Erfahrungen von Andreas Bergmann
Symptomatische Epilepsie, komplex-fokale Anfälle. Andreas Bergmann ist 28 Jahre alt und lebt mit seinem Partner zusammen. Die ersten Anfälle traten bei ihm in seinem 17 Lebensjahr auf. Erst einige Zeit später wurden sie als komplex-fokale Anfälle erkannt, die auf Vernarbungen in beiden Gehirnhälften zurückzuführen sind. Die Ausbildung zum Krankenpfleger konnte Andreas Bergmann auf Grund seiner Diagnose nicht abschließen und er hat trotz medikamentöser Behandlung immer noch Anfälle.
Andreas Bergmann schildert, dass seine Familie und auch Lehrer in der Schule ihm immer wieder mitteilten, dass er zwischenzeitlich abwesend wirke, starr vor sich hinblicke und merkwürdig anmutende Handbewegungen mache. Er selbst bekam davon nichts mit und schob solche Äußerungen zunächst beiseite. Erst auf mehrmaliges Anraten entschloss er sich zum Neurologen zu gehen, zumal die Symptomatik in dieser Zeit auch stetig zunahm. Zunächst wurde die Epilepsie jedoch auch von mehreren Ärzten nicht erkannt. Erst in einer Fachklinik wurde die Diagnose gestellt und eine entsprechende Behandlung eingeleitet.
Die Einstellung mit Medikamenten beschreibt Andreas Bergmann als mühevollen Prozess. Er erhielt zunächst einzelne Präparate; später versuchte man es über eine Kombination von Medikamenten. Schließlich wurden seine Anfälle als therapieresistent eingestuft. Andreas Bergmann schildert, wie ihm in dieser Phase von Seiten der behandelnden Ärzte und Neurologen immer wieder Hoffnung auf Besserung gemacht wurde, die sich jedoch regelmäßig zerschlugen. Andreas Bergmann leidet bis heute unter seinen Anfällen, besonders unter den erlebten Wahrnehmungsveränderungen in den Tagen nach dem Auftreten der Anfälle
Andreas Bergmann erklärt, dass eine Operation nicht in Frage komme, weil die Vernarbungen im Gehirn, die für die Anfälle verantwortlich gemacht würden, auf beiden Gehirnhälften verteilt lägen.
Sowohl in der Ausbildungszeit, als auch später auf der Arbeitssuche fiel ihm auf, wie wenig die Menschen über die unterschiedlichen Anfallsarten wissen. Er erlebte, dass er aufgrund der Epilepsie häufig nicht akzeptiert wurde. In seinem Beruf als Krankenpfleger oder in einer anderen Tätigkeit kann er wegen der unberechenbaren Anfälle nicht arbeiten. Mittlerweile ist er berentet. Selbst bei der Bewerbung für andere Tätigkeiten, wie Ehrenämter, stehen ihm die Anfälle immer wieder im Wege, so dass es für ihn schwierig ist, sinnvolle Beschäftigungen zu finden. Glücklicherweise kann sich sein Partner gut auf seine Lebenssituation einstellen.
Das Interview wurde im Frühjahr 2012 geführt.
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