Johannes Meyer war schon immer dick. Im Schwimmbad spielte er früher den Pausenclown, auch wenn ihm nicht zum Lachen zumute war. Heute geht er nicht mehr schwimmen.
Es ist doch eine klare Sache: wie gesagt, ich war schon als Kind, ja, war ich schon zu dick. Ich war schon immer zu dick. Ich hab mit 18, ja, mit 18 habe ich glaube ich die Schallmauer durchrannt und über zwei Zentner gewogen
Interviewerin: Und könnten Sie sich an Situationen erinnern?
Mein ganzes Leben sind solche Situationen, das ist einfach so.
Interviewerin: Können Sie mir eine erzählen oder zwei?
Ja, da kann ich nichts zu – das ist so, im Prinzip wird das, sag ich jetzt einfach mal, ja, diese Geschichte, die ich eben von dem kleinen dicken Jungen erzählt habe, das wird eine Geschichte von mir sein. Ja, es ist so. Das war mein Leben, ich weiß, wovon ich rede. Ich bin gehänselt worden, selbstverständlich, ich bin ausgelacht worden, wenn ich im Schwimmbad gewesen bin. Ja, was meinen Sie, warum ich heute nicht ins Schwimmbad gehe? „Ja, ist doch nicht schlimm, Bauch liegt doch im Wasser, sieht doch keiner!“ Da sage ich aber: „Bis ich im Wasser bin“. Ja, was meinen Sie, was mich das gestört hat, wenn ich früher - ich war in der Jugendgruppe, bei den Pfadfindern – wenn wir ins Schwimmbad gegangen sind, ja, und jeder Mensch – Sie haben das Gefühl – jeder Mensch, der guckt mir auf meine Männerbrüste, die ich ja logischerweise habe, wenn ich zu dick bin. Die haben mich selber haben die mich gestört. Jeder, meinen Sie – ob das stimmt oder nicht – jeder guckt da hin und jeder will gerade loslachen oder was weiß ich und hin und her. Was meinen Sie, was das für – Auch wenn Sie dann den Pausenclown machen, was weiß ich, und als Erster vom Fünfmeterbrett springen ja, und so weiter und so fort. Aber trotzdem, in mir selber – oder in dieser Person selber, was da – die erleben das, die kriegen das mit, die sind ja nicht doof. Es sei denn, die sind tatsächlich zurückgeblieben im Denken. Aber wenn die normal denken können, das kriegt – ein jeder kriegt das mit, na klar, die [„Dicken“] umspielen das, logisch, indem sie, ja, Pausenclown machen, indem sie lustig sind, indem sie irgendwie was, ja – Das sind dann immer angenehme Menschen, die Lustigen und ach, das sind immer die Dicken. Gucken Sie mal hin, das ist so. Also, das ganze Leben ist so. Natürlich ist das auch meine Lebenserfahrung, dass ich mein ganzes Leben zu dick bin. Es ist einfach so.