Die Erfahrungen von Marion Klausmann

Portrait Zum Zeitpunkt des Interviews, im Februar 2024, war Marion Klausmann 56 Jahre alt und lebte mit ihrem Mann auf dem Land. Sie war als Laborantin tätig. Vor ihrer ersten Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 im Oktober 2022 war sie vierfach mit dem COVID-Schutzimpfstoff geimpft. Während der Erkrankung entwickelte sie eine starke Erschöpfung sowie einen Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn, die bis zum Zeitpunkt des Interviews anhielten. In einer Post-COVID Ambulanz mit dem wurden ihr die Diagnosen Post-COVID und kognitive Störungen im Juni 2023 gestellt.

Im Oktober 2022 besuchte die Mutter von Marion Klausmann sie und ihren Ehemann. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Mutter bereits Erkältungssymptome. Ein zuvor durchgeführter Antigen-Test war negativ. Im Nachhinein ist sich Marion Klausmann nicht mehr ganz sicher, ob sie bereits erste Symptome entwickelte, als ihre Mutter sich positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet wurde. Marion Klausmann fühlte sich von einem Tag auf den anderen krank und ein PCR-Test fiel ebenfalls positiv aus. Sie konnte sich telefonisch bei ihrer Hausärztin krankschreiben lassen. Marion Klausmann isolierte sich daraufhin gemäß den damals geltenden Schutzmaßnahmen zu Hause. In der Wohnung schliefen sie und ihr Mann getrennt voneinander. Im Wohnzimmer trugen sie Mundschutz und lüfteten viel. Marion Klausmann entwickelte eine starke Müdigkeit, Geschmacks- und Geruchsverlust, schlief viel und aß wenig. Sie testete sich insgesamt etwa 14 Tage lang positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 und blieb insgesamt drei Wochen zu Hause.

Die Beeinträchtigungen ihres Geschmacks- und Geruchssinnes hielten an, so dass Marion Klausmann ihre Hausärztin aufsuchte. Ihre Ärztin empfahl ihr, zweimal täglich ein kortisonhaltiges Nasenspray zu verwenden. Dies half ihr nicht. Auch die Erschöpfung hielt an und daher war sie froh, ihren Weihnachtsurlaub im Dezember und eine weitere Woche im Januar nutzen zu können, um sich zu erholen.

Marion Klausmanns Arbeitsalltag als Laborantin in einem Großraumbüro wurde in den Wochen und Monaten nach ihrer COVID-Infektion zunehmend belastender. Sie empfand es als störend, wenn sich die Kolleg*innen unterhielten, da sie sich dann nur schwer konzentrieren konnte. Nach der Arbeit ruhte sie sich oft auf dem Sofa aus. Obwohl ihre Freizeitaktivitäten nicht völlig eingeschränkt waren, gab es Wochen, in denen sie wenig unternahm. Aktivitäten wie mehrtägige Radtouren und Bewegung an der frischen Luft empfand sie als weniger anstrengend und wohltuend.

Die Erschöpfung hielt an, so dass ihr Mann ihr empfahl, sich krankschreiben zu lassen, was sie jedoch aufgrund des Personalmangels ablehnte. Stattdessen teilte Marion Klausmann ihren Jahresurlaub in mehrere Blöcke auf, um sich regelmäßig zu erholen und Krankschreibungen zu vermeiden.

Wegen ihrer anhaltenden Erschöpfung und dem Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns bemühte sich Marion Klausmann um einen Termin in der örtlichen Post-COVID-Ambulanz. Nach mehreren Versuchen erhielt sie schließlich im Juni einen Termin in einer auf für Psychiatrie und Psychotherapie verwiesen. Glücklicherweise hatte sie dort Erfolg, da sie einen Termin im Juni 2023 bekam, den jemand anderer abgesagt hatte. Sie war dort zweimal vorstellig, einmal für ein Vorgespräch und dann für weitere Untersuchungen. Dabei wurde ein Aufmerksamkeitstest durchgeführt, der den gesamten Vormittag dauerte und ihre Gedächtnisleistung testete. Die Diagnose lautete Post-COVID und kognitive Störung. Besonders auffällig waren Probleme mit verbaler Abrufung und Wiedererkennungsleistung, Konzentrationsschwierigkeiten, geteilte Aufmerksamkeit und die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu wechseln.

Zum Zeitpunkt des Interviews im Februar 2024, etwa 16 Monate nach ihrer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2, fühlte sich Marion Klausmann immer noch stark erschöpft und weniger belastbar als früher. Nach Absprache mit ihrer Hausärztin stellte sie einen Reha-Antrag. Besonders belastend war der Verlust ihres Geschmacks- und Geruchssinns. Obwohl sie noch etwas schmecken konnte, fehlten ihr viele Feinheiten. Die Unterstützung ihrer Familie half ihr sehr.