Claudia Siebert glaubt, dass es gut gewesen wäre, wenn Ärzte sie weniger geschont hätten, selbst wenn die Offenheit sie zunächst wütend gemacht hätte.
Hätte es denn was geholfen- was gegeben, was Ihnen geholfen hätte oder was Sie sich gewünscht hätten von Behandlern im Laufe dieser Jahre?
Vielleicht ein bisschen mehr Offenheit. Bisschen mehr- selbst, wenn es wehgetan hätte im Moment, vielleicht wäre es mal gut gewesen, wenn mir jemand einfach mal die Wahrheit gesagt hätte. Also, mich nicht geschont hätte vielleicht. Und dieses Thema so umgangen wäre, weil das ja so was ist, was- „Ja, die arme Frau mit ihrer Essstörung. Da müssen wir schonend mit umgehen.“ Vielleicht wäre mal das Gegenteil ganz gut gewesen. Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte. Ich hätte wahrscheinlich aber eher mit Wut reagiert, was dann vielleicht im Endeffekt einen positiven Effekt gehabt hätte.
Haben Sie eine Phantasie, was so eine Wahrheit gewesen wäre, die man Ihnen hätte sagen können?
Die Wahrheit, dass ich im Grunde genommen mit der Krankheit genau das Gegenteil von dem erreiche, was ich glaube, damit erreichen zu können und erreicht habe. Also eben all diese Dinge, die ich geglaubt hätte, durch die Krankheit leichter erreichen zu können, hat sie mir auch wieder kaputt gemacht. Also all das, was man denkt, das wirklich positiv ist an der Krankheit, ist wirklich nur eine Illusion für meine Begriffe. Man macht sich da wirklich was vor. Aber es ist halt manchmal einfacher, das zu tun. Und ich meine, klar, ich verstehe schon, dass die Ärzte einem da nicht eine vor den Bug knallen wollen. Das ist ja auch sehr rücksichtsvoll und alles. Aber vielleicht wäre es tatsächlich auch- also jetzt auch für Sie, auch für Therapeuten, wäre es vielleicht eher mal so ein bisschen Ehrlichkeit, fast Grausamkeit, wäre vielleicht mal ganz heilsam.
Ich weiß, es funktioniert sicherlich nicht bei jedem. Aber ich glaube, bei mir wäre es sicherlich zu einem früheren Zeitpunkt in meinem Leben mal ganz gut gewesen, als mir diese Dinge alle noch nicht so selber so klar waren. Denn ich glaube, ich hätte wahrscheinlich mit Wut reagiert. Und die Wut dann aber nicht unbedingt an mir selber ausgelassen, sondern ich hätte dann vielleicht- „Euch werde ich es schon zeigen, ob ich gesund sein kann oder nicht, ob ich das schaffe oder nicht.“
Vielleicht ein bisschen mehr Offenheit. Bisschen mehr- selbst, wenn es wehgetan hätte im Moment, vielleicht wäre es mal gut gewesen, wenn mir jemand einfach mal die Wahrheit gesagt hätte. Also, mich nicht geschont hätte vielleicht. Und dieses Thema so umgangen wäre, weil das ja so was ist, was- „Ja, die arme Frau mit ihrer Essstörung. Da müssen wir schonend mit umgehen.“ Vielleicht wäre mal das Gegenteil ganz gut gewesen. Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte. Ich hätte wahrscheinlich aber eher mit Wut reagiert, was dann vielleicht im Endeffekt einen positiven Effekt gehabt hätte.
Haben Sie eine Phantasie, was so eine Wahrheit gewesen wäre, die man Ihnen hätte sagen können?
Die Wahrheit, dass ich im Grunde genommen mit der Krankheit genau das Gegenteil von dem erreiche, was ich glaube, damit erreichen zu können und erreicht habe. Also eben all diese Dinge, die ich geglaubt hätte, durch die Krankheit leichter erreichen zu können, hat sie mir auch wieder kaputt gemacht. Also all das, was man denkt, das wirklich positiv ist an der Krankheit, ist wirklich nur eine Illusion für meine Begriffe. Man macht sich da wirklich was vor. Aber es ist halt manchmal einfacher, das zu tun. Und ich meine, klar, ich verstehe schon, dass die Ärzte einem da nicht eine vor den Bug knallen wollen. Das ist ja auch sehr rücksichtsvoll und alles. Aber vielleicht wäre es tatsächlich auch- also jetzt auch für Sie, auch für Therapeuten, wäre es vielleicht eher mal so ein bisschen Ehrlichkeit, fast Grausamkeit, wäre vielleicht mal ganz heilsam.
Ich weiß, es funktioniert sicherlich nicht bei jedem. Aber ich glaube, bei mir wäre es sicherlich zu einem früheren Zeitpunkt in meinem Leben mal ganz gut gewesen, als mir diese Dinge alle noch nicht so selber so klar waren. Denn ich glaube, ich hätte wahrscheinlich mit Wut reagiert. Und die Wut dann aber nicht unbedingt an mir selber ausgelassen, sondern ich hätte dann vielleicht- „Euch werde ich es schon zeigen, ob ich gesund sein kann oder nicht, ob ich das schaffe oder nicht.“