Sebastian Bayer beschreibt die Diagnose als Schock.

Also, nach diesem Glukosetest – zwei, drei Tage später – war dann die Besprechung von dem großen Blutbild. Blutfettwerte und HbA1c-Wert waren auffällig. HDL war in der Toleranz, allerdings hätte der Wert gern höher sein können. Das ist bis heute der Fall. Durch Ernährungsumstellung und sportliche Betätigung habe ich ihn schon mittlerweile in Toleranzmitte. Der LDL – Wert war leicht drüber, Triglyceride erhöht und, ja, HbA1c. Und dann [hieß es] eben noch mal: „Ja, Herr Bayer, Sie sind jetzt Diabetiker.“ Da war ich genau so wie jetzt. „Ja, dann – aber Sie sind Typ2.“ „Was ist denn Typ2?“ „Na ja, Sie brauchen kein Insulin spritzen.“ „Aha.“ Ich war wirklich – dieser, dieser Satz immer wieder: „Sie sind jetzt Diabetiker.“ Aha. Ja. „Na ja, jetzt müssen Sie aber Ihre Ernährung umstellen, wir kriegen das zwar mit Tabletten so weit hin und das ist auch noch alles nicht besorgniserregend bei Ihnen. Aber Sie können da viel für tun.“ Und die meinte das auch gut, die Ärztin, also ich will ihr da nichts unterstellen oder so, ganz klar, aber die hat einfach nicht erkannt, dass ich total – ich hatte einen Schock.
Ich saß da: „Aha. Was ist denn Typ2?“ Und dann hat sie also auch mir etwas Infomaterial mit an die Hand gegeben, wo ich mir dann erste Informationen über diese Krankheit holen konnte. Das sind halt – das kennen Sie durch die Pharmaindustrie – eben Broschüren, also Infoblätter für Patienten. Mit den Dingern bin ich nach Hause gegangen, habe das vor mir auf den Tisch gelegt, dann habe ich da so geblättert, gelesen, ganz kurz, drei Minuten, habe das weggeschoben und habe irgendwie versucht, an alles Mögliche zudenken. Andere Dinge. Was wolltest du denn heute noch machen und so. Also so bin ich sagen wir mal so die ersten zwei, drei Monate damit umgegangen. Ja, ganz ehrlich. Ja, ich bin jetzt Diabetiker, Typ2. Ich brauche nicht spritzen. Das war´s. Ich hatte keinerlei Interesse, mich an den Laptop zu setzen, ins Internet zu gehen und irgendwie: „Gib doch mal ein, überall was es so gibt, ja. In sämtliche Suchmaschinen gib mal ein Diabetes mellitus. Gib mal Typ2 ein und so.“ Da hatte ich kein Interesse.

Aber seitdem die Diagnose festgestellt wurde durch ein Labor, und eben wirklich dieser, dieser Aussagesatz „Sie sind Diabetiker“, war für mich genau so beeindruckend, bedeutend, egal jetzt ob erfreulich oder unerfreulich, niederschmetternd oder aufbauend, aber war sehr beeindruckend. Wie die Diagnose „Sie haben Krebs.“ Wirklich also, das hat eins zu eins die gleiche Wirkung gehabt. Man hätte mir auch sagen können: „Sie haben Krebs.“