Psychotherapie und Psychoonkologie
Da eine Tumorerkrankung das Leben oft völlig auf den Kopf stellt, kann psychologische, psychotherapeutische und speziell psychoonkologische Begleitung für Darmkrebspatient*innen und deren Familien manchmal hilfreich und oft auch dringend nötig sein (siehe auch https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/krankheitsverarbeitung/psychoonkologie.php). Manche unsere Interviewpartner*innen erzählen, dass sie besonders in akuten Krisen dankbar waren, wenn im Krankenhaus Psychoonkolog*innen oder auch Seelsorger*innen für sie da waren.
Besonders für die Bewältigung der Krebserkrankung innerhalb der Familie und Partnerschaft haben einige unserer Erzähler*innen gute Erfahrungen mit psychologischer Unterstützung gemacht (siehe auch „Partnerschaft und Sexualleben“). Manchen unserer Erzähler*innen war es auch wichtig, dass sie um eine Unterstützung für ihre Familie wussten, weil sie sich selbst nicht kümmern konnten. Tim Meier hat es beispielsweise sehr beruhigt, dass sich seine Eltern psychotherapeutische Betreuung gesucht haben.
Uwe Dierks half die psychoonkologische Begleitung für den Umgang im sozialen Umfeld.
Die psychoonkologischen Gespräche brachten neues Leben in Norbert Wagners Partnerschaft.
Über gute Erfahrungen mit psychotherapeutischer Unterstützung berichten einige, die diese während ihres Aufenthaltes in einer Rehabilitationsklinik gemacht haben (siehe auch „Rehabilitation“), sowohl in Gruppen- als auch in Einzeltherapien. In den Kliniken oder auch ambulant sind hier oft Psycholog*innen oder Psychotherapeut*innen tätig. Sogenannte Psychoonkolog*innen sind auf Belastungen, Bedürfnisse und Unterstützungsangebote von Krebspatient*innen und deren Familien spezialisiert, müssen von ihrer Grundausbildung allerdings nicht unbedingt ausgebildete Psychotherapeut*innen oder Ärzt*innen sein (https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/krankheitsverarbeitung/psychoonkologie.php).
Als besonders hilfreich empfanden viele das Gefühl, nicht alleine zu sein und Halt zu bekommen von einer unabhängigen Person, die ihre derzeitigen Probleme und Ängste kannte. Für einige Erzähler*innen war es besonders wichtig, sich Unterstützung zu holen, wenn Entscheidungen über die weitere Behandlung anstanden (siehe auch „Behandlungsplan“). Manche nahmen die Erfahrung mit psychoonkologischer Begleitung auch als Anlass, sich weiterhin um eine ambulante Psychotherapie zu bemühen. Manchmal halfen auch unterstützende kreative Therapien wie Mal- oder Musiktherapie. Auch gab es Erzähler*innen, die sich erst im Nachhinein, nachdem die Krankheit schon eine Zeit lang zurücklag, entschieden, eine Psychotherapie anzugehen, um das Erlebte zu verarbeiten und ihr Leben neu zu strukturieren.
Annemarie Merscher konnte ihre Entscheidungen in psychoonkologischen Gesprächen absichern.
Petra Markert half es, Themen aus der Gruppentherapie auch noch in Einzelgesprächen zu vertiefen.
Ingrid Weis erarbeitete in der psychologischen Begleitung ihre Kraftquellen.
Johanna Vogel konnte alles mit ihrer Psychologin besprechen und empfand das als große Stütze.
Einige unsere Interviewpartner*innen hätten psychologische Unterstützung gebraucht, hatten aber große Probleme, diese zu finden. Dies lag teilweise daran, dass es in den Kliniken keine psychoonkologischen Angebote gab. Manche Erzähler*innen berichten, dass sie daher weite Strecken, auch für eine sich anschließende ambulante psychoonkologische Behandlung, auf sich nahmen, andere wandten sich an die psychosozialen Krebsberatungsstellen, wo sie auch kurzfristig einzelne Termine wahrnehmen konnten.
Jutta Groß fühlte sich allein gelassen und hätte sich psychologische Unterstützung gewünscht.
Neben denjenigen, die gute Erfahrungen gemacht haben, erzählten auch einige unserer Interviewpartner*innen, dass sie ein solches Angebot für sich nicht brauchten oder nach einem Gespräch gemeinsam mit der Psychologin/dem Psychologen übereinkamen, dass sie ihre Belastungen gut alleine und mit der Familie bewältigten. Bei manchen passte die Person oder die Arbeitsweise der Psychotherapeut*innen (z.B. der Rat, auch auf Psychopharmaka zurückzugreifen) nicht, so dass sie nach den ersten probatorischen Sitzungen (das heißt Sitzungen, die zunächst versuchsweise gemacht werden, ob und wie das Arbeiten zwischen Patient*in und Therapeut*in möglich ist) weiter nach anderen Psychotherapeut*innen suchten. Hier berichtet auch eine Erzählerin, dass sie sich die privaten psychotherapeutischen Behandlungen nicht lange leisten konnte, obwohl sie weiterhin Bedarf gehabt hätte. Eine andere Interviewpartnerin verweist auch auf lange Wartezeiten. Wieder andere haben schlechte Erfahrungen gemacht, die sie abschreckten, noch weitere psychologische Unterstützungsangebote wahrzunehmen.
Paul Reinauer hat nur schlechte Erfahrungen mit psychologischen Angeboten gemacht.