Die Erfahrungen von Holger Schneider
Holger Schneider ist zum Zeitpunkt des Interviews 52 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Als der Diabetes festgestellt wurde, war er 27 Jahre alt. Die Behandlung erfolgte zunächst mit Tabletten; jetzt spritzt Herr Schneider regelmäßig Insulin.
Als der Diabetes bei Holger Schneider festgestellt wurde, hatte er gerade angefangen, bei der Bundesbahn zu arbeiten und lebte noch bei seinen Eltern. Nach der Arbeit traf er sich mit seinen Freunden und an den Wochenenden feierten sie ausgelassene Partys. ( ) An diese sorglose Zeit erinnert er sich gerne. Zum Arzt war er damals nur gegangen, weil seine Mutter darauf bestand. ( ) Auch als der Anruf aus der Praxis kam, er solle dringend vorbeikommen, ließ er sich damit Zeit und fühlte sich nicht beunruhigt. Mit der Diagnose konnte er erstmal gar nichts anfangen. Der Hausarzt verschrieb ihm Tabletten und gab ihm einen Diätplan, denn Herr Schneider war zu diesem Zeitpunkt stark übergewichtig. Die Diät nahm seine Mutter in die Hand. Sie achtete streng darauf, dass er sich an die Vorschriften hielt. Er selbst begann wieder Sport zu treiben. Dadurch hatte er seinen Diabetes eine Zeit lang gut unter Kontrolle und verlor auch Gewicht.
Im Laufe der Zeit setzte sich „aber „der Schlendrian“ wieder durch. Holger Schneider vergaß, die Tabletten regelmäßig zu nehmen, nahm wieder zu und fuhr jede noch so kleine Strecke mit dem Auto. ( ) Zum Schluss war sein Diabetes so schlecht eingestellt, dass der Betriebsarzt bei der Bundesbahn ihn wegen der Gefahr einer Unterzuckerung dienstunfähig schrieb.
Herr Schneider möchte die schönen Seiten des Lebens genießen, auch mit Diabetes. In letzter Zeit gelingt es ihm ganz gut, beides unter einen Hut zu bringen. Er fährt viel Fahrrad, nicht nur wegen der Bewegung, sondern weil es ihm Freude macht. Mit seiner Frau und Freunden macht er häufig spontane Ausflüge, zum Beispiel zum Rheinischen Karneval. ( ) Dabei hat er in einer kleinen Tasche immer alles Nötige für die Versorgung seines Diabetes dabei. Beim Essen erlaubt er sich „auch einmal zuzuschlagen“ - dafür isst er in der nächsten Woche dann „Knäckebrot und Quark“. Wichtig für sein Leben ist auch die Dorfgemeinschaft. Weil dort über alles gesprochen wird, gibt es auch keine dummen Fragen, wenn er sich zum Spritzen „in die Ecke verdrückt“. Allerdings kämpft er weiterhin mit „dem Schlendrian“ - und dann spricht sein Hausarzt manchmal sehr deutlich mit ihm. ( )
Das Interview wurde im Frühjahr 2009 geführt.