muskel- und Nervenschmerzen, und Konzentrationsstörungen. Alltägliche Aufgaben wie Toilettengang, Duschen und Schuhe anziehen wurden für Ruth Mahler sehr anstrengend und schwierig.

Aufgrund der anhaltenden Symptome suchte Ruth Mahler mehrere Fachärzt*innen auf, darunter Pneumolog*innen und Internist*innen. Alle Befunde waren unauffällig. Gemeinsam mit ihrem Hausarzt beantragte sie eine Rehabilitation, die nach sieben Wochen genehmigt wurde. Obwohl die Rehaklinik nicht auf Long-COVID spezialisiert war, fühlte sie sich dort gut betreut und die Reha gefiel ihr. Leider brachte sie nur geringe Fortschritte.

Anfang 2022 nahm Ruth Mahler an einer 12-wöchigen Studie teil, in der sie Pacing-Strategien und das Führen eines Tagebuchs zur Dokumentation ihres körperlichen Zustands kennenlernte. Diese Methode erwies sich als besonders hilfreich, und sie führte das Tagebuch über einen Zeitraum von zwei Jahren weiter. Unterstützung fand sie auch in einem Buch einer Ärztin über Long COVID. Außerdem nahm sie Kontakt zu Long COVID Deutschland auf, wo sie sich regelmäßig über die Krankheit, aktuelle Studien und neue Therapiemöglichkeiten informierte.

Im Januar 2024 infizierte sich Ruth Mahler erneut mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Sie beschrieb die Erkrankung als ähnlich ihrer ersten COVID-19-Erkrankung. Sie begann mit Halskratzen, einige Tage später kamen Husten, Kopfschmerzen und Müdigkeit hinzu. Sie hatte auch leichtes Fieber. Der Geschmacks- und Geruchssinn verschlechterte sich ebenfalls. Nach etwa drei bis vier Tagen wurde es langsam besser. Auch der Husten dauerte etwas länger an und hatte sich kurz vor dem Interview im April 2024 gebessert.

Zum Zeitpunkt des Interviews im April 2024 hatte Ruth Mahler noch Muskel- und Nervenschmerzen sowie Konzentrationsstörungen. Besonders gut tat ihr die Physiotherapie, die individuell auf ihre Beschwerden einging und bei Bedarf leichtere Behandlungen oder Massagen anbot. Auch regelmäßige Spaziergänge von zwei bis drei Kilometern, je nach Witterung, schaffte sie inzwischen gut. Sie ließ sich auch noch zweimal mit dem COVID-Impfstoff impfen, ohne dass sich ihr Zustand verschlechterte.