Claudia Siebert spricht offen über ihre Essstörung und versucht bei anderen das Verständnis zu erweitern.
Am wohlsten, am einfachsten ist es, wenn ich alleine esse natürlich. Weil da brauche ich niemandem zu erklären: Okay, mein Essverhalten ist komisch. Das ist deshalb, weil ich eine Essstörung habe. Was ich tue, wenn sich es dann mal nicht vermeiden lässt und man mit anderen Leuten halt isst. Was ich auch ganz offen dann sage. - Und da sage ich es dann aber mehr so, als würde ich einen- fast wie als würde ich einen Witz darüber machen. Sage ich dann so von vornherein: „Okay, also wenn ihr mein Essen komisch findet, dann liegt das daran, dass ich eine Essstörung habe und ich weiß, dass es nicht normal ist.“ Und bla bla bla. Ich habe dann immer so ein- ja, so ein paar Floskeln. Und das akzeptieren die Leute dann auch. Weil die- weil sie ja wohl bewundern, dass ich da so offen darüber sprechen kann. Und, wenn die Leute dann mehr wissen wollen, dann sage ich ihnen auch gerne- also ich kläre die Leute gerne, wenn ich kann, irgendwie ein bisschen auf, sodass vielleicht ein bisschen mehr Verständnis auch dafür mal entsteht.
Denn das ist ja nun wirklich nach wie vor so ein- im Gegensatz zu anderen Suchtkrankheiten, wo- die nicht so geheimnisvoll sind irgendwie. Aber bei Essstörungen, dadurch, dass es ja auch verschiedene Arten gibt- ja, sind halt viele Fehlvorstellungen, viele- die Leuten bilden sich ein, sie wüssten was darüber, aber sie tun es im Grunde genommen gar nicht. Und das es am allerwenigsten eigentlich mit Aussehen zu tun hat, das können sich die meisten Leute auch nicht vorstellen.
Was erleben Sie denn oder was haben Sie denn konkret für Reaktionen von anderen erlebt bislang? So auf dieses-
Eigentlich schon Verständnis und Mitgefühl, muss ich sagen. Insofern die Leute es geben konnten. Also ich habe nie irgendwie jetzt- Ja, gut, Kritik vielleicht von Leuten insofern, dass die gesagt haben: „Mensch, jetzt- kannst du dich nicht einfach mal zwingen?“ Und ich dann: „Ja, klar könnte ich mich zwingen. Aber das würde für mich- das würde darin enden, dass ich dann morgen gar nichts esse.“
Ich kann es nicht so einfach an- und ausstellen. Das hat nichts mit Willensstärke zu tun. Willensstärke habe ich genug, aber die benutze ich halt dafür, dann nichts zu essen so ungefähr. Also- und ich meine, bei anderen Suchtkrankheiten oder bei anderen Dingen, da hat mir meine Willensstärke ja auch geholfen, die zu überwinden. Aus irgendeinem Grund aber funktioniert das hier nicht. Und das ist wahrscheinlich deshalb, weil ich es halt schon so sehr, sehr, sehr lange habe. Und es ist einfach Teil dessen, was mich ausmacht, diese verdammte Krankheit.
Gab es denn schon mal die Situation, dass Sie das Gefühl hatten, das hat wirklich auch mal jemand verstanden?
Ja, wenn ich in Rehas war. Ja. Aber selbst da, würde ich sagen, waren es dann eher eben die Mitpatientinnen, eher als die Therapeuten. Denn ich glaube, jemand, der nicht drinsteckt, der kann es nie vollständig verstehen, selbst wenn man noch so viel darüber weiß. Aber man steckt halt doch nicht drin.
Ist ja bei jeder anderen Suchtkrankheit genauso. Es wird immer- selbst, wenn jemand sich viel mit der Krankheit beschäftigt und eben auch wie Sie Menschen- mit Menschen redet, Menschen behandelt mit dieser Krankheit, man kann- man steckt nicht drin. Man kann das nun mal einfach nicht vollständig nachfühlen. Das geht einfach nicht. Und das ist dieses Irrationale daran. Ich glaube, das kann niemand so richtig voll nachvollziehen.
Denn das ist ja nun wirklich nach wie vor so ein- im Gegensatz zu anderen Suchtkrankheiten, wo- die nicht so geheimnisvoll sind irgendwie. Aber bei Essstörungen, dadurch, dass es ja auch verschiedene Arten gibt- ja, sind halt viele Fehlvorstellungen, viele- die Leuten bilden sich ein, sie wüssten was darüber, aber sie tun es im Grunde genommen gar nicht. Und das es am allerwenigsten eigentlich mit Aussehen zu tun hat, das können sich die meisten Leute auch nicht vorstellen.
Was erleben Sie denn oder was haben Sie denn konkret für Reaktionen von anderen erlebt bislang? So auf dieses-
Eigentlich schon Verständnis und Mitgefühl, muss ich sagen. Insofern die Leute es geben konnten. Also ich habe nie irgendwie jetzt- Ja, gut, Kritik vielleicht von Leuten insofern, dass die gesagt haben: „Mensch, jetzt- kannst du dich nicht einfach mal zwingen?“ Und ich dann: „Ja, klar könnte ich mich zwingen. Aber das würde für mich- das würde darin enden, dass ich dann morgen gar nichts esse.“
Ich kann es nicht so einfach an- und ausstellen. Das hat nichts mit Willensstärke zu tun. Willensstärke habe ich genug, aber die benutze ich halt dafür, dann nichts zu essen so ungefähr. Also- und ich meine, bei anderen Suchtkrankheiten oder bei anderen Dingen, da hat mir meine Willensstärke ja auch geholfen, die zu überwinden. Aus irgendeinem Grund aber funktioniert das hier nicht. Und das ist wahrscheinlich deshalb, weil ich es halt schon so sehr, sehr, sehr lange habe. Und es ist einfach Teil dessen, was mich ausmacht, diese verdammte Krankheit.
Gab es denn schon mal die Situation, dass Sie das Gefühl hatten, das hat wirklich auch mal jemand verstanden?
Ja, wenn ich in Rehas war. Ja. Aber selbst da, würde ich sagen, waren es dann eher eben die Mitpatientinnen, eher als die Therapeuten. Denn ich glaube, jemand, der nicht drinsteckt, der kann es nie vollständig verstehen, selbst wenn man noch so viel darüber weiß. Aber man steckt halt doch nicht drin.
Ist ja bei jeder anderen Suchtkrankheit genauso. Es wird immer- selbst, wenn jemand sich viel mit der Krankheit beschäftigt und eben auch wie Sie Menschen- mit Menschen redet, Menschen behandelt mit dieser Krankheit, man kann- man steckt nicht drin. Man kann das nun mal einfach nicht vollständig nachfühlen. Das geht einfach nicht. Und das ist dieses Irrationale daran. Ich glaube, das kann niemand so richtig voll nachvollziehen.