Laura Brunner entwickelte einen „Tunnelblick“, der ihr half, sich in der Schule zu konzentrieren. Für die Freunde blieb dann keine Aufmerksamkeit mehr übrig.

Also ich habe dann auch mehr für die Schule getan. Nicht, weil ich jetzt überall gute Noten haben wollte. Sondern einfach, weil das so das Einzige war, was mich wirklich interessiert hat. Und ich habe darin auch dann die Bestätigung gefunden, dass es einfach etwas gibt, was ich kann. In dem Zeitpunkt habe ich nämlich auch angefangen, mich von meinen Freunden so ein bisschen zu entfremden. Und- ja, genau. In der Schule war das dann aber so, dass ich halt sehr viel Bescheid wusste über das, was besprochen wurde. Und das hat mir dann auch die Bestätigung eben gegeben und da habe ich mich dann auch besser gefühlt. […]
Das heißt auch, dass Sie durch das Hungern nicht in die Situation gekommen sind, dass zum Beispiel die Konzentrationsfähigkeit gelitten hat oder so?
Doch, schon, aber nicht in der Schule. Ich hatte dann irgendwann so einen Tunnelblick, habe ich das genannt. Ich konnte mich auf eine Sache fokussieren, aber ich habe alles Drumherum einfach ausgeblendet. Ich habe dann wirklich nichts mitbekommen, was um mich herum passiert. Und deswegen- also das war dann meistens die Schule, auf die ich mich konzentriert habe. Und deswegen habe ich dann- aber ich habe dann halt auch nie mitbekommen, wenn irgendwie Menschen miteinander geredet haben, die neben mir sitzen. Wusste ich dann irgendwie nicht und das war dann, glaube ich, auch manchmal unfreundlich. Oder ist unfreundlich rübergekommen, wenn ich dann mich nicht in die Konversation mit eingebunden habe, sondern einfach stur meine Sachen gemacht habe oder irgendwas gelesen habe oder sonst was. Aber ich habe es dann halt- ich hatte dann auch irgendwann auch einfach nicht die Kraft, noch mich um andere Dinge um mich herum zu kümmern. Ich hatte einfach die Kraft nicht mehr irgendwann. Und das ist mir dann auch irgendwann bewusst geworden. Obwohl ich mich immer noch stark gefühlt habe, aber gleichzeitig habe ich da auch so ein bisschen die Schwäche gesehen.
Ja, ich muss auch sagen, dass es mir bis jetzt noch schwer fällt manchmal, mich auf viele Sachen zu konzentrieren. Das war vor allem am Anfang, als ich dann angefangen habe, zuzunehmen, habe ich irgendwann alles wahrgenommen um mich herum und das hat mich total verwirrt einfach. Und ich habe dann auch vieles nicht mitbekommen, weil ich so viele Reize hatte. Und- genau, und ich bin manchmal jetzt deswegen noch verpeilt, weil ich den Dreh noch nicht so ganz raus habe. Aber ich merke immer öfter, dass ich langsam die vollständige, also ich sage jetzt mal Kontrolle- dass ich praktisch wirklich weiß, was um mich herum passiert und nichts verpasse oder sehr wenig verpasse. Das hat jetzt ziemlich lange gedauert, bis sich das wieder eingestellt hat.