Die Erfahrungen von Tobias König

Portrait Symptomatische Epilepsie, komplex-fokale Anfälle, sekundär generalisierte Anfälle. Tobias König ist 26 Jahre alt und lebt bei seiner Familie. Mit 13 Jahren hatte er den ersten Anfall. Seitdem treten bei ihm viele verschiedene Anfallsformen auf, deren Ursache in einem kindlichen Fahrradunfall vermutet wird. Er ist Bürokaufmann und bemüht sich zurzeit um einen Arbeitsplatz und eine eigene Wohnung in der nahen Großstadt.

Tobias König schildert, dass die Familie, nach dem Auftreten des ersten Anfalls bei einem gemeinsamen Fest, zunächst von einem einmaligen Ereignis ausging. Erst nachdem die Anfälle sich häuften, wurde eine neurologische Diagnostik durchgeführt. Zunächst wurde davon ausgegangen, dass es sich bei Tobias Königs Anfällen um psychogene Anfälle handele, später wurde diese Diagnose jedoch von einem Arzt widerlegt und eine Epilepsie festgestellt.

Prüfungssituationen, Streitigkeiten und Stress beschreibt Tobias König als häufige Auslöser für seine Anfälle. Manchmal hat er nur kurze Absencen, manchmal ist er aber auch durch fokale Anfälle mehrere Minuten bewusstlos.

Nach mehreren Klinikaufenthalten und vielen Versuchen, die richtige Medikation zu finden, schien die Möglichkeit einer Operation zu bestehen. Tobias König besuchte daraufhin ein Spezialzentrum für Epilepsie, in dem eine aufwändige Diagnostik zur Frage der Operationsmöglichkeit durchgeführt wurde. Die Ärzte kamen jedoch zum Schluss, dass eine Operation ein zu hohes Risiko und zu geringe Chancen auf Besserung bedeute und lehnten die Durchführung ab. Das war für ihn ein herber Rückschlag.

Tobias König beschreibt, dass sein Gedächtnis im Verlauf der Jahre schlechter geworden ist und dass dies ihm sowohl bei der Ausbildung als auch bei der Arbeitssuche im Wege stehe. Durch die Epilepsie habe er seine zunächst gute schulische Begabung und Leistungsfähigkeit eingebüßt. Nach einigen Anläufen konnte er jedoch erfolgreich eine Ausbildung zum Bürokaufmann abschließen und ist seitdem auf der Suche nach einer Arbeitsstelle.

Obwohl er immer wieder mit Anfällen und den Nebenwirkungen der Medikamente zu kämpfen hat, versucht er nicht zu viel über die Epilepsie nachzudenken.

Er findet es wichtig, dass mehr in der Öffentlichkeit über Epilepsie gesprochen wird und mehr Aufklärung über die verschiedenen Anfallstypen stattfindet. Persönlich findet er in einer Selbsthilfegruppe mit ihren vielseitigen Aktivitäten Rückhalt.

Das Interview wurde im Frühjahr 2012 geführt.

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