Die Erfahrungen von Kurt Bröcker

Portrait Kurt Bröcker ist zum Zeitpunkt des Interviews 57 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. Herr Bröcker arbeitet als selbständiger Unternehmer. Zum Zeitpunkt der Diagnose war er 54 Jahre alt. Er wurde zunächst mit Insulin und Tabletten behandelt, konnte beides aber absetzen, weil er sich selbst auf strenge Diät setzte.

 

Im Frühsommer 2005 hatte Herr Bröcker einige Tage ungewöhnlich starken Durst, sodass seine Frau vermutete, er könnte Diabetes haben. Er fand das albern und schob den Durst auf das warme Wetter, denn er war immer gesund gewesen und hatte seit zehn Jahren keinen Arzt aufgesucht. Herr Bröcker wurde aber unsicher, als er eines Mittags schon 2 Liter Cola getrunken hatte, und ließ in einer Apotheke einen Zuckertest machen. Das Ergebnis war eindeutig und für ihn ein großer Schock. ( )

Herr Bröcker wurde mit einer Kombination aus Tabletten und Insulin behandelt. Schon im Krankenhaus begann er, sich über den Diabetes zu informieren. Er war entsetzt, als er von den Folgeerkrankungen erfuhr. Besonders erschreckend war für ihn die Teilnahme an einer Ernährungsschulung. Vielen Teilnehmern ging es nur darum, ihre Gewohnheiten beibehalten zu können – obwohl sie teilweise schon schlimme Folgeerkrankungen hatten. Das konnte Herr Bröcker nicht nachvollziehen. Auch die drastischen Worte einer Ärztin trugen dazu bei, dass er beschloss, alles zu tun, was in seiner Macht steht, um den Diabetes zurückzudrängen. (Clip ) Dafür stellte er sich sein eigenes „Programm“ zusammen. Das besteht bis heute aus zeitlich genau festgelegten Mahlzeiten mit einer strengen Diät, durch die er innerhalb von 9 Monaten 40 Kilo abgenommen hat. ( ) Sein Wohlfühlgewicht von 93 Kilo hält er seitdem. Außerdem achtet Herr Bröcker darauf, jeden Tag 30-40 Minuten Sport zu machen. ( ) Dadurch konnte er das Insulin nach drei Monaten und die Tabletten nach fünf Monaten absetzen. Inzwischen sind seine Blutzuckerwerte konstant, auch unabhängig von kleinen „Sünden“ – die zeigen sich allerdings sofort im Gewicht. Trotz des Erfolgs ist es schwierig, immer diszipliniert zu sein. Deswegen ist Herr Bröcker froh über die Unterstützung durch seine Frau. ( )

In der ersten Zeit nach der Diagnose hat Herr Bröcker sich sehr auf seinen Diabetes konzentriert und alte Gewohnheiten wie den Stammtisch erst einmal aufgegeben. Auch bei der Organisation von Arbeitsleben und Urlaub war er vorsichtig und hat erst einmal ausprobiert, wie sich der neue Lebensrhythmus mit Diabetes darauf abstimmen ließ. Dafür musste er Kompromisse eingehen und Zugeständnisse an den Diabetes machen. Die Angst vor den Folgeerkrankungen und der Wunsch, relativ gesund alt zu werden sind seine Motivation, mit der Disziplin und den Einschränkungen zu leben. ( )

 

Das Interview wurde im Winter 2008 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Kurt Bröcker

Kurt Bröcker beschreibt die anschauliche Schilderung möglicher Folgekrankheiten als optimale Voraussetzung für die Anerkennung seiner Krankheit.

Kurt Bröcker bewegt sich diszipliniert jeden Tag, was ihm sehr gut bekommt. Seinen abendlichen Spaziergang mit seiner Frau lässt er nie ausfallen.

Kurt Bröcker erzählt von seinen Schwierigkeiten, während der Arbeit die Essens- und Spritzzeiten einzuhalten.

Kurt Bröcker findet, dass der Partner mitziehen muss, wenn man mit seiner Krankheit gut zurechtkommen möchte.

Kurt Bröcker fühlt sich von seiner Krankenkasse allein gelassen. Eine Broschüre mit Ernährungstipps erhält er von einem Medikamentenhersteller.

Kurt Bröcker hat die Erfahrung gemacht, dass Disziplin eine wichtige Voraussetzung für das Leben mit Diabetes darstellt.

Kurt Bröcker hat seine Ernährung konsequent auf täglich 15 Broteinheiten umgestellt. Sein Hungergefühl bekämpft er mit Salat und Gemüse. Sein Zuckerspiegel ist seitdem stabil.

Kurt Bröcker ist diszipliniert, weil er so wenig Medikamente wie möglich nehmen möchte.

Kurt Bröcker konnte nach einer Gewichtsreduktion von 40 Kilo auf Tabletten und Insulin verzichten.

Kurt Bröcker liest alle Broschüren und spricht mit allen Ärzten, um Wissen über seine Krankheit zu erlangen.

Kurt Bröcker meint, dass er schon früher die Anzeichnen hätte ernst nehmen und zum Arzt gehen sollen.

Kurt Bröcker stellt fest, dass Menschen die Gedanken an Krankheit und Tod gerne vermeiden. Erst wenn es einen selbst betrifft, lässt man sie zu.

Nachdem seine Frau vermutete, dass Kurt Bröcker Diabetes haben könnte, machte er zunächst in der Apotheke einen Blutzuckertest, bevor er sich an einen Arzt wandte.