Die Erfahrung von Anja Bauer
Symptomatische Epilepsie, komplex-fokale Anfälle, tonisch-klonische Anfälle. Anja Bauer ist 35 Jahre alt. Ihren ersten Anfall hatte sie mit 14 Jahren. Die Anfälle traten anfangs selten auf, häuften sich aber dann im Laufe der folgenden Jahre. Nach einer medikamentösen Umstellung in einem Epilepsiezentrum ist Anja Bauer nun seit zwei Jahren anfallsfrei. Anja Bauer macht heute eine Umschulung zur Fahrradmechanikerin.
Den ersten Anfall hatte Anja Bauer einen Tag vor ihrer Konfirmation im Alter von 14 Jahren. Anja Bauer schildert, dass sie in Folge medikamentös eingestellt wurde und zunächst ein halbes Jahr keine weiteren Anfälle auftraten.
Bis zu ihrem 16. Lebensjahr hatte Anja Bauer ein bis zweimal im Jahr einen Anfall und schildert, dass sie damit zunächst gut zurecht gekommen sei und sie auch ihren Hobbies, Tanzen und Musik, weiter habe nachgehen können. Die Anfälle traten zudem in dieser Zeit nur nachts auf, so dass Anja Bauer diese nicht mitbekam. Nach einer anfallsfreien Zeit von zwei Jahren konnte sie auch ihren Führerschein machen. Anja Bauer schildert, dass sie sich zu dieser Zeit nicht mehr als Epileptikerin gefühlt habe.
Während ihrer ersten Ausbildung zur Optikerin kehrten die Anfälle zurück, diesmal auch tagsüber. Sie erlebte als Nebenwirkung der Medikamente, dass sie beim Lernen langsamer wurde und ihr das Lernen insgesamt schwerer fiel. Auf Grund dieser Schwierigkeiten konnte sie ihre Ausbildung nicht abschließen. Anja Bauer berichtet, dass von Seiten der Ausbildungsbetriebe Bedenken wegen der Anfälle geäußert wurden und sie Benachteiligungen wegen ihrer Erkrankung erlebte.
Anja Bauer erzählt, dass es ihr in dieser Zeit sowohl körperlich als auch psychisch zunehmend schlechter ging. Im Alter von 25 Jahren zog sie aus diesem Grund in eine Wohngruppe für epilepsiekranke Menschen, in der sie in dieser schwierigen Phase viel Unterstützung bekam. Sie lebte sich dort gut ein, allerdings ging es ihr gesundheitlich immer schlechter. Sie schildert, dass sie in dieser Zeit bis zu 20 Anfälle im Monat gehabt habe. In dieser Zeit habe sie ihren Hobbies nicht mehr nachgehen können und sich nur in ihrer Wohngruppe wirklich wohl gefühlt.
Die Betreuer der Wohngruppe setzten sich für eine Behandlung in einer Spezialklinik für Epilepsie ein. Anja Bauer schildert, dass sie in dieser Klinik sehr positive Erfahrungen gemacht habe und auch psychologische Unterstützung erhielt. Sie wurde neu medikamentös eingestellt und ist seitdem, bis auf eine Ausnahme, bei der sie ihre Medikation vergessen hatte, anfallsfrei.
Durch die lange Krankheitsphase und die nicht abgeschlossene Ausbildung musste Anja Bauer sich beruflich ganz neu orientieren. Sie nahm zu Beginn an einer dreijährigen Berufseingliederung in einer Behindertenwerkstatt teil. Im Anschluss fand sie einen Arbeitsplatz in einer Fahrradwerkstatt, von der sie später für eine Umschulung übernommen wurde. Die Arbeit als Zweiradmechanikerin macht ihr sehr viel Spaß.
Als große Stütze beschreibt Anja Bauer ihren Glauben, den sie seit dem Klinikaufenthalt in sich entdeckte. Er gibt ihr bis heute viel Energie und Kraft. Anja Bauer schildert, dass es ihr inzwischen leichter falle, offen mit ihrer Diagnose umzugehen und sie dies auch als befreiend erlebe. Auch ihre Hobbies, vor allem das Musizieren, habe sie wieder aufgegriffen.
Das Interview wurde im Frühjahr 2012 geführt.
Alle Interviewausschnitte von Anja Bauer
Anja Bauer weist darauf hin, wie wichtig es ist, dass alle Ärzte zusammen arbeiten
Anja Bauer glaubte, sie habe keine Epilepsie mehr, und vergaß ab und zu die Medikamente
Anja Bauer geht im Internet vor allem auf Fachseiten
Anja Bauer hat sich eine spezielle Uhr besorgt, um die Medikamente nicht mehr zu vergessen.
Anja Bauer schildert, wie sie durch ein neues Antiepileptikum wieder auflebte