Holger Schneider verheimlichte seiner Frau beim Kennenlernen seinen Diabetes. Heute ist ihre Unterstützung für ihn sehr wichtig.
Ja, eigentlich Situationen so nicht. Sie wusste ja nun auch nicht, was das ist. Zu Anfang hat sie das ja gar nicht gewusst. Wir waren eben so zusammen. Man sagte so schön: das ist ja nichts Festes. Und irgendwann kam man auch zu ihr zum Essen. Wurde mal eingeladen vom späteren Schwiegervater oder Schwiegermutter. Oder sie kam zu uns. Ja, ich glaube wir waren zuerst bei ihr. Warum auch immer, aber es ist so die Reihenfolge gewesen. Da kriegte sie das auch noch so nicht mit von den Tabletten. Weil ich sie ganz einfach mal wieder vergessen hatte. Und hinterher waren wir dann irgendwie noch weg und weiß ich was noch. Dann hatte man auch keinen Gedanken dabei – sich eine Tablette, schnell nach Hause zu fahren oder zu gehen und sich eine Tablette zu holen? Ich sag mal die Knutscherei war wichtiger. Und dann irgendwann eben bei uns da hab ich dann hinterher still und heimlich mein Tablettchen genommen und das hatte sie dann auch noch nicht mitbekommen. Sie hatte dann meiner Mutter mitgeholfen Tisch abräumen und was da eben so zugehört. Ich will nicht sagen abwaschen und sauber machen. Das hab ich also auch gemacht, aber – Ich ging dann irgendwann in die Ecke. Da gab´s eine Eckbank und da stand oben drauf: eine Seite Vaters Tabletten, andere Seite Sohn seine Tabletten. Und dann nahm ich mein Tablettchen, trank ein Glas Milch dazu und fertig. Da wurde nicht – Irgendwann ganz, ganz viel später: „Was hast du denn da? Was machst du denn da?“ „Du, ich hab keine Zeit, ich muss erst mal Rechnungen fertig machen für die Krankenkasse.“ „Ja, was hast du denn da alles?“ Ich sag: „Das sind die Tabletten, das sind die Tabletten, das sind davon –“ Ich sag: „Der Arztbesuch, die Blutabnahme hier. Guck mal, kannst du gucken, was das kostest und so.“ „Wie? Was machst du?“ Ich sag: „Ich bin Privatpatient.“ Das wusste die ja zu dem Zeitpunkt eigentlich auch noch nicht, weil man über so was gar nicht gesprochen hatte. Es war uninteressant. Wie gesagt, knutschen war wichtiger. Es war – da kam so dieses, wo man sich dann für solche Sachen interessierte, da waren wir dann also schon so eng zusammen, dass wir wussten: wir wollten irgendwann, wenn es passieren würde auch heiraten und zusammen bleiben. Was wir heute immer noch sind. Selten heutzutage. Aber das ist – da hat man da auch über so was mal gesprochen und hat mal gezeigt: “Und diese Tabletten muss ich nehmen hier für den Zucker. Die hatte ich mal hohen Blutdruck, die soll ich mal, die soll ich so langsam ausnehmen. Das war früher mal eine Ganze. Jetzt brauch‘ ich nur noch eine halbe nehmen.“ Und so wurde dann eben da drüber mal erzählt. Aber sie passte zu dem Zeitpunkt nicht drauf auf, dass ich regelmäßig meine Tablette nahm. Das kam dann wieder noch später, wo es dann eben zum zweiten Crash bei mir kam, wo es dann hieß: regelmäßig und du musst die Tabletten nehmen und, und, und. Dann sagte sie auch schon mal wenn wir irgendwo hingingen: „Hast du an deine Tabletten gedacht?“ Dann drehte man sich um, lies den Kopf hängen und dann kam das Wort mit D und Mann hinter und „Ja, ja ist ja in Ordnung“. Dann ging man hin, nahm seine Tablettenbox mit und ging wieder abmarschiert. Dann kriegte man noch drei Sätze dazu. „Wenn ich nicht an alles denke.“ „Ja, mein Schatz.“ „Irgendwann-“ „Ja, mein Schatz.“ Und es wurde zwar noch zu dem Zeitpunkt auch noch ein bisschen ins Lächerliche gezogen: „Kerle sind doof. Frauen müssen an alles denken.“ Und genau so wie ich andersrum dann auch sage: „Frauen sind doof. Kerle müssen an alle“ – Also, so eben. Es wurde ja lax gehandelt eigentlich. Nur dann eben jetzt wo es ganz extrem war, jetzt wird auch aufgepasst. Jetzt – „muss denn das Stück Schokolade da sein? Lass es doch liegen.“ Also jetzt wo dann mit der bekannt wurde mit den Tabletten und dergleichen.
Das ist so ein ganz schönes Beispiel was Sie grade sagten mit der Schokolade. Auch hier – Sie kennen mich jetzt ja schon ein bisschen – noch mal nachgefragt: so andere Beispiele, an die Sie sich erinnern, wie das läuft, wenn Sie mit ihrer Frau über Krankheit sprechen?
Ja gut. Man, man muss gleich dazusagen, ich hatte es zu Anfang schon mal gesagt, wenn da nicht ein zweiter Wille mit bei ist – Ich hab früher mal gesagt, mein Können und der Willen meiner Frau hat dazu geholfen, dass ich abgenommen habe und auch den Zucker so gut in Griff gekriegt habe. Alleine – also ich zum Beispiel, ich kann nur von mir reden, ich würde es alleine glaube ich nicht schaffen. Weil mir einmal – ich höre gerne Komplimente: „Deine Werte sind klasse. Schön. Hast du gut hingekriegt.“ Oder: „Du hast wieder ein paar Kilo abgenommen.“