Überlegungen zur Ursache
Eine Epilepsie ist eine Funktionsstörung des Gehirns. In vielen Fällen entsteht sie durch eine Schädigung des Gehirns, die zusammen mit einer angeborenen erhöhten Krampfbereitschaft zu Anfällen führt. Als Ursachen für solche Gehirnschädigungen kommen zum Beispiel Verletzungen bei Unfällen oder Tumore, Hirnblutungen und Schlaganfälle, Vergiftungen und Stoffwechselerkrankungen oder Entzündungen in Frage. Auch vor und während der Geburt können durch Fehlbildungen, Sauerstoffmangel oder mechanische Einflüsse Schäden im Gehirn entstehen (siehe auch www.izepilepsie.de).
Alle Interviewpartner setzten sich mit der Frage auseinander, was in ihrem Fall zu der Epilepsie geführt haben könnte. Für einige war die Frage klar zu beantworten, weil eine entsprechende Grunderkrankung oder Schädigung auch von ärztlicher Seite bestätigt werden konnte.
Oliver Lorenz erzählt, dass nach seiner Geburt ein notwendiger Blutaustausch zu spät stattfand.
Andere Erzähler berichten von Geburtskomplikationen wie Sauerstoffmangel oder Zangengeburt. Einige wissen, dass sie als Kleinkind Fieberkrämpfe als mögliche Anzeichen einer erhöhten Anfallsbereitschaft hatten. Andere überlegen, ob frühere Unfälle eine Ursache sein könnten, sind sich aber nicht sicher und bekamen dies auch nicht bestätigt. Solche Zusammenhänge lassen sich nur wahrscheinlich machen, wenn sich dafür Belege in den bildgebenden Untersuchungen aufzeigen lassen; andererseits schließt das Fehlen solcher Befunde eine Verletzung als Ursache auch nicht aus. Für die meisten unserer Erzähler blieben daher die Zusammenhänge letztlich unsicher und fragwürdig. Während für einige das Fehlen einer klaren Ursache belastend war, fanden es andere vor allem später im Leben müßig, darüber nachzudenken, oder hatten ihre eigenen Vorstellungen davon.
Barbara Haas denkt nach über Entstehung und Bedeutung von Anfällen im Hirn.
Die Suche nach einer Ursache für die psychogenen Anfälle ist schwierig für Silke Fuchs.
Einige Male wurden als Ursache der eigenen Epilepsie auch schwere Infektionen im Zusammenhang mit der früher obligatorischen Pockenimpfung genannt. Auch von medizinischer Seite wird dieser Zusammenhang unter bestimmten Bedingungen nicht ausgeschlossen; dies rechtfertigt jedoch aus ärztlicher Sicht nicht eine generelle Ablehnung von Impfungen, die heutzutage mit modernen Impfstoffen und unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen vorgenommen werden (siehe hierzu www.impfen-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).
Daniela Weber hat in ihren alten Krankenakten wegen ihrer Fieberkrämpfe als Kind nachgeforscht.
Einigen, die schon Jahrzehnte lang eine Epilepsie hatten, wurde erst in den letzten Jahren durch den Einsatz moderner diagnostischer Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (siehe auch Thementext „Erste Anfälle und Diagnose“) mitgeteilt, dass sie Narben oder Fehlbildungen im Gehirn hätten, deren Ursache selbst aber wiederum nicht zu klären sei. Viele unserer Erzähler berichteten, dass sie in der Verwandtschaft nachforschten, ob auch andere Familienmitglieder eine Epilepsie hatten. Epilepsie ist jedoch keine Erbkrankheit; es kann allerdings eine erhöhte Bereitschaft, auf Schädigung mit Anfällen zu reagieren, vererbt werden (siehe auch Thementext „Vererbung und Kinderwunsch“).
Tobias König dachte anfangs viel über die Ursachen nach, findet es jetzt aber eine Zeitvergeudung.
Nicht nur die Interviewpartner, die auch psychogene Anfälle hatten, setzten sich mit der Frage auseinander, ob auch psychische Belastungen oder dauerhafte Überforderung der Anlass für den Ausbruch der Epilepsie gewesen sein könnte.