Malte Steinser beschrieb, wie er lernte, seine Grenzen zu erkennen und seine Energie einzuteilen.

Am Anfang war das Pacing und das Herausfinden der Grenzen ganz wichtig. Ich musste erstmal lernen was sind meinen aktuellen körperlichen Grenzen und die unterscheiden sich ja von Zustand zu Zustand. Also es gibt ja diesen Normalzustand und dann gibt denn PEM-Zustand. PEM steht ja für Post-Exertional Malaise, das ist, wenn man seine Energiegrenzen überschritten hat, kommt man in diesen Zustand quasi rein. Und in diesen Zustand sind die Energiegrenzen teilweise nochmal 20 oder 10 Prozent dessen was man eh schon nur noch hat. Und ich musste erstmal über drei bis vier Monate lernen meinen Energiegrenzen zu finden und dann auch nicht den Stolz haben darüber wegzusehen, sondern sie auch einzuhalten. Und wenn ich merke das ich jetzt in eine Fatigue komme mich dann ins Bett zulegen und dann auszuruhen. Vielleicht noch Kopfhörer rein und das Zimmer ein bisschen abdunkeln. Und als ich dann quasi das beherrschen konnte, konnte ich dann auch so langsam immer so in 10 Prozent Schritten über diese Energiegrenzen kommen und so diese Stück für Stück einfach nach oben schieben. Ich habe dann mit leichtem Krafttraining angefangen, im Sitzen geht das schon ganz gut, einzelne Muskelgruppen kann ich so bedienen. Wenn es mehrere Muskelgruppen gleichzeitig sind, kann ich bis heute nicht. Also Liegestütze kann ich nicht machen, sonst komme ich sofort in PEM. Aber ich kann isoliert Muskelgruppen wie den Bizeps eigentlich ganz gut trainieren. Und diese Muskelkoordination die hilft den Nerven, also ich habe quasi eine Neuropathie und POTS was mich eigentlich nicht behindert, hilft da eigentlich auch so die Nerven dabei zu aktivieren beziehungsweise da so ein bisschen wieder die Verbindung hinzustellen. Das heißt ich habe dann ein leichtes Krafttraining gemacht und habe mich versucht mit kleinen Knobelaufgaben, wirklich nur eine Minute am Tag, mich wieder geistig zu betätigen. Und es hat dann vier bis sechs Monate ungefähr gedauert wo ich eigentlich kein vorankommen gesehen habe aber es gab dann auch viele kleine Fortschritte, weil ich dann Experte meiner Krankheit wurde, genau wusste wo meine Grenzen sind und genau dann auch wusste wie ich mich fordern kann ohne mich zu überfordern. Und das hat dann irgendwann doch einen sehr sehr großen Sprung gemacht.