Sebastian Bayer möchte nicht, dass an seinem Arbeitsplatz bekannt wird, dass er Diabetes hat und ist vorsichtig gegenüber Kollegen
Dann kam ja auch die Ernährungsumstellung und das soziale Umfeld, ich sag mal jetzt mal Kolleginnen und Kollegen, mit denen man regelmäßig zum Mittagessen geht, die stellten auf einmal fest, Fleisch ohne Soße? Wieso isst denn du keine Kartoffeln mehr? Schon wieder Salat? Stellten dann fest, dass also auf meinem Teller, dann irgendwie andere Sachen waren als früher beziehungsweise auch andere Sachen waren, als, sie selbst hatten.
Wieso isst du denn das Fleisch trocken ohne Soße? Ich sag in der Soße ist irgendwie viel Zucker und dann - Zucker weißte ja, ich beweg mich zu wenig, wird dann umgewandelt in Fett. So fing ich dann an. Und dann sagte irgendwann ein Kollege, genau, da saßen wir mal nur zu zweit und der sagte dann, na bist Diabetiker geworden? Und da hab ich gesagt, wieso? Na ja, so Kartoffeln iss du nicht mehr und dies und jenes und so. Ich kenne das von meiner Frau. Die ernährt sich genau so wie du. Da hab ich gesagt, na ja, wenn du´s keinem sagst, ist so. Das kommt daher, sie müssen heute im Berufsalltag ganz vorsichtig sein, wenn sie sich outen. Heute ist es noch extremer als noch vor 20, 30, 40 Jahren. Wenn sie sich heute outen, dass sie chronisch krank sind, sind sie beim möglichen Arbeitsplatzabbau, egal wie lange sie in dieser Firma sind und ich bin in dieser Firma seit über 25 Jahren, sind sie mit einer der Ersten, der gehen wird. Das ist so. Ich weiß nicht, wie hoch der Anteil, der prozentuale Anteil, in der Bevölkerung in Deutschland ist, die letztendlich Diabetes haben. Ich kann mir vorstellen, dass die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher ist. Dann wird es irgendwann so hingenommen. Wenn sie sich heute outen, dass sie Depressionen haben und die auch medikamentös behandelt werden, dann zeigt man mit dem Finger auf sie. Das ist so. In der Gesellschaft, am Arbeitsplatz. Also ich trag kein Schild herum, aber wenn ich merke, dass man mich drauf anspricht, beziehungsweise, dass ein anderer zu mir kommt, sagt, hier, du hast mir doch das mal erzählt oder so. Sag mal wie hat sich denn das geäußert. Nur um das, was ich hier jetzt eigentlich gemacht habe bei Ihnen, wie fing denn das an, was hast du denn da festgestellt. Na dann kann ich nur immer wieder sagen, pass mal auf, egal, was du mir jetzt erzählst wie du dich fühlst, du machst sofort einen Termin beim Arzt, sofort, nüchtern, großes Blutbild und leg ganz, ganz großen Wert auf den HbA1C-Wert.
Und wenn du das hast mit dem Wert, dann werden wir uns weiter unterhalten. Ich blocke alles ab. Ich erzähl denen gar nicht dies, jenes. Ich sag, mach das. Und erst wenn du zu mir kommst mit dem Wert, und ich sehe, das ist dein Wert, dann sage ich dir, wie es war.