Das Vertrauen in die Medizin ist bei Sebastian Bayer geschwunden. Er kümmert sich nun selbst um seine Gesundheit und hört stärker auf seinen Körper.
Ich stelle fest: kritische Patienten sind von vielen Medizinern überhaupt nicht erwünscht. Oder Patienten, die mit einen Plan haben. Man soll seine Gesundheit selber coachen. Wenn man das so macht, mal mehr, mal weniger, aber gibt ja – also die meisten machen es gar nicht. Siehe meine Mutter.
Ich habe der Hausärztin gesagt: „Ha, mir wird immer schwindlig und so. Hmm, Sie hatten doch mal gesagt...“. Ich hab jetzt damals hatte ich so elf, zwölf Kilo abgenommen. „Sie hatten doch mal gesagt, pro sechs Kilo - so eine Faustregel - kann man eine Blutdrucktablette weglassen.“ „Ja, aber hm, lassen Sie Mal. Ah, ja nee, da nur eine halbe.“ Und dies und jenes. Also, mein Vertrauen in die Medizin ist sehr, sehr stark erschüttert. Aber ich sag mal, natürlich bin ich dafür verantwortlich, dass ich Diabetiker geworden bin. Ganz klarer Fall. Diese Verantwortung kann ich auch nie ablehnen. Ich bin ja Typ2. Es is ja nicht so, dass bei mir von heute auf morgen die Inselzellen gesagt haben: „Wir haben genug gearbeitet. Jetzt legen wir uns zur Ruhe. Sieh mal zu, wo du dein Insulin herkriegst.“ Das ist ja bei mir nicht der Fall. Aber solche Fälle gibt es natürlich auch. Und das ist ja dann eine hammerharte Diagnose. Bei mir ist das halt so, die neigen zur Erschöpfung und das haut alles nicht mehr so hin. „Mach was.“ Ja. Okay, aber trotzdem ist das Vertrauen in die Medizin sehr, sehr erschüttert. Da scheiden sich die Geister aber ich hab wirklich durch Eigendiagnostik herausgefunden, was tut mir gut, was tut mir nicht gut. Und ich sage mal, das Psychische ist dabei ja nicht zu unterschätzen. Meine Meinung. Wenn ich mich einfach körperlich wohl fühle. Oder: Ich bin ein Mensch, wenn ich mich körperlich wohl fühle, habe ich auch viel mehr Lust und Spaß am Leben, an Unternehmungen, an Gesprächen, Austausch. Ich gehe raus in die Öffentlichkeit, verstecke mich nicht. Eine Couch ist zum Beispiel dann ein Ruhemöbel und nicht ein Daueraufenthalt, wie zum Beispiel ein Arbeitsplatz. Also, da verbringt man dann mal eine gewisse Zeit drauf, eine kurze Zeit und dann war es das. Aber nicht so wirklich nach Hause kommen, Couch und lass den Tag rumgehen. Nein. Also, somit ist das Psychische nicht zu unterschätzen.
Wenn ich also das beherzige, dass ich mich so ernähre wie ich, mein eigner Körper signalisiert: ey, dir geht es gut. Und mich dementsprechend dann noch bewege und auch Spaß an der Bewegung habe, dann hätte ich ein Problem damit, wenn mir ein Arzt, eine Ärztin sagen würde: „Völlig falsch. Sie schaden ihrem Körper extrem.“ Ich kenne zum Beispiel Aussagen von Diabeteserkrankten, die sagen: „Mein Gott! Du musst viel Kohlenhydrate, also Lebensmittel, Nahrungsmittel zu dir nehmen.“ Ich sage: „Warum?“ „Ja so und so und so und so.“ Also das sind so Sachen, die werd ich alles jetzt - ich habe im Februar aus eigenem Antrieb einen Termin bei einem bekannten Internisten und Diabetologen in [Ort]. Da gehe ich voller Erwartung hin aber auch mit einem Zettel mit Fragen, mit Erfahrungen. Wenn der sagt: „Herr [Name], Sie brauchen keine Teststreifen, um hier und da mal zu messen“, weil die Kasse zahlt für Typ2 Diabetiker nichts. Das ist die Aussage, die mir meine Medizinerin gesagt hat, meine Hausärztin: Sie kriegen keine auf Rezept. Ja, kaufen tue ich die mir nicht. Das mache ich nicht. Das sehe ich nicht ein irgendwo. Ich zahle wirklich nicht wenige Beiträge zur Sozialversicherung, sprich auch zur Gesundheitsversorgung. Und ich haue mir da wirklich nicht hunderte von Euros pro Jahr ans Bein, nur weil die Gesetzgebung so und so ist. Mache ich nicht. Das kann sehr naiv sein oder auch dumm. Okay, lasse ich mir dann gerne nachsagen aber irgendwann ist mal Schluss. So. Und den werde ich fragen. Dann kenne ich Typ2 Diabetiker, die sagen: „Natürlich kriegst du Teststreifen. Natürlich kriegst du so ein Gerät.“ Mein Vater hatte noch eins hier, das brauchte 20, 30 Sekunden um startklar zu sein. Heute die Dinger, nach drei Sekunden sind die ja, oder fünf Sekunden sind die ja fertig.
Weil letztendlich haben mir die Erfahrungswerte durch das Aufbrauchen der Teststreifen haben mir letztendlich gezeigt: Wenn du die und die Lebensmittel meidest, fühlst du dich besser, du schläfst einmal ein und wachst einmal auf und nicht dauernd. Du hast einfach mehr Lust an Bewegung, du kannst dich besser konzentrieren und, und, und. Was man dann noch häufig hört, immer die Frage: „ Haben Sie häufig Durst?“ Ja was ist denn häufig? „Ja, müssen Sie jede Stunde was trinken?“ Nein. „Trinken Sie zu den Mahlzeiten?“ Damals ja. Irgendwie hab ich mir das abgewöhnt. Ich weiß auch nicht warum. Das hängt aber also nicht unmittelbar mit dem Diabetes zusammen. Mal ja, mal nein. Also Getränke zum Essen. „Müssen Sie nachts aufstehen? trinken?“ Nein. „Trinken Sie morgens gleich?“ Sag ich: „Ja.“ Mache ich seit 30 Jahren. Ich stehe auf und trinke einfach ein Glas Leitungswasser. Oder auch teilweise mit Apfelessig versetzt. Ja. Ich sage: „Ich trinke sehr viel Kaffee.“ Bekommt mir auch nicht so unbedingt, aber naja, man kann ja nicht alles aufgeben.
Also, dieses häufige Trinken, was man ja hört von Diabetikern, die also erkranken an Diabetes. War bei mir so nicht feststellbar. Und wenn ich sage, dass das einer der Gründe - oder wenn man sagt, dass das einer der Gründe ist „häufig Durst“, dann muss ich sagen, dann bin ich eigentlich seit meinem dreizehnten Lebensjahr Diabetiker. Weil, ich trinke im Sommer schon mal drei, vier Liter Mineralwasser, weil ich schwitze die auch aus. Wer so ein paar mehr Pfunde mehr mit sich rumschleppt und sich nicht regelmäßig bewegt, der schwitzt halt sehr schnell. Hat er einen Flüssigkeitsverlust. Und dann irgendwann ist der Flüssigkeitsverlust so groß, dass man signalisiert bekommt „Durst, trink!“. Ja, ist man da Diabetiker? Ich weiß nicht. Gut. Also das war eigentlich kein Grund. Um mal früh sagen zu können oder rechtzeitig sagen zu können: man könnte da ja mal prophylaktisch so diesen Glukosetest da machen.