Die Erfahrungen von Harry Ebert
Zum Zeitpunkt des Interviews ist Harry Ebert 65 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder. Bis er Frührentner wurde, arbeitete er die meiste Zeit seines Lebens als Maurer. Mit 39 Jahren wurde bei ihm die Diagnose Diabetes gestellt. In den ersten Jahren wurde er mit Tabletten behandelt, seit etwa 10 Jahren spritzt er nun Insulin.
Im Jahr 1983 bemerkte Harry Ebert vermehrt Kopfschmerzen und Übelkeit, weshalb er sich an seinen Hausarzt wendete. Dieser führte umgehend einen Zuckertest durch und verwies ihn sofort ans Krankenhaus, da er einen bedenklich hohen Wert feststellte.
Die Diagnose Diabetes war für Herrn Ebert zunächst ein Schock, da er niemanden mit Diabetes kannte, der ihn hätte über die Krankheit informieren können.
Innerhalb der folgenden sechs Wochen wurde er im Krankenhaus mit Medikamenten eingestellt. ( ) Diesem Aufenthalt folgten bis heute noch vier weitere in speziellen Diabeteskliniken. Dort lernte er nicht nur den richtigen Umgang mit Medikamenten und der Ernährung, sondern auch, wie er mit einer Unterzuckerung umzugehen hat. In seinem Alltag fiel es ihm jedoch schwer, das erlernte Essverhalten beizubehalten. Daher setzte er seine gewohnte Lebensweise zunächst für einige Jahre fort.
Bereits 10 Jahre vor der Diabetesdiagnose hatte Herr Ebert eine Diätkur gemacht. Die dort praktizierten Methoden zur Gewichtsabnahme lehnt er jedoch ab, da er in den vergangenen Jahren immer wieder die Erfahrung von Jojo-Effekten nach radikalen Diäten gemacht hat. Außerdem geht er davon aus, dass es in seiner Familie die Veranlagung zum Übergewicht gibt. Ein langsames Abnehmen und sich nicht alles zu verbieten, findet er heute sinnvoller. Dabei hilft ihm auch, dass er vor zehn Jahren auf Insulin umgestellt wurde, womit er sehr zufrieden ist. Dadurch kann er auch flexibler auf verschiedene Situationen reagieren und dem tatsächlichen Bedarf entsprechend spritzen, beispielsweise, wenn seine Kinder zu Besuch sind und er sich bei den Süßigkeiten nicht zurück halten kann.
Aufgrund der körperlichen Arbeit auf dem Bau hat Harry Ebert weitere gesundheitliche Einschränkungen zu bewältigen. Im Gegensatz dazu sieht er die Gefahr beim Diabetes allerdings darin, dass „das nicht weh tut“, ein Grund, warum es seit der Diagnose vor 26 Jahren auch Zeiten gab, in denen er sich nicht um den Diabetes kümmerte und „schluderte“.
Zurückblickend sieht er den früheren Umgang mit seinem Körper kritisch. Obwohl er bereits seit einigen Jahren das Rauchen aufgegeben hat, denkt er, dass er heute trotzdem die Konsequenzen daraus tragen muss und auch den Diabetes als Krankheit hätte ernster nehmen sollen. Da Harry Ebert weiß, dass es wichtig ist sich ausreichend zu bewegen, beschloss er neben der Gartenarbeit mit seiner Frau Zeitungen austragen zu gehen.
Das Interview entstand im Frühjahr 2009.