Laura Brunner schien der Schmerz durch den Hunger als eine Möglichkeit, sich selbst zu spüren.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir der Schmerz irgendwann gut getan hat. Also ich habe halt irgendwann die Welt nur noch durch Schmerz wirklich verstehen können. Das war- das hat sich auch dadurch gezeigt- ich saß dann irgendwann- als ich dann in Therapie war, saß ich jedes Mal drin und das Erste, was mein Therapeut mich gefragt hat immer, war, wie ich mich fühle. Und- also nicht, wie es mir geht, sondern wie ich mich wirklich fühle. Und ich musste ganz am Anfang vor allem wirklich erst mal ein paar Minuten da sitzen und mich fragen, wie ich mich fühle, weil halt irgendwie kein Gefühl mehr da war. Und der Schmerz war halt so ein leichtes Gefühl. Der war sofort da und das war so eine sofortige Bestätigung. Und ich habe dann den Schmerz als etwas Gutes aufgefasst. Genau. Ich habe deswegen auch zum Beispiel angefangen, mich selbst zu verletzen. Auch, weil das sofort irgendwie jeglichen Stress oder so was weggemacht hat. Und genauso hat sich das Hungern dann auch angefühlt. Es hat zwar manchmal wehgetan, aber es war eine Bestätigung irgendwie dafür, dass ich praktisch noch lebe, und dass- es hat den Stress eben auch weggemacht und dass ich- es hat mir gezeigt, dass ich noch mich selber habe, egal ob jetzt- ob ich Freunde habe oder nicht, ob ich gemocht werde oder nicht. Aber ich habe mich praktisch selbst noch irgendwie- also ich bin noch da. Und genau, ich habe dann auch nichts anderes mehr gebraucht, außer mich selbst.