Die Erfahrungen von David Sahin
Idiopathische Epilepsie, tonisch-klonische Anfälle. David Sahin ist 26 Jahre alt und arbeitet als Krankenpfleger. Er ist aramäischer Herkunft, aber in Deutschland geboren. Im Alter von 17 Jahren erlebte er seinen ersten Anfall. Es wurde eine idiopathische Epilepsie festgestellt und er wurde mit Medikamenten so eingestellt, dass er heute anfallsfrei leben kann.
David Sahin erzählt, dass er den ersten Anfall im Alter von 17 Jahren hatte. Er schildert, wie er plötzlich auf der Intensivstation aufwachte und ihm alles zunächst wie ein schlechter Traum vorkam. In zahlreichen Untersuchungen fanden die Ärzte zunächst keine Ursache für den Anfall und entließen ihn ohne medikamentöse Einstellung.
Als es ein halbes Jahr später wieder zu einem Anfall kam, wurde David Sahin in der Folge medikamentös behandelt. Er schildert, dass er die Medikamente eine Zeit lang nicht regelmäßig nahm, da er sich mit der Krankheit nicht weiter beschäftigen wollte und sie auf die leichte Schulter genommen habe. In Folge dessen traten in kurzer Zeit zwei weitere Anfälle auf. Vor vier Jahren erlebte er einen letzten heftigen Anfall. Daraufhin wurde das Medikament umgestellt und er ist seitdem anfallsfrei.
Seine Einstellung zur Medikamenteneinnahme änderte sich in den letzten Jahren, als eine Freundin mit Epilepsie überraschend verstarb. Es ist zwar nicht geklärt, ob dieses Ereignis etwas mit Epilepsie zu tun hatte, doch schildert David Sahin, dass es ihn so bewegt habe, dass er sein Leben seither mehr schätze und den Umgang mit seiner Krankheit ernster nehme.
Er erzählt, dass die Überfürsorge der Eltern nach dem ersten Anfall ihn dazu bewegt habe, aus seinem Elternhaus auszuziehen und eine Ausbildung als Krankenpfleger zu beginnen. Die Krankheit habe ihn in seinen Aktivitäten nicht wesentlich einschränkt. David Sahin habe Strategien entwickelt, um trotz Epilepsie ein ganz normales Leben zu führen. Zum Beispiel achtet er stets darauf, nie zu lange auszugehen. Auch Autofahren oder Schwimmen begegnet er mit Respekt und tut dies nur im Beisein von Freunden.
David Sahin ist aramäischer Herkunft, seine Eltern stammen aus der Türkei, er selbst ist in Deutschland geboren. Er beschreibt, dass die andere Kultur und Religion jedoch keine Auswirkungen auf sein Leben mit Epilepsie haben.
David Sahin schildert, dass die Epilepsie ihm selten Steine in den Weg legt. Nur in seiner Ausbildungszeit machte er eine negative Erfahrung mit der zuständigen Betriebsärztin, die seine Arbeitsfähigkeit zunächst anzweifelte. Er beschreibt, dass er für seinen Ausbildungsabschluss gekämpft und am Ende seine Arbeitsfähigkeitsbescheinigung erhalten habe. Seit diesen Erfahrungen vertraut er seine Krankheit nur noch seinen engsten Freunden oder vereinzelten Arbeitskollegen an. Er ist nun seit einigen Jahren anfallsfrei und muss die Krankheit auch nicht mehr jedem Arbeitgeber mitteilen.
Im alltäglichen Leben erlebt er durch die Epilepsie kaum Einschränkungen. Er schildert aber, dass er einige Dinge, wie zum Beispiel Schwimmen gehen, nicht mehr tut, ohne sich vorher wegen eines möglichen Anfalls Gedanken zu seiner Sicherheit zu machen.
David Sahin wünscht sich, dass mehr Aufklärung über Epilepsie stattfindet und dadurch mehr Toleranz in der Öffentlichkeit entstehen kann.
Das Interview wurde im Sommer 2012 geführt.
Alle Interviewausschnitte von David Sahin
Auch wenn David Sahin schon länger anfallsfrei ist, sieht er sich immer noch als Epileptiker
David Sahin erzählt, dass er die Krankheit seit dem Tod einer Bekannten ernster nimmt.
Für David Sahin war die Diagnose nach dem ersten Anfall zuerst unrealistisch.
David Sahin möchte keine besonderen Rücksichtnahmen, er möchte ganz normal behandelt werden.