Rückfall- und Metastasentherapie, palliativmedizinische Versorgung
Bei einigen unserer Interviewpartner*innen kam es im Verlauf ihrer Krankheitsgeschichte zur Bildung von Metastasen (oder auch filiae=Tochtergeschwülste genannt), welche sich in anderen Organen finden - meist zunächst in Leber oder Lunge (siehe auch https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/darmkrebs/therapie-bei-fortgeschrittenem-darmkrebs.html).
Oft wurden sie im Rahmen von Nachsorgeuntersuchungen diagnostiziert. Manche unserer Interviewpartner*innen fanden diese auch auf anderen Wegen (siehe auch „Diagnosemitteilung“, „Erste Anzeichen“, „Untersuchungen“).
Bei Ernst Schmidtbauer wurden bei der Nachuntersuchung Lungenmetastasen gefunden.
Wilfried Schönfeld spürte seine Metastasen selbst und beharrte auf Untersuchungen.
Petra Thomas bekam bei jeder Untersuchung wieder die schlechte Nachricht von neuen Metastasen.
Manchmal kann es auch zu Rückfällen (sogenannten Rezidiven), das heißt erneutem Wachstum des Darmkrebses, kommen. Diese können im Rahmen der Nachsorge entdeckt werden.
Bei Karl Bergmann hatte sich nach 19 Jahren erneut ein Karzinom gebildet.
Die Therapie von Rückfällen und Metastasen ist sehr individuell. Welcher Behandlungsplan sich an die Metastasenbehandlung anschließt und welche Therapien (Operation, Chemotherapie, Bestrahlung, neuere Medikamente wie zum Beispiel zielgerichtete Therapien) zum Einsatz kommen, richtet sich nach dem jeweiligen individuellen Krankheitsbild (siehe auch „Behandlungsplan“ und unter http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/darmkrebs/krankheitsrueckfall.php sowie http://www.darmkrebs.de/behandlung/metastasenbehandlung/). Manche unserer Interviewpartner*innen holten hierfür auch eine Zweitmeinung ein (siehe „Zweitmeinung“). So lehnte zum Beispiel Lorenz Kraus nach Einholung einer Zweitmeinung bei einer zweiten Lebermetastase die vorgeschlagene Therapie ab.
Unsere Erzähler*innen machten unterschiedliche Erfahrungen mit der Metastasen- oder Rückfallbehandlung. Zunächst war die Diagnose, dass sich erneut Anzeichen des Darmkrebses finden lassen, für die allermeisten unserer Interviewpartner*innen sehr niederschmetternd (siehe „Leben mit der Unsicherheit“ und „Diagnosemitteilung“).
Manche fanden die Behandlung problemlos und sie konnten gut damit umgehen, für viele waren die Therapien aber auch sehr anstrengend und Kräfte zehrend.
Nach der Lebermetastase ging die Therapie bei Jutta Groß wieder von vorne los.
Erna Hettich hatte nach fünf Jahren eine Lungenmetastase.
Bei einigen unserer Interviewpartner*innen stellte sich die Frage, ob sie überhaupt weitere Therapien auf sich nehmen wollten und ob der Gewinn an Lebenszeit und Lebensqualität durch die Therapie die damit verbundenen Belastungen aufwiegen könnte.
Anna Rusch fragt sich, welche Therapien für sie noch sinnvoll sind.
Palliativmedizinische Versorgung
Bei manchen unserer Erzähler*innen war die Krankheit so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr um eine heilende (kurative) Therapie ging, sondern um eine sogenannte palliative (vom lateinischen pallium= Mantel abgeleitete „lindernde“) Therapie (siehe auch „Sinnsuche und Konfrontation mit der Endlichkeit“ und https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Darmkrebs_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf).
Hierbei geht es gezielt um die Linderung von Symptomen und die möglichst lange Erhaltung der Lebensqualität und Selbstständigkeit.
Sebastian Siemens will sein Leben nicht nur auf dem OP-Tisch verbringen.
Sebastian Siemens möchte die ihm verbleibende Zeit gut verbringen.
Emil Groh ist es wichtig, sich auf das Sterben vorzubereiten.
Als wichtige Anlaufstellen für palliative Betreuung sind Palliativstationen und Hospize zu nennen. Daneben können aber auch ambulante Hilfen, wie die „Brückenpflege“ oder die „ambulante palliativmedizinische Versorgung“ wichtig sein. Palliativstationen sind meist kleine Stationen oder Einheiten in Krankenhäusern, die sich auf eine ganzheitliche und umfassende symptomlindernde Therapie, welche die Familien mit einschließt, spezialisiert haben. Daneben nannten unsere Interviewpartner*innen das Hospiz als einen Ort, an dem sie sich vorstellen könnten zu sterben, wenn es ihnen nicht möglich wäre, zuhause zu sterben (siehe auch http://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/iblatt/iblatt-palliative-versorgung.pdf oder https://www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de/ und http://www.dgpalliativmedizin.de/allgemein/sapv.html). Tim Meier nimmt sich Zeit, über Bestattungsformen nachzudenken, nachdem bei seinen Kontrollen immer wieder Lebermetastasen entdeckt werden. Er hat seine Erwartungshaltung geändert und ist sich bewusst, dass er noch lange mit der Krebserkrankung zu tun haben wird und sie womöglich nicht überlebt.
Emil Groh hat der Aufenthalt auf einer Palliativstation sehr geholfen.
Emil Groh ist froh, dass es Hospize gibt und er kann sich vorstellen dort zu sterben.