Anna Lange beschreibt, wie es ist, wenn alle beim Essen versuchen, nicht auf ihren Teller zu gucken.
Ich weiß noch, dass ich mir bei jedem Essen gewünscht habe, dass es möglichst bald vorbei ist. Ich habe einen Vogel gekriegt, wenn jemand mir was auf dem Teller tun wollte. Sondern ich wollte mir immer selber nehmen. Und dann halt so wenig wie möglich. Nur ganz kleine Portiönchen. An denen ich ewig gewerkt habe, damit ich nicht als Erste fertig bin und jemand auf die Idee kommt, mir noch was anzubieten. Also vor allem dieses Gefühl, dass es für die anderen so schwierig ist, mir- das auszuhalten, dass ich so viel weniger zu mir nehme als sie. Das hat mir dabei noch zusätzlich zugesetzt. Wenn ich halt gewusst habe, die ganze Zeit versuchen alle, nur nicht auf meinen Teller zu gucken.
Und das war- das war noch schlimmer, als wenn jemand sagte: „Magst du nicht noch was essen?“ Dieses stumme- dieses stumme Leiden der anderen an meinem Leiden. Das war schlimmer und das habe ich auch mitgekriegt. Nur habe ich damals alle anderen im Unrecht gesehen.
Und das war- das war noch schlimmer, als wenn jemand sagte: „Magst du nicht noch was essen?“ Dieses stumme- dieses stumme Leiden der anderen an meinem Leiden. Das war schlimmer und das habe ich auch mitgekriegt. Nur habe ich damals alle anderen im Unrecht gesehen.