Die Erfahrungen von Anna Löffler

Portrait My Story Anna Löffler Anna Löffler war zum Zeitpunkt des Interviews im Mai 2024 62 Jahre alt und lebte mit ihrem Mann in einer Wohnung. Aufgrund verschiedener Erkrankungen wie Fibromyalgie und chronischen Schmerzen bezog sie seit einigen Jahren eine Erwerbsminderungsrente. Im November 2022 infizierte sie sich während eines Urlaubs mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits dreifach gegen COVID-19 geimpft. Die Schwere der Erkrankung erforderte einen Krankenhausaufenthalt während des Urlaubs. Sie hatte vor allem Husten, Atemprobleme, Schwindel, Erschöpfung und Kreislaufprobleme, wobei die Erschöpfung und die Atemprobleme anhielten. Im Dezember 2023 wurde bei ihr in einer Post-COVID-Ambulanz ein Post-COVID- und Fatigue-Syndrom diagnostiziert. Anna Löffler wurde zwischen 2021 und November 2022 dreifach mit dem COVID-Impfstoff geimpft.

Im November 2022 flogen Anna Löffler und ihr Ehemann in den Urlaub ins Ausland. Entsprechend den damals gelockerten Schutzmaßnahmen trug sie während des Fluges keine FFP2-Maske, auch weil sie sich durch die COVID-Impfung gut geschützt fühlte. Kurz nach ihrer Ankunft an einem Sonntag bekam sie plötzlich Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, die sie zunächst auf das Essen zurückführte und sich weiter keine Gedanken machte. Am nächsten Tag bekam sie Husten, Atemprobleme und Kreislaufprobleme und ging in eine Apotheke, in der ihr ein Hustenmittel und Erkältungstabletten empfohlen wurden. Am Mittwoch ging es ihr viel schlechter; sie konnte nur noch mit Hilfe gehen, weil ihr so schwindelig war. Auch der Husten wurde schlimmer, so dass sie sich in einer Apotheke einen Antigen-Schnelltest besorgte, der positiv ausfiel. Zurück im Hotel ging sie zur Reiseleitung und berichtete von dem positiven Testergebnis. Die Reiseleitung wies Anna Löffler darauf hin, dass sie bei einem positiven PCR-Test meldepflichtig sei und sich in ihrem Zimmer isolieren müsse.

Als es Anna Löffler immer schlechter ging, ging sie am Nachmittag zum Hotelarzt, der ihre Lunge abhörte und meinte, sie brauche eine Infusion mit Antibiotika. Er rief einen Krankenwagen, da sie ins Krankenhaus musste. Da sie die Sprache ihres Urlaubslandes nicht sprach, begleitete sie eine Dolmetscherin ins Krankenhaus. Dort wurde ein PCR-Test durchgeführt, die Lunge geröntgt und sie bezog schließlich ein Zimmer auf einer Station nur für deutsche Tourist*innen. Hier wurde sie als Privatpatientin behandelt und war sehr froh, dass sie vor ihrem Urlaub eine gute Auslandskrankenversicherung abgeschlossen hatte. Im Krankenhaus hatte sie ein Einzelzimmer und bekam Infusionen mit Antibiotika und Schmerzmitteln. Außerdem bekam sie ein Inhalationsgerät, das ihr sehr gegen den Husten half. Anna Löffler fühlte sich vom Krankenhauspersonal gut betreut und versorgt. Besondere Hygienemaßnahmen gab es im Krankenhaus nicht. Ab und zu ging sie auf der Station spazieren und unterhielt sich mit anderen deutschen Tourist*innen oder ihr Mann kam zu Besuch. Während ihres Krankenhausaufenthaltes bekam sie eine Entzündung im Mund. Es wurde ein Kehlkopfödem und eine akute Infektion der unteren Atemwege diagnostiziert. Nach zwei Tagen wurde sie entlassen. Bei der Entlassung wurden ihr Schmerzmittel, Antibiotika und Hustenstiller verschrieben. Am Nachmittag wurde sie mit einem Krankentransport ins Hotel gebracht.

Im Hotel musste Anna Löffler entsprechend den damals noch geltenden Schutzmaßnahmen mehrere Tage in ihrem Zimmer isoliert werden. Die Isolation belastete sie und sie wunderte sich, dass ihr Mann trotzdem in ihrem Zimmer schlafen und es immer wieder verlassen durfte. Das Essen wurde ihr vor die Tür gestellt und die Handtücher musste sie jeden Tag in einen Sack stecken. Als zehn Tage vorbei waren, durfte Anna Löffler wieder raus und hatte noch zwei Tage Urlaub. Die Mundschleimhautentzündung war aber immer noch akut, also holte sie sich in der Apotheke ein Mittel. Nach etwa 14 Tagen flogen sie und ihr Mann zurück nach Deutschland, diesmal mit einer FFP2-Maske, um sich nicht wieder anzustecken.

Zuhause angekommen wollte Anna Löffler zur Abklärung ihres Zustandes ihre Hausärztin aufsuchen. Diese empfahl ihr, in die Notaufnahme zu gehen, da ein Röntgenbild dringend notwendig sei. Anna Löffler folgte diesem Rat. In der Notaufnahme wurden ein Röntgenbild und eine Blutuntersuchung durchgeführt. Der Bereitschaftsarzt diagnostizierte eine Rippenfellentzündung, für die nicht stationär behandelt werden musste. Zwischen Weihnachten und Silvester versuchte sie, die Entzündung auszukurieren. Diese Erkrankung zog sich bis etwa Ende Januar hin und sie fühlte sich nicht mehr so belastbar wie zuvor.

Anna Löffler erlebte weiterhin Atembeschwerden und anhaltende Erschöpfung. Nachdem sie verschiedene Fachärzt*innen wie Pneumolog*innen und Kardiolog*innen konsultiert hatte, ohne eine klare Diagnose zu erhalten, meldete sie sich bei einer Long-COVID-Ambulanz an. Sie wurde bis Dezember 2023 auf einen Termin vertröstet. Während dieser Zeit entwickelte sie ein eigenes Rehabilitationsprogramm zu Hause mit Reha-Sport, Gymnastik und Wassergymnastik.

Im Herbst 2023 suchte sie eine anthroposophische Klinik auf, die auf die Behandlung von Long-COVID-Patient*innen spezialisiert war. Während einer Behandlung mit Hyperthermie in dieser Klinik verschlechterten sich ihre Symptome, sie bekam noch schlimmeren Husten und Fieber. Ein daraufhin durchgeführtes Röntgenbild zeigte eine Lungenentzündung, die bakteriell bedingt war und mit Antibiotika behandelt wurde, bevor sie nach Hause entlassen wurde.

Im Dezember 2023 erhielt sie schließlich einen Termin in der Long-COVID-Ambulanz, wo Lungenfunktionstests durchgeführt und ihre Belastbarkeit gemessen wurden. Der Diagnosebrief der Ambulanz bestätigte das Vorliegen des Post-COVID-Syndroms sowie des Fatigue-Syndroms.

Etwa 18 Monate nach ihrer Infektion zum Zeitpunkt des Interviews plante sie, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen, um sich mit anderen auszutauschen und mehr über mögliche Behandlungsansätze zu erfahren. Trotz der vielen gesundheitlichen Herausforderungen versuchte sie, positiv zu bleiben, auch wenn es Tage gab, an denen ihr das nicht so gut gelang.

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