Die Erfahrungen von Thomas Kern
Symptomatische Epilepsie, komplex-fokale Anfälle, tonisch-klonische Anfälle. Thomas Kern ist 46 Jahre alt. 2003 hatte er seinen ersten nächtlichen Anfall. Es wurde eine Epilepsie diagnostiziert und er nimmt seitdem Medikamente. Thomas Kern arbeitet als Dreher, hat eine Tochter und ein Enkelkind. Kurz vor dem Interview hat Thomas Kern erfahren, dass eine Operation zur Behandlung der Epilepsie möglich ist und er wartet auf einen Operationstermin.
Thomas Kern berichtet, dass die Anfälle zum ersten Mal gerade zu einem Zeitpunkt auftraten, als er nach einer sehr turbulenten Zeit wieder ein geordnetes Leben führte. Anfangs konnte sich Thomas Kern zunächst nicht erklären, warum er manchmal morgens unter körperlichen Schmerzen litt und seine Lippe zerbissen war. Schließlich machte ihn seine damalige Lebenspartnerin darauf aufmerksam, dass er in diesen Nächten Anfälle hatte.
Eine Neurologin diagnostizierte bei Thomas Kern Epilepsie, woraufhin eine Zeit begann, an die er sich nicht gerne erinnert. In den ersten zwei Jahren hatte er alle zwei Wochen einen Anfall und trotz der Medikation trat keine Verbesserung ein. Immer wieder wurden neue Medikamente ausprobiert.
2005 fand Thomas Kern schließlich über eine Beratungsstelle für Epilepsie einen anderen Arzt, der ihn an eine Spezialklinik für Epilepsie verwies. Die Behandlung in der Klinik erlebte er als wesentlich besser. Besonders schätze er, dass die Ärzte dort sehr genau nach seinen Anfällen fragten und alles für ihn verständlich erklärten. Er erhielt ein neues Medikament und hatte in der Folge weniger Anfälle.
Bei den Untersuchungen fand man heraus, dass Thomas Kern nachts auch kleinere Anfälle hat, die er nie als solche wahrgenommen hatte. Er beschreibt, dass er sich nach diesen morgens oft matschig im Kopf fühle. Nach den großen Anfällen dauert es häufig drei bis vier Tage, in denen er starke Muskelschmerzen hat, bis er wieder auf den Beinen ist.
In einem kürzlichen Klinikaufenthalt wurde festgestellt, dass die Ursache für die Anfälle eine Vernarbung im linken Schläfenlappen ist. Diese wurde bei einer gründlichen Untersuchung entdeckt und Thomas Kern wurde eine Operation vorgeschlagen. Zum Zeitpunkt des Interviews wartete er auf die Festlegung des Operationstermins.
Thomas Kern erzählt, dass er sehr froh ist, seinen Beruf als Dreher weiterhin ausüben zu können. Er arbeitet gerne und hat Pläne, nebenher ein Kleingewerbe für Servicedienste anzumelden.
Mit anderen über seine Erkrankung zu sprechen, stellt für Thomas Kern kein Problem dar. Er schildert, dass er offen mit der Epilepsie umgeht und bisher keine negativen Erfahrungen damit gemacht hat.
Er erhofft sich, dass er nach der Operation ohne Medikamente leben kann.
Das Interview wurde im August 2011 geführt.