Die Erfahrungen von Katharina Wagner
Katharina Wagner ist 32 Jahre alt, lebt in einer Partnerschaft und arbeitet als Naturwissenschaftlerin. Als ihr Körper mit elf Jahren weiblicher wurde, begann sie mit Diäten und bekam daraufhin Ess-Brech-Anfälle. Trotz zahlreicher Klinikaufenthalte ging es lange Zeit nur abwärts. Auch heute noch ist ihr Alltag von der Essstörung bestimmt, sie hat jedoch gelernt, besser damit umzugehen.
Katharina Wagner fand Essen und ihre Figur schon als Kind problematisch. Als mit elf Jahren ihr Körper weiblicher wurde, begann sie mit Diäten und reagierte auf die dauerhaften Einschränkungen mit Ess-Brech-Attacken. Ihr Gewicht ging lange Zeit immer weiter nach unten. Ihre Oma bemerkte schließlich, was los war. Auf Wunsch der Eltern begann Katharina Wagner eine ambulante Therapie, nahm aber weiter stark ab und wurde mit 15 Jahren in die Kinder- und Jugendpsychiatrie eingewiesen.
Katharina Wagner erzählt, dass der Klinikaufenthalt für sie richtig schön war: Sie fühlte sich im Mittelpunkt, ernst genommen, konnte schnell zunehmen und war in der Klinik für alle das Vorbild. Allerdings war ihr klar, dass sie nach der Klinik weiter machen würde wie vorher, und sie nahm schnell wieder ab. Es folgten weitere Klinikaufenthalte, bei denen sie immer mehr „trickste“, z.B. literweise Wasser trank, um ihr Zielgewicht zu erreichen. So gab es über viele Jahre nur ein „Abwärts“. Zwischenzeitlich hatte Katharina Wagner Begleiterscheinungen wie Wasser im Herzen, verringertes Hirnvolumen und Kaliummangel, ihre Periode bekommt sie seit vielen Jahren nicht.
Für Katharina Wagner war es wichtig, über eine Körpertherapie ein besseres Gespür für ihren Körper zu bekommen und in einer speziellen Therapie für Borderlinestörungen Fähigkeiten für den Umgang mit Stimmungsschwankungen zu erlernen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Ihr Freund bot eine wichtige Unterstützung, sich therapeutische Hilfe zu suchen.
Katharina Wagners Alltag ist weiterhin durch die Essstörung und viele Zwänge bestimmt. Sie beschreibt, dass sie nur „normal“ essen kann, wenn sie sich wohlfühlt. Beim Einkaufen, Essen und Erbrechen fühlt sie sich wie ein Roboter. In schwierigen Momenten hilft es ihr manchmal, ihr Zwergkaninchen zu streicheln, den lebendigen Kontakt zu spüren. Sie versucht, nach Plan zu essen, egal ob sie Hunger hat oder nicht, da ihr das Sicherheit und Struktur gibt. Katharina Wagner spricht im Rahmen einer Suchtberatung vor Schulklassen von ihrer Erkrankung, um andere davor zu bewahren.
Katharina Wagner ist die Bulimie und den ständigen Kampf mit der Krankheit manchmal leid. Zum Zeitpunkt des Interviews hat sie eine Reise nach Afrika geplant, in die sie viele Hoffnungen setzt, da Essen und Hunger dort eine andere Bedeutung haben. Katharina Wagner erzählt, dass sie trotz aller Schwierigkeiten inzwischen mehr Akzeptanz für ihre Erkrankung hat, mehr Verständnis für sich selbst und Respekt vor dem, was sie schon geschafft hat.
Das Interview wurde im Frühjahr 2016 geführt.
Alle Interviewausschnitte von Katharina Wagner
Katharina Wagner begann mit Diäten, als ihr Körper weiblicher wurde.
Katharina Wagner tat in der Klinik nur so, als hätte ihre Einstellung sich verändert.
Katharina Wagner wurde aufgrund ihres niedrigen Gewichts depressiv.
Katharina Wagner findet es schwierig, in Maßen zu essen und nicht zu erbrechen.
Für Katharina Wagner geht es bei der Essstörung eigentlich um die Frage: Wer bin ich?
Katharina Wagner bekam durch die Körpertherapie wieder ein besseres Gespür für sich selbst.
Für Katharina Wagner wurde der Sport zum Zwang.
Katharina Wagner geht nicht mit den Kollegen Mittagessen, sie bringt sich etwas mit.