Holger Schneider bewegte sich nur noch wenig, als er berufstätig wurde. Da er sein Essverhalten beibehielt und zudem fetthaltig und süß aß, nahm er im Laufe der Zeit zu.
Da war ich ja nun den ganzen Tag in Bewegung und ich hatte ja vorher auch in der Lehre immer Bewegung. Ich habe 5 Scheiben, 6 Scheiben Brot mitgenommen. Die waren aber – abends hab ich vor Hunger schon manchmal im Zug gesessen. Ich war bei den – man nennt es so im Sprachgebrauch – so ein bisschen bei den Schotterknechten. Also ich musste also auch richtig arbeiten da. Der Körper hat es verbraucht. Ich habe mich sehr viel bewegt. Wenn ich nach Hause kam. Wir wohnten nicht weit vom Sportplatz, so wie jetzt die Tageszeit, abends 16 Uhr, 16 Uhr 30 zuhause. „Wann gibt es Essen?“ „Du weißt halb sieben.“ „Oh, ich geh noch eine halbe Stunde auf den Sportplatz.“ Da waren immer welche, mit denen man rumbolzen konnte, mit denen man sich bewegen konnte. Wenn ich dann um sechs, halb sieben nach Hause kam, dann war ich nicht nur hungrig, dann war dieser Wolf, der war richtig da. Also es knurrte und ich hatte richtiggehend Hunger. Dann ging das los mit dem Schichtdienst. Nach der Bundeswehr, zu Anfang noch nur einfachen Schichtdienst mit Tagesschichten und Nachtschichten. Da war ich noch auf dem Schrankenposten, weil ich erst noch ein bisschen was wieder lernen musste und dergleichen. Wir hatten von sieben bis 19 und von 19 bis sieben. Wobei, 19 bis sieben keine komplette Nachtschicht war, sondern die ging irgendwas bis 23 Uhr 50 und fing dann wieder um zwei Uhr 50 oder drei Uhr zehn auf dem andern Posten an. Wer konnte ist nach Hause gefahren für die paar Stunden. Ich bin selten nach Hause gefahren. Ich hab mir da eine Liege ausgeklappt und hab da die paar Stunden verbracht. Schlafen ist das nicht. Das ist verbringen. Mehr ist es eigentlich nicht. Aber man sitzt eben den ganzen Tag und ich hatte immer noch meine 5 oder 6 Stullen Brot mit. Und dann kam man auch so sonntags nachmittags noch mal auf die Idee: da unten ist ein Café, lass uns doch noch ein Stück Torte holen. Oder abends noch mal eine Curry-Wurst mit Pommes oder dergleichen. So Gyros und so was gab´s noch nicht, aber diese halben Hähnchen aus der Kneipe und eine Curry-Wurst mit Pommes oder doppelte Pommes sogar und alles diese Scherze. Also, man war dann, hat dann eben zu dem, was man zu sich genommen hat noch mal was oben drauf. Würd‘ ich heute auch nicht mehr machen, wenn ich pfiffig wär. Aber man ist, man war bequem. Man aß und aß und aß. Und man hatte keine Bewegung mehr durch diesen – durch den Schichtdienst ist man zu faul geworden. Wenn man den ganzen Tag unterwegs war, wenn ich Tagschicht hatte – gut war sowieso nicht viel mit Bewegung drin, aber wenn ich die Nachtschicht hatte, wenn ich eigentlich morgens um sieben nach Hause kam, hätt‘ ich noch eine Stunde laufen können von mir aus. Oder irgend so was. Naja, man hat es eben nicht gemacht. Und das führte eben irgendwann – das die Haut doch ein bisschen wachsen musste. Und das zog sich eben über ein paar Jahre hin, bis dann eben wie gesagt in den 80er Jahren die Haut zu eng wurde. Also dieser Prozess, dass man da zunimmt, der dauert eigentlich ziemlich lange. Man bemerkt es auch gar nicht. Eine neue Hose kaufen. Ja, och, nimm eine Nummer größer. Ist doch egal. Wenn man dann anfängt irgendwann zu kaschieren, die Hemden über der Hose tragen muss und dergleichen, dann macht man sich Gedanken. Aber och, na ja. Ich will nicht sagen man wird faul dabei oder man wird träge oder gaga. Gleichgültig ist es vielleicht, es interessiert einen nicht. Man fühlt sich sauwohl. Und ich habe später dann mal festgestellt: je höher der Zuckerspiegel war. Als wenn man ein Junkie wird, man fühlt sich immer wohler. Man fühlt sich mit einem Zuckerwert von über 300 wohler, als wenn ich nur 100 habe und krieg einen Hungerast oder sowas.