Anna Lange meint im Nachhinein, dass sie im Essen etwas suchte, das sie sonst in ihrem Leben nicht fand.
Wenn ich mich so zurückerinnere, dann war Essen in diesen Jahren weiterhin immer anders wichtig als es normalerweise ist. Es war was, was ich kontrolliert habe. Und es war immer was, was mir mehr gegeben hat als nur Nahrung. Eben dieses Gefühl der Kontrolle. Oder dann, als ich quasi dann deutlicher zugenommen habe, vielleicht auch dieses Gefühl der Fülle oder-Ich habe später mal in einer Therapie den Satz gehört, dass man im Essen die Süße des Lebens suchen kann. Und ich esse gerne Süßes. Und ich denke, so was war es. Also auf jeden Fall habe ich im Essen was gesucht, ob es jetzt das Nicht-Essen oder das Zuviel-Essen war, was das Essen nicht geben kann. Aber ich habe es eben dort gesucht. Vielleicht einfach, weil ich nicht wusste, wo sonst. Und weil ich es da ja schon viele Jahre gemacht habe. Also mit fünfzehn, wie gesagt, ungefähr hat das angefangen. Als meine Ehe vorbei war, war ich 25. Also da war es schon über zehn Jahre, dass das Essen einfach immer mehr war als nur Essen. So wie andere vielleicht, weiß nicht, anfangen zu trinken oder rauchen oder so was. Ich finde bis heute, dass „Magersucht“ ganz gut ist, also dass es ganz gut ist, das mit „Sucht“ zu bezeichnen. Nicht unbedingt, weil die Sucht an sich es ist, jetzt mager zu sein. Daher kommt sicherlich der Begriff. Sondern, weil Sucht im Sinne von Suchen für mich, denke ich, ganz, ganz wichtig war. Also für mich ist es heute wichtig, das so zu sehen, um zu verstehen, was mit mir passiert ist damals. Und auch, warum ich vieles so gemacht habe, wie ich es gemacht habe. Ich denke, ich habe was gesucht. Und ich habe es einfach nicht gefunden im Essen. Und dann kann man auch nicht froh werden. Selbst dann nicht, wenn man wieder normal wiegt.